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11/20/2009 von Stefan Loipfinger
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Entscheidungshilfe für Spender

#4485 Save the Children Deutschland e.V. zu Anfrage Organisation (1/13/2011)
Sehr geehrte Damen und Herren,

Sie sind ja in Haiti sehr engagiert, und haben dort auch bisher großartige Arbeit geleistet. Wie schätzen Sie die dortige Lage derzeit ein? Dauert es nicht insgesamt sehr lange, bis dort wieder ein einigermaßen normales Leben möglich ist? Wie lange schätzen Sie Ihre dortige Tätigkeit noch ein?

Schöne Grüße aus Köln,
Klaus R.
von CharityWatch.de-Leser Reitmeier**

Re: von Save the Children Deutschland e.V. (info@savethechildren.de)
vom 18.01.2011 17:53:56

Lieber Herr R.,
ausführliche Informationen zu unserer Arbeit in Haiti ein Jahr nach dem Erdbeben finden Sie auf unserer Internetseite http://www.savethechildren.de/haiti/ Vorab hier einige Fakten zusammengefasst. Ganz herzlichen Dank für Ihr Interesse an unserem Einsatz und für Ihr Lob.
Save the Children Deutschland e.V.


Die momentane Situation: Cholera-Epidemie in Haiti:
Nach dem verheerenden Erdbeben im Januar 2010 steht das Land vor einer neuen Katastrophe - die bakterielle Infektionskrankheit Cholera bedroht das Leben tausender Kinder vor Ort. Nach der Bestätigung des Ausbruchs der Krankheit haben unsere Gesundheitsteams sofort damit begonnen, die Menschen über Vorbeugung und notwendige Hygienemaßnahmen aufzuklären. Wir bereiten außerdem Kliniken auf den zusätzlichen Behandlungsbedarf vor und erhöhen die Bestände an lebensrettenden Medikamenten und die Vorräte an Zucker-Salz-Lösungen. Die Regierung von Haiti hat bereits mehr als 29.800 Cholera-Fälle bestätigt. Über 1.600 Menschen sind bisher an der hochansteckenden Krankheit gestorben.Der Weltgesundheitsorganisation zufolge sind bis zu 400.000 Cholera-Fälle in Haiti zu erwarten.

Seit dem Beben konnte Save the Children mehr als 340.000 Kinder und ihre Familien mit sauberem Wasser versorgen. Wir haben Latrinen und Duschen gebaut und in den Schulen und Notlagern über einfache, aber lebenswichtige Hygienemaßnahmen aufgeklärt. Es leben jedoch noch immer mehr als eine Million Menschen in überfüllten provisorischen Lagern. Millionen mehr leben in der Hauptstadt Port-au-Prince in Slums ohne Zugang zu sauberem Wasser oder funktionierenden sanitären Anlagen. Diese oft katastrophalen hygienische Bedingungen, der sehr begrenzte Zugang zu medizinischer Versorgung und zusätzliche Überschwemmungen durch den Hurricane Tomas haben die Cholera-Infektionsraten drastisch beschleunigt..

Aufklärung und Vorbeugung:
Aber Cholera ist vermeidbar und behandelbar: Rasches wirksames Handeln, um weitere Infektionen und Todesopfer zu verhindern, ist erforderlich. Save the Children arbeitet gemeinsam mit anderen Organisationen daran, die Regierung Haitis auf den schlimmsten denkbaren Fall vorzubereiten - eine landesweite Cholera-Epidemie. Dafür werden spezielle medizinische Behandlungszentren und Cholera-Quarantäne-Stationen errichtet. Ganz wesentlich beim Vorgehen gegen eine Ausbreitung der Krankheit ist die Beachtung einfacher Regeln, die Save the Children als Teil der Präventionsarbeit vermittelt z.B. die Notwendigkeit des Händewaschens mit Seife, das Wasser vor der Verwendung abzukochen und das sofortige Aufsuchen eines Arztes oder einer Gesundheitsstation bei den kleinsten Anzeichen der Krankheit.

Cholera-Behandlungszentren und sauberes Wasser:
Darüber hinaus wurden in Port-au-Prince, Leogane, Jacmel und Maissade Cholera-Behandlungszentren aufgestellt, in denen Betroffene mit lebensrettender Flüssigkeit, Zucker-Salz-Lösungen und Medikamenten versorgt werden. Wir konnten bereits 10.000 Hygiene-Sets und mehr als 19.000 Stück Seife verteilen sowie Lieferungen von Wasserreinigungstabletten in Léogâne und der Hauptstadt zur Verfügung stellen. Wir arbeiten daran, allen Familien Zugang zu sauberem Wasser zu verschaffen, indem wir gechlortes Wasser an Schulen und Lager verteilen und diese zusätzlich mit Chemikalien für die Wasseraufbereitung versorgen.

Bisherige Hilfsaktivitäten laufen weiter und werden ausgeweitet:
Die bisherigen Gesundheitsprogramme, die seit dem Erdbeben für betroffene Kinder und Familien gestartet wurden, werden weiter fortgeführt. Zusätzlich werden diese Programme ausgeweitet, um infizierte und gefährdete Menschen vor der Cholera zu schützen. Die Aufklärung der Menschen über Hygienemaßnahmen ist der Schlüssel, um einer landesweiten Epidemie vorzubeugen. Kinder spielen dabei eine Schlüsselrolle, denn sie können erlerntes Wissen an Familien, Freunde und Verwandte weitergeben. In Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen, der haitianischen Regierung und anderen humanitären Einrichtungen hoffen wir, eine wachsende Epidemie eindämmen und bewältigen zu können.

Zukunftsperspektiven für Haiti:
Der Wiederaufbau nach dem Erdbeben und die Hilfe im Land sind durch den Ausbruch der Cholera erschwert. Außerdem ist die Kooperation mit Ministerien und staatlichen Verwaltungsbehörden nach wie vor nur eingeschränkt möglich. Diese ist für Hilfsorganisationen aber sehr wichtig, weil nur gemeinsam mit der neuen Regierung sinnvolle und effektive Hilfe möglich ist. Zwei unserer Kolleginnen, die vor kurzem von einem Projektbesuch aus Haiti zurückgekehrt sind, berichten, dass die größte Schwierigkeit darin besteht, mit den meist unklaren Grundbesitzverhältnissen und den unsicheren Entscheidungsbefugnissen umzugehen. Viele Menschen haben ihre Besitzurkunden über Grundstücke verloren, entsprechende Ministerien, die Baugenehmigungen erteilen oder neue Urkunden ausstellen können, sind nur eingeschränkt tätig. Dies sind denkbar schlechte Voraussetzungen, um zum Beispiel eine neue Schule oder einen Brunnen zu bauen. Unsere Projekte in Haiti laufen mindestens weitere fünf Jahre nach dem Erdbeben im Rahmen des „Building Back Better Plans“, der eine nachhaltige Hilfe ermöglicht. Ziel ist es, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, damit die Haitianer möglichst schnell wieder für sich selbst sorgen und ihre Zukunft selbst sichern können.

* Die Fragen werden von CharityWatch.de per eMail an die betreffende Organisation gesendet. Zur Beantwortung steht ein angemessener Zeitraum von 7 Tagen zur Verfügung. Nach verstreichen dieser Antwortzeit werden nicht beantwortete Anfragen bei der jeweiligen Organisation rot markiert.

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