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Für eine bessere Spendenkultur
8/31/2009 von Stefan Loipfinger
Archivtext

SOS Projects für Mensch und Tier e.V.

CharityWatch.de soll keine Dritten behelligen

"Wo geht′s denn hier
zum Sonnenhof?"
Foto: © Steinkopie / fotolia.de

Im Februar 2009 bat CharityWatch.de erstmals um Übersendung eines Jahresberichts. Monate später bot SOS Projects für Mensch und Tier eine Einsichtnahme bei der Steuerberaterin Helga Maister an. Endlich, nach wochenlanger Verzögerung, stand die Terminierung. Pünktlich um 14.00 Uhr am 25. August fand sich ChartyWatch.de in der Steuerkanzlei Maister ein, um wenige Minuten später wieder auf der Straße zu stehen. Die Einsichtnahme vor Ort wurde verweigert. Dabei gäbe es einiges bei dem mit viel Prominenz besetzten Verein zu klären. Zum Beispiel die Widersprüche, wem der in Oberbayern gelegene Sonnenhof nun tatsächlich gehört oder wer welche Kosten trägt.

SOS-Projects. Der 2002 gegründete und von Renate Thyssen-Henne geführte Verein verfolgt das Motto: „Menschen helfen Tieren, Tiere helfen Menschen.“ Hauptprojekt ist der in der Nähe von Murnau in Oberbayern gelegene Sonnenhof, auf dem laut Internetauftritt durchschnittlich 45 Hunde leben. Diese werden auch zu Therapiezwecken eingesetzt, um langzeitkranken und traumatisierten Kindern sowie älteren und einsamen Menschen zu helfen. Zu den Unterstützern des Vereins zählen die als Vorstand aktiven Dr. Gabriele Inaara Begum Aga Khan und Dr. Evelyne Menges. Im Beirat sind zum Beispiel Ernst Theodor Henne, der Opernsänger Thomas Hampson und Regine Sixt vertreten.

Sonnenhof. Zentrales Projekt des Vereins ist der Sonnenhof. In der Vereinsbroschüre ist zu lesen: „Im Jahr 2002 wurde das Anwesen des Sonnenhofs von SOS Projects erworben und für die geplanten Projekte für Kinder und Tiere umgebaut.“ Auf der Vereinshomepage ist über die Notwendigkeit von Spenden zu lesen, die unter anderem für die „Errichtung und Erhaltung von Projektbauten wie unserem Sonnenhof“ benötigt werden. Da CharityWatch.de aus gut unterrichteten Kreisen von einem anderen Eigentümer als dem Verein hörte, wurde Renate Thyssen-Henne konkret darauf angesprochen: “Die Immobilie Sonnenhof wurde von mir und meiner Familie aus rein privaten Mitteln erworben, grundlegend renoviert und zu einer Begegnungsstätte für Mensch und Tier hergerichtet.“ In diesem Zusammenhang kamen durch die gut unterrichtete Quelle aber neue Fragen auf, weil für 2007 erhebliche Ausgaben des Vereins für „außergewöhnliche Aufwendungen Erweiterung Sonnenhof“ oder „Renovierung/Umbau Haupthaus“ angefallen sein sollen. CharityWatch.de hat noch einmal nachgehakt. Die Steuerberaterin Helga Maister erklärte dann: „Zahlungen, die von SOS Projects für Mensch und Tier e.V. für Maßnahmen auf dem Sonnenhof geleistet werden, gehören dem Verein und kommen demzufolge diesem zu Gute, auch wenn sie auf einem fremden Grundstück erfolgt sind.“ Angesichts der zum Teil widersprüchlichen Aussagen ersuchte CharityWatch.de eine Einsicht in die Jahresabschlüsse. Trotz Zusage wurde diese jedoch vor Ort verweigert.

