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Für eine bessere Spendenkultur
9/24/2009 von Stefan Loipfinger
Archivtext

Sir Peter Ustinov Stiftung

Nachlässige Prüfung der Mittelvergabe

Sir Peter Ustinov Stiftung

Sympathien für eine herausragende Persönlichkeit bilden die Grundlage des Spendenerfolges der Sir Peter Ustinov Stiftung. Leider wird die Stiftung ihrem positiven Image nicht gerecht. Mangelnde Transparenz bei den Finanzzahlen, undurchschaubare Kosten für Fundraising, Werbung und Information, nachlässige Prüfung der geförderten Vereine – es gibt viel zu kritisieren. So wurde etwa auf die Frage von CharityWatch.de, welche Prüfung die Stiftung vor der Vergabe von Mitteln an die Hilfsaktion Noma vorgenommen hätte, völlig Unprofessionalität in diesem Bereich offenbart: „Als Stiftung, die über drei fest angestellte Mitarbeiter verfügt, verlassen wir uns in dieser Hinsicht auf die Prüfung, die das Finanzamt Jahr für Jahr vornimmt.“ Mit einer seriösen Entscheidungsfindung vor der Vergabe von Spendengeldern hat das wenig zu tun.

Ustinov Stiftung. 1999 gründete Sir Peter Ustinov die in München ansässige Stiftung. Sie wurde anfänglich mit einem Kapital von umgerechnet etwa 51.000 Euro ausgestattet. Als Sammelstiftung angelegt werden die Projekte nicht aus Erträgen eines Stiftungsvermögens finanziert, sondern laufend durch Spendenmailings und andere Maßnahmen akquiriert. Pro Jahr kommen so rund zwei bis drei Millionen Euro Spenden zusammen. In erster Linie sollen diese Kindern und Jugendlichen zu Gute kommen, die sich selbst nicht helfen können.

Hilfsaktion Noma. Auf der Homepage und in Jahresberichten des Vereins Hilfsaktion Noma findet sich die Ustinov-Stiftung als Förderer. Da CharityWatch.de wie das DZI den Verein als nicht empfehlenswert einstufen, wurde die Stiftung zu ihren Förderungen befragt. Zwischen zwei und drei Millionen Euro hat die Sir Peter Ustinov Stiftung seit 2000 an Hilfsaktion Noma überwiesen, einen Verein, der 2007 stolze 79 Prozent der Spendeneinnahmen für Mailingbriefe verwendete. Bezüglich der Prüfungsmaßnahmen vor Mittelvergabe wurde auf die Gemeinnützigkeitsprüfung des Finanzamts verwiesen. Und obwohl das DZI und CharityWatch.de konkrete Zweifel an dem Verein äußerten, lies die Ustinov-Stiftung über ihre PR-Agentur erklären: „Da wir keinen Anlass haben, an der korrekten Verwendung unserer Fördergelder zu zweifeln, werden wir Hilfsaktion Noma e.V. auch weiterhin unterstützen.“

Rechtsstreit. Negative Schlagzeilen produzierte die Stiftung in letzter Zeit durch ihre Zusammenarbeit mit dem Verein Afrika Direkt. So brachte der Vorsitzende und bekannte Schauspieler Charles M. Huber heftige Anschuldigungen gegen die Stiftung vor und erstattete sogar Anzeige bei der Staatsanwaltschaft. Ausgangspunkt für den Streit waren zwei von der Ustinov-Stiftung durchgeführte Spendenmailings für die Finanzierung eines Projektes von Afrika Direkt. Es schien unglaubwürdig, dass nach den beiden Aktionen nur 126.077,92 Euro an Spendengeldern eingegangen waren. Im Rahmen eines Vergleiches vor dem Landgericht München verpflichtete sich die Stiftung, eine Bestätigung eines Steuerberaters, Wirtschaftsprüfers oder vereidigten Buchprüfers vorzulegen. Zwischenzeitlich hat die Stiftung ihre Angabe relativiert. In einer Stellungnahme wegen der angeblich haltlosen Vorwürfe von Huber schreibt sie: „Die beiden Mailings haben ein Spendenaufkommen von 219.000 Euro erreicht. Davon gehen 93.000 Euro für die Kosten der Mailings ab. Damit belief sich das Spendenergebnis auf 126.000 Euro.“ Fundraisingkosten von 42 Prozent wurden somit anfänglich verschwiegen.

