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Für eine bessere Spendenkultur
4/1/2008 von Stefan Loipfinger
Archivtext

Schwache Dachorganisation

UBS Foundation mit unscharfen Förderkriterien

Vor allem Kunden und Mitarbeiter der UBS-Bank unterstützen die UBS Optimus Foundation Deutschland. Sämtliche administrativen Kosten trägt dabei die UBS Deutschland AG. Unter der Überschrift Professionalität und Transparenz für mehr Vertrauen soll den Spendern die Entscheidung abgenommen werden, wem sie ihre Zuwendung anvertrauen: „Die UBS Foundation wählt und überprüft von UBS unabhängig und objektiv Projekte und Projektpartner aus, damit sich Spendenwillige im Spendendschungel besser zurecht finden und ihr Geld wirksam und gezielt eingesetzt wird.“ Allerdings ergeben sich bei genauerem Hinsehen gewisse Zweifel an den hoch gesteckten Zielen.

Vorstellung. Die deutsche Stiftung wurde in 2004 gegründet und unterstützt spezielle Projekte anderer Charityorganisationen. Der Förderzeitraum soll zwischen drei und fünf Jahren und die jährliche Unterstützung jeweils zwischen 30.000 und 150.000 Euro liegen. Eigene Projekte werden nicht durchgeführt. Laut Jochen Sauerborn, Vorsitzender des Stiftungsvorstandes ist es die Vision der Foundation, Kindern und Jugendlichen den Zugang zu Bildung und medizinischer Versorgung zu ermöglichen und sie vor Gewalt und sexueller Ausbeutung zu schützen.

Finanzen. Der von Ernst & Young testierte Geschäftsbericht weist für Ende 2006 ein Stiftungsvermögen von 1,23 Millionen Euro aus. Laut Gewinn- und Verlustrechnung wurden in 2006 525.000 Euro Spenden eingenommen. Hinzu kamen 36.000 Euro Erträge aus den Finanzanlagen. Für die sechs unterstützten Projekte wurden 317.000 Euro ausgegeben, so dass ein Jahresüberschuss von 244.000 Euro verblieb.

Weiche Kriterien. Die von der UBS Foundation definierten Projektkriterien sind in weiten Bereichen sehr allgemein gefasst. Als eine der wenigen harten Regeln ist zum Beispiel vorgegeben, dass die Administrationskosten maximal zehn Prozent betragen dürfen. Allerdings bezieht sich dieses Kriterium auf das geförderte Projekt, wie sich am Beispiel Leprahilfe Emmaus Schweiz zeigt. Denn der Jahresbericht dieser Organisation weist Verwaltungskosten von 27 Prozent für 2006 aus. Auf Nachfrage erklärte Natascha van Alphen, Geschäftsführerin der Stiftung dazu: „Bis zu 30 Prozent Administrationskosten der Organisation sind für uns tolerierbar. Vom Geld, das wir den Projektpartnern zur Verfügung stellen, dürfen allerdings nur zehn Prozent für Administrationskosten verwendet werden. Es ist eine gängige Praxis bei NGOs oder NPOs, dass größere Spenden in die konkreten Projekte fließen, Nachlässe und manchmal auch Zustiftungen aber für Verwaltungskosten eingesetzt werden.“

Transparenz. Professionalität und Transparenz für mehr Vertrauen ist ein Slogan der UBS Foundation. Als weiteres Kriterium für die Vergabe von Fördergeldern wird eine Zertifizierung des Vereins durch das DZI, die Schweizer ZEWO oder andere staatliche Anerkennungsstellen gefordert. All das zusammen hat aber nicht verhindert einen absolut intransparenten Verein wie den Bezirksverband Frankfurt des Deutschen Kinderschutzbundes zu fördern. Diese Organisation war auf Nachfrage nicht bereit, konkrete Zahlen über die Verwendung ihrer Spendengelder zur Verfügung zu stellen. Für van Alphen ist dies kein Problem: „Wir machen den Organisationen weder Vorgaben hinsichtlich ihrer Vergabepolitik noch hinsichtlich ihrer Kommunikation oder ihres Marketings.“

CW-Meinung. Die bisherige Arbeit der UBS Foundation Deutschland ist enttäuschend. Wieso wird von ihr ein Verein unterstützt, der keine Zahlen über die Verwendung der Spendengelder veröffentlicht? Außerdem ist das Kriterium von maximal zehn Prozent Administrationskosten Kosmetik. Es wird toleriert, dass allgemeine Kosten anderen Einnahmen zugeschlagen werden und so die Kosten für das von UBS geförderte Projekt künstlich gering erscheinen. Im Klartext sind laut van Alphen bis 30 Prozent Gesamtkosten in Ordnung. Außerdem ist es nicht gerade transparent, wenn auf Nachfrage die angeblich 20 Auswahlkriterien der UBS Foundation nicht genannt werden. Das Argument von van Alphen, dass professionelle Antragsteller Projektanträge genau auf die jeweiligen Kriterienraster zuschneiden, greift nicht. Im Gegenteil: Wenn zum Beispiel Transparenz und eine maximale Gesamtkostenquote Vergabekriterien wären, dann wäre es doch nur wünschenswert, wenn sich jemand danach richtet. So wird die Chance vertan, neben konkreter Hilfe über Projekte auch dem NGO-Markt insgesamt durch klare und harte Kriterien positive Impulse zu geben.