Re: von SÜDWIND e.V. (info@suedwind-institut.de)
vom 08.02.2011 18:05:50
Sehr geehrter Herr Hof (?),
das ist richtig, wir möchten ungerechte Strukturen aufdecken, diese bewusst machen und damit Veränderungen erreichen. Da unser erster Ansatzpunkt wirtschaftliche und politische Strukturen in den Ländern des Nordens sind, die negative Auswirkungen auf die Länder des Südens haben, führen wir selbst keine eigenen Projekte im Ausland durch. Wir führen Recherchen zu diesen Strukturen durch, bringen die Ergebnisse in die Öffentlichkeit, machen Lobbyarbeit und bringen Unternehmen, Politik und Gesellschaft dazu, ihre wirtschaftliche Handlungsweisen zu überdenken.
Gerne kann ich Ihnen am Beispiel von Schokolade unsere Arbeitsweise und Absichten erläutern: Die Debatte über die Lieferkette von Schokolade zeigt auf, wie groß die Missstände bei der Produktion von Gütern sein können, die unsere Supermarktregale füllen. Die Offenlegung dieser Missstände durch Studien und Öffentlichkeitsarbeit dient letztlich dazu, Druck auf Unternehmen auszuüben: Diese müssen dafür sorgen, dass in ihrer gesamten Lieferkette zumindest grundlegende Menschenrechte eingehalten werden und die Produzenten der Ware ein menschenwürdiges Leben führen können. Doch bislang sind die Unternehmen dazu nicht verpflichtet: Es fehlt ein international verbindlicher Rechtsrahmen. SÜDWIND hat mit einer Gruppe von Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften aus mehreren europäischen Ländern daran gearbeitet, ein Netzwerk zum Thema Kakao aufzubauen, um bei der Entwicklung eines verbindlichen Rechtsrahmens mitzuwirken.
Der Bereich Kakao/Schokolade ist aber nur ein kleiner Teilbereich von SÜDWIND, darüber hinaus recherchieren wir zu Themen der Entwicklungszusammenarbeit, zu Sozialstandards im Welthandel, zur Nachhaltigkeit auf den Finanzmärkten oder zur Klimagerechtigkeit.
Aber wenn ich Sie richtig verstanden habe, möchten Sie wissen, ob SÜDWIND mit seiner Arbeit überhaupt erfolgreich sein kann, und wenn ja wo. Dazu gern einige Beispiele:
- Südwind hat mit vielen zivilgesellschaftlichen Organisationen, Kirchengemeinden usw. die erlassjahr-Kampagne initiiert. Die Kampagne hat einen Schuldenerlass für viele Entwicklungsländer erreicht.
- Als Südwind 2007 die Missstände in den Zulieferfabriken von Aldi für Aktionswaren im Textilbereich veröffentlicht und das Unternehmen damit konfrontiert hatte, hat Aldi sich SW gegenüber erstmals überhaupt direkt gesprächsbereit gezeigt. Zuvor war es noch keiner Organisation gelungen, den öffentlichkeitsscheuen Discounter zu einer offiziellen Stellungnahme zu bewegen. Aldi ist in der Folge einem Unternehmerzusammenschluss beigetreten, der sich eine freiwillige Selbstverpflichtung für die Einhaltung von Arbeitsnormen gegeben hat, was uns jedoch nicht immer nicht weit genug geht
- Während vor 20 Jahren ökologische und ethische Kriterien bei Geldanlagen kein Thema waren, ist dies inzwischen ein wachsender Markt. Südwind hat dazu beigetragen, dass dies heute in der Öffentlichkeit ein Begriff ist und den Aspekt der entwicklungspolitischen Kriterien in die Debatte gebracht. Neben „Alternativ“Banken gibt es heute durch die Arbeit von Südwind immer mehr institutionelle Investoren, die solche Kriterien bei ihrer Geldanlage berücksichtigen. Einige Banken bzw. Investmentfonds haben sich von SW Kriterien ausarbeiten lassen (z.B. KD-Bank, Bank Sarasin). Mit SW ist der erste Investmentfonds entstanden, der entwicklungspolitische Kriterien für sein Portfolio verwendet (FairworldFonds).
Haben Sie bestimmte Fragen zu einem Arbeits- oder Themenkomplex? Bitte zögern Sie nicht, mich anzurufen oder mir eine E-Mail zu schreiben.
Ab März 2010 ist dann auch unsere neue Website (mit vereinfachter Navigation) erreichbar, ich würde mich freuen, wenn Sie uns dort mal besuchen kommen,
mit herzlichen Grüßen
Vera Schumacher
Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising /
Public Relations and Fundraising
SÜDWIND e.V. - Institut für Ökonomie und Ökumene
Lindenstr. 58-60
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