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Für eine bessere Spendenkultur
3/29/2010 von Lion Schiner
Archivtext

Allgemeiner europäischer Behindertenverband

Partnervereine gehen leer aus

Vereinsziel ist angeblich die Hilfe behinderter Menschen
Bild: Lorelyn Medina - Fotolia.com

Der Name „Allgemeiner Europäischer Behinderten Verband“ (A.E.B.V.) klingt großspurig und über jeden Zweifel erhaben. Die Organisation beauftragt allerdings professionelle Werbefirmen, um Fördermitglieder zu gewinnen. Mit den eingenommenen Beiträgen werden angeblich unterfinanzierte Partnervereine in ihrem Einsatz für behinderte Menschen unterstützt. Leicht bekommt man den Eindruck, dass es sich beim A.E.B.V. um einen europaweit operierenden Dachverband handelt. Doch der Schein trügt. Die wenigen unterstützten Vereine sind in Ostdeutschland ansässig und regional ausgerichtet. Der Name des Vereins bleibt jedoch nicht die einzige Unstimmigkeit.

Unrechtmäßige Abbuchungen. Im Januar beklagte eine Leserin im Frageportal von CharityWatch.de, dass der A.E.B.V. 2009 den vereinbarten Jahresbeitrag eines Fördermitglieds insgesamt drei mal eingezogen habe. Vorherige Versuche, den Verein auf diesen Sachverhalt aufmerksam zu machen, wurden scheinbar einfach ignoriert. Im Frageportal erklärte der A.E.B.V., dass es durch einen Fehler „zu einer Umstellung der Zahlungsweise“ gekommen sei, „die dazu führte, dass der Betrag nicht wie gewünscht gebucht wurde“. Der Vorstand entschuldigte sich und versprach: „Wir werden nun Kontakt mit dem Förderer herstellen, um die Angelegenheit zu klären.“ Laut dem Betroffenen ist dies jedoch bisher nicht geschehen.

Unklare Mittelverwendung. Dieses verdächtige Verhalten war Anlass, sich mit den Kooperationspartnern des A.E.B.V. in Verbindung zu setzten. In den Gesprächen kamen Informationen ans Tageslicht, welche die Anschuldigung an die Organisation plausibel erscheinen lässt. Einige der Kooperationspartner, die auf der Webseite des A.E.B.V. veröffentlicht wurden, existieren scheinbar nicht mehr. Die Anderen gaben an, dass der Verein sehr unzuverlässig sei. Die versprochenen Zahlungen seien teilweise nicht in voller Höhe, oder gar nicht geleistet worden. Des Weiteren bemängelten sie eine schlechte Kommunikation. Die interessanteste Erkenntnis war jedoch eine Andere. Alle gaben an, dass die finanzielle Unterstützung seit mindestens zwei Jahren eingestellt ist. Nach einigen erfolglosen Versuchen, die Zahlungsversprechungen einzufordern, gaben sie auf. Demnach stellt sich berechtigter Weise die Frage: Was geschieht mit den Mitgliedsbeiträgen des allgemeinen europäischen Behindertenverbandes?

Zweifelhafte Akquisemethoden. Schon die Beschreibung der eigenen Akquisemethoden lässt sämtliche Alarmglocken klingeln: „Die Fördermitgliederwerbung findet nicht nur auf öffentlichen Veranstaltungen und an Informationsständen statt, sondern auch direkt an der Haustür.“ Der A.E.B.V. versichert zwar, „dass die Werbebeauftragten sich an bestimmte Richtlinien und Verhaltens-Vorschriften halten“, konkretisiert werden diese allerdings nicht. Laut Aussagen einiger ehemaliger Partnervereine gingen Beschwerden über die Handelsvertreter des A.E.B.V. ein. Auch der paritätische Wohlfahrtsverband Brandenburg gab an: „Der Verein hat in der Vergangenheit wohl [...] auf Grund seiner sehr aktiven Spendenakquise für Unmut gesorgt und Zweifel an seiner Seriosität aufkommen lassen.“ Eine Internetanzeige bei dipeo.de, in welcher der A.E.B.V. eine „Vertriebsorganisation für die Mitgliederwerbung“ sucht, bekräftigt diese Behauptungen. Denn der Verein versichert den Interessenten folgendes: „Wir zahlen Ihnen eine hohe Abschlussprovision und eine lukrative Bestandspflegeprovision.“ Eine Praktik, die bekannter Weise Drückerverhalten fördert.

CW-Meinung. Insgesamt ergeben sich genug Kritikpunkte, um die Seriosität des A.E.B.V. in Frage zu stellen. Insbesondere der Verdacht, dass die angeblichen Projekte schon lange nicht mehr unterstützt werden, ist ungeheuerlich. Hinzu kommen die scheinbar zweifelhaften Methoden der Akquise und die Anschuldigung, unrechtmäßig Abbuchungen vom Konto eines Fördermitglieds getätigt zu haben. An der Aufklärung dieser Vorwürfe scheint Vorstand Thomas Heinze nicht interessiert zu sein. Denn eine Presseanfrage von CharityWatch.de blieb unbeantwortet. Insofern entstehen massive Zweifel daran, dass die Mitgliedsbeiträge tatsächlich für satzungsgemäße Zwecke eingesetzt werden.

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