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Für eine bessere Spendenkultur
1/14/2011 von Stefan Loipfinger
Archivtext

Förderwerk für Kinder weltweit e.V.

„Ich will mich nicht ständig rechtfertigen!“

Vereinslogo
Bild: Förderwerk für Kinder

„Gemeinsam Kindern eine Zukunft schenken“ ist das Motto vom Förderwerk für Kinder weltweit. Spender werden darüber informiert, dass 2,7 Millionen Kinder derzeit in Deutschland unter der Armutsgrenze leben, weltweit sind 90 Millionen Kinder unter 5 Jahren mangelernährt und 400 Millionen Kinder haben kein sauberes Trinkwasser zum trinken. Doch wer jetzt denkt, dass das Förderwerk für Kinder sein Hauptaugenmerk auf die Bekämpfung der Kinderarmut legt, der irrt sich. Von über 500.000 Euro Einnahmen in 2009 wurde ein Großteil für Warnwesten ausgegeben. Laut Wolfgang Brümmel, dem Schriftführer des Vereins und Ehemann der Vorstandsvorsitzenden wurden 15.000 Warnwesten verteilt. Kosten pro Exemplar: 20 Euro. Doch dieser Preis ist längst nicht das einzig ungewöhnliche bei der insgesamt nur als höchst zweifelhaft zu bezeichnenden Organisation.

Verein. Obwohl der Mitte 2008 gegründet Verein erst im Frühjahr 2009 mit der Spendenakquise begonnen hat, erreichte er im ersten Jahr bereits Einnahmen von über 500.000 Euro. In 2010 lag das Spendenaufkommen laut dem Schriftführer Wolfgang Brümmel mit rund 500.000 Euro etwas darunter. Seine Ehefrau Angela Brümmel fungiert als Vorstandsvorsitzende. Stellvertretender Vorstandsvorsitzender ist Dennis S., Inhaber der 2009 geschlossenen Firma Brümmel Marketing. Sitz des Vereins ist Timmendorfer Strand.

Mitarbeiter. Auf Nachfrage bestätigt hat Wolfgang Brümmel, dass 2009 rund 40 Prozent der verwendeten Mittel für Personalkosten ausgegeben wurden. „Fördermitgliederwerbung, Spendenwerbung und Verwaltung“ sind die Aufgabenbereiche, die von den derzeit 20 Mitarbeitern abgedeckt werden. Damit sind die Werbe- und Verwaltungskosten auch ohne Berücksichtigung weiterer Ausgaben schon unvertretbar hoch. Aussagen über die genaue Zusammensetzung der Einnahmen und Ausgaben sind CharityWatch.de leider nicht möglich, da der Verein keine aussagekräftigen Unterlagen über die Verwendung der Spendengelder veröffentlicht.

Warnwesten. Rund 20 Euro pro Stück kosteten die 15.000 in 2009 verteilten Warnwesten laut Wolfgang Brümmel. Ein ungewöhnlich hoher Preis, der zwischenzeitlich auf gut zehn Euro pro Stück reduziert werden konnte und den er mit der „Giftfreiheit“ begründete. Angeblich wären fast alle am Markt erhältlichen Warnwesten gesundheitsgefährdend und natürlich für den Verein tabu.

MFF. Ende 2009 wurde Angela Brümmel zur Geschäftsführerin der Media Future Foundation GmbH (MFF) berufen, die vorher der zweite Vereinsvorsitzende Denis S. vertrat. Zweck der Firma ist unter anderem die Hereinholung von Aufträgen und die Auftragsvermittlung für andere Auftraggeber. Bis Ende 2007 war das Unternehmen stark defizitär und wies zu diesem Zeitpunkt einen sehr hohen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag aus, der das gezeichnete Kapital fast um das Zehnfache überstieg. Im Jahr der Vereinsgründung entstand allerdings dann plötzlich ein hoher Gewinn von fast einer viertel Million Euro. CharityWatch.de hat deshalb beim Verein nachgefragt, ob es geschäftliche Beziehungen zwischen der MFF und dem Verein gibt? In der Antwort schreibt Angela Brümmel allerdings nur ausweichend von einem Darlehen an den Verein zum Kauf eines Autos. "Provisionen jeglicher Art" wurden vom Förderwerk an MFF laut Angela Brümmel nicht bezahlt.

Brümmel Marketing. Der stellvertretende Vereinsvorsitzende Dennis S. war Inhaber der Angela Brümmel Marketing e.K. Auf die Frage, ob der Verein geschäftliche Beziehungen zu dieser Firma unterhält antwortete Angela Brümmel, dass die Firma den Betrieb zum 31. Dezember 2009 aufgegeben hat. Über eine eventuelle Zusammenarbeit davor schwieg sie sich aus. Auf telefonische Nachfrage hat Dennis S. dann erklärt, er wäre jetzt beim Verein angestellt. Davon wusste der Schriftführer Wolfgang Brümmel allerdings nichts. Mit der Auskunft von S. konfrontiert, vermutete Brümmel, dass dies dann wohl in den letzten ein/zwei Monaten passiert sein müsste.

DZI. Immer wieder übt das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) ihren Spenderschutzauftrag auch dadurch aus, dass vor unseriösen