Transparenzverweigerung. In der Stellungnahme der Ustinov-Stiftung mit Ankündigung von juristischen Schritten gegen Charles Huber ist noch ein weiterer, nicht minder interessanter Aspekt zu finden. Unter der Überschrift „Rechenschaft über die Mittelverwendung unverzichtbar“ lässt sich der Stiftungsvorstand Günter Conrad zitieren: „Es ist und bleibt skandalös, dass ein Empfänger gemeinnütziger Mittel in Höhe von über 100.000 Euro nicht offen darlegt, wofür er sie verwendet hat.“ Was aber ist von jemandem zu halten, der dieses Verhalten geißelt und doch selbst lebt? Seit Wochen wartet CharityWatch.de auf aussagekräftige Finanzzahlen und wird immer aufs Neue vertröstet. So soll es bis heute keinen Jahresbericht 2007 geben! Um die Hinhaltetaktik zu entlarven, wurde um Übersendung der Zahlen für 2006 gebeten. Fehlanzeige. Die PR-Agentur teilte mit, die Stiftung könnte „zu diesem Jahr leider kein detaillierteres Zahlenmaterial zur Verfügung stellen“.

Spendertäuschung. Die von der PR-Agentur als nicht detailliertes Zahlenmaterial gelieferten Mittelverwendungsgrafiken werfen Zweifel hinsichtlich der ehrlichen Information von Spendern auf. 2007 wurden 9,53 Prozent der Gelder für Verwaltungskosten und weitere 22,11 Prozent für Fundraising verwendet. Doch was sagt die Homepage? Die häufig gestellte Frage nach der Höhe der Verwaltungskosten wird für 2007 mit 8,82 Prozent des Spendenaufkommens beantwortet. In Relation zu anderen Stiftungen und Hilfsorganisationen wäre diese Quote laut Stiftungshomepage als sehr gut zu bezeichnen. Da ein Spender die Kosten für Werbung üblicherweise der Verwaltung zurechnet, hätte an dieser Stelle bei einer ehrlichen Information der Hinweis auf zusätzliche Fundraisingkosten kommen müssen.

Weitere Kosten. Damit nicht genug. Da die Weckung des allgemeinen Interesses an Kinder- und Jugendarbeit dem Satzungszweck entspricht, dürften die Kosten für Mailings zum Teil als satzungsgemäße Ausgabe verbucht worden sein. Dafür spricht zum Beispiel eine Grafik auf der Homepage, die für 2006 bei acht Projekten Gesamtausgaben in Höhe von 1,06 Millionen Euro ausweist, während in der CharityWatch.de gesandten Mittelverwendungsgrafik für dasselbe Jahr „Aufwendungen für satzungsgemäße Zwecke“ in Höhe von 1,32 Millionen Euro genannt werden.

CW-Meinung. Wenn jemand die fehlende Veröffentlichung der Mittelverwendung bei anderen Vereinen als skandalös bezeichnet, im August 2009 jedoch selbst noch keinen Jahresbericht 2007 fertig gestellt hat, ist das nur noch damit zu übertreffen, dass sogar die völlig veralteten Finanzzahlen für 2006 verweigert werden. Traurigerweise passt dies in das restliche, weder von Ehrlichkeit noch Transparenz geprägte Bild der Ustinov-Stiftung, die für Spendenmailings die SAZ aus St. Gallen beauftragt hat. Deren Fundraisingerfolge hat CharityWatch.de schon bei anderen Vereinen kritisiert. Hinzu kommt das entlarvende Eingeständnis zur mehr oder weniger fehlenden Prüfung von Entscheidungen, Fördergelder an andere Vereine zu vergeben, die sich aufgrund der dünnen Personaldecke im Grunde nur auf das Finanzamt zu stützen scheint. Viele Kritikpunkte, die erhebliche Zweifel an der Arbeit der Ustinov-Stiftung aufkommen lassen.