Finanzierung. Zweideutig sind die Aussagen des Vereins zu seiner Finanzierung: „Vierzig Prozent kommen derzeit aus der Unterstützung durch Organisationen wie aktion tier – menschen für tiere e.V., den Mitgliedern und durch kleine Einzel-Spenden.“ Die gut informierte Quelle bestätigte dies nur teilweise. 220.000 Euro betrug die Zuwendung von aktion tier in 2007 und 200.000 Euro in 2008, was jeweils etwa den genannten 40 Prozent entspricht. Nicht erwähnt sind aber die erheblichen Beträge von Bild hilft e.V.. Sie lagen 2007 bei 158.000 Euro und im vergangenen Jahr bei 150.000 Euro. Rolf Hauschild, Redaktionsleiter Bild Süd erklärte auf Anfrage: „Die Sponsorentätigkeit von BILD München besteht aus gelegentlichen Veröffentlichungen über Veranstaltungen und Aktivitäten von SOS Projects auf dem Sonnenhof, der in unserem Verbreitungsgebiet liegt. (...) sind dort immer wieder Prominente aus München und Bayern vertreten wie u.a. Stefanie Hertel, Stefan Mross und Carolin Reiber, für die sich ein Großteil unserer Leser generell interessiert.“ Zu den erheblichen Zuwendungen des Bild-Vereins verliert er ebenfalls kein Wort.

Sponsoring. Zwischenzeitlich korrigiert wurde die Homepage des Vereins. Zuvor waren unter „Sponsoren“ der Münchner Merkur und die tz zu finden. Auf eine CharityWatch.de Anfrage erklärte Verleger Dirk Ippen allerdings: „Es trifft in keiner Weise zu, dass die von mir herausgegebenen Zeitungen diesen Verein sponsern.“ Damit konfrontiert antwortete Rechtsbeistand und Steuerberaterin Helga Maister: „Die Hilfsorganisation SOS Projects für Mensch und Tier sieht sich vom Merkur und TZ ideell unterstützt.“ Als Konsequenz wird heute von „Sponsoren und Unterstützern“ gesprochen.

Adresse. Fragen wirft ebenfalls die Liste mit Partnern des Vereins auf. Dazu zählt der Tierschutzförderverein aus Kleve, für den in Rheinland-Pfalz ein Sammlungsverbot verhängt wurde. Mit völlig veraltetem Namen fand sich lange Zeit die Tierrettung aus München auf der Homepage, obwohl Dr. Evelyn Menges sowohl bei der Tierrettung, als auch bei SOS-Projects im Vorstand sitzt und die Adressen der beiden Vereine mit Herzogstraße 127 in München identisch sind. Dort befinden sich zudem die Kanzlei Dr. Menges Rechtsanwälte und der Verein Princess Inaara Foundation, der von der Thyssen-Henne-Tochter Begum Aga Khan geführt wird. Der Verein Princess Inaara Foundation unterstützt im übrigen SOS-Projects und schreibt vom „vereinseigenen Sonnenhof“.

Kosten. In der Werbebroschüre des Vereins wird eine zentrale Werbeaussage so formuliert: „Alle Spenden sind steuerlich voll abzugsfähig und kommen - ohne Abzug für Verwaltungskosten oder Spesen - ausschließlich den bedürftigen Menschen und Tieren zugute.“ Dazu erwiderte die gut informierte Quelle, in den Jahresrechnungen tauchten sehr wohl Ausgaben für Verwaltung auf. Wie kann das sein? Die Anfrage nach Verwaltungskosten beantwortete Steuerberaterin Maister damit, dass „Frau Thyssen-Henne privat alle Verwaltungskosten“ trägt. Auch zur Klärung dieser Fragestellung wäre die vor Ort trotz Zusage verwehrte Einsicht in die Jahresabschlüsse hilfreich gewesen.

CW-Meinung. Durch CharityWatch.de zugetragene Informationen erscheinen einige Werbeaussagen des Vereins in einem anderen Licht. Ein detaillierter Einblick in die Jahresabschlüsse könnte die aufgetauchten Widersprüche klären. Renate Thyssen-Henne hat ihre erteilte Zusage jedoch zurückgezogen. Stattdessen wurde der Hamburger Rechtsanwalt Michael Nesselhauf von ihr und vom Verein mit der Vertretung beauftragt. Er forderte CharityWatch.de schriftlich auf, keine Dritten „zu behelligen“. Bei weiteren Anfragen würde der Anwalt zusammen mit dem Mandanten künftig „von Fall zu Fall entscheiden“, ob eine Antwort erfolgt.

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