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Für eine bessere Spendenkultur
4/1/2008 von Stefan Loipfinger
Archivtext

Adressenkauf

50 Prozent Kosten bei Cleft-Kinder-Hilfe

Mitleid erregende Bilder von Kindern mit einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte in einem unaufgefordert zugesandten Spendenaufruf machten auf die Cleft-Kinder-Hilfe aufmerksam. Auf Nachfrage verweigerte der Geschäftsführer Gerhard M. allerdings die Übersendung einer ausführlichen Mittelverwendung: „Die komplette Bilanz liegt dem Finanzamt Hannover vor und kann dort eingesehen werden.“ Nur ein wenig aussagekräftiger Tätigkeitsbericht wurde zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus fügte der Geschäftsführer drei selbst erstellte Grafiken zur Mittelverwendung der Cleft-Kinder-Hilfe Professor Hermann Sailer Stiftung gGmbH bei. Danach hat die 2005 gegründete Stiftung in den beiden vergangenen Jahren 52 beziehungsweise 49 Prozent für Mittelbeschaffung und Verwaltung ausgegeben.

Vorstellung. Die in Hannover ansässige Stiftung in der Rechtsform einer gemeinnützigen GmbH wurde im November 2005 als deutsche Länderorganisation der Cleft-Children International aus Zürich gegründet. Gleichzeitig wurde Ende 2005 die bis dahin andauernde Zusammenarbeit mit dem in Freiburg ansässigen Deutschen Cleft Kinder Hilfe e.V. eingestellt. Ziel der Cleft-Stiftung ist die Förderung der Heilungsmöglichkeiten für Patienten mit Lippen-, Kiefer und Gaumenspalten sowie deren gesellschaftliche und soziale Integration. Kontinuierliche Informations- und Aufklärungskampagnen sollen eine erhöhte Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit schaffen.

Mittelverwendung. Konkrete Finanzzahlen wollte der Geschäftsführer der Cleft-Stiftung nicht zur Verfügung stellen. Nur verkürzte Diagramme sollten über die Verwendung der Spendengelder von 2005 bis 2007 aufklären. Allerdings ist daraus nicht die Abgrenzung zwischen Projektaufwand, Verwaltungskosten und Mittelbeschaffung ersichtlich. Aber selbst eine korrekte Abgrenzung unterstellt, sind die Ausgaben für Mittelbeschaffung in den beiden ersten vollen Geschäftsjahren mit 50 beziehungsweise 46 Prozent sehr hoch ausgefallen. Weiterhin um die Verwaltungskosten von zwei beziehungsweise drei Prozent reduziert ergibt sich für 2006 ein Projektaufwand laut diesen Grafiken von 48 und für 2007 von 51 Prozent.

CW-Meinung. Sowohl die mangelhafte Transparenzbereitschaft als auch die in den überschlägigen Grafiken erkennbaren hohen Mittelbeschaffungskosten geben großen Anlass zur Sorge. Hinzu kommt noch die unaufgeforderte Zusendung eines Spendenaufrufs mit Mitleid erregenden Bildern von kranken Kindern. Neben den Kinderbildern ist ein Foto von Professor Sailer zusammen mit Schwester Nirmala zu sehen – laut Bildunterschrift die Nachfolgerin der heiligen Mutter Theresa. Beide wollen „Gutes tun“ und die Kinder in das Cleft-Zentrum in Kalkutta bringen. Gerade die Operation in der eigenen Klinik wirft die Notwendigkeit einer erhöhten Kontrolle der Finanzzahlen auf. So lange diese aber verweigert wird, ist trotz der dringenden Notwendigkeit von Operationen für die Kinder bei der Cleft-Kinder-Hilfe Vorsicht angebracht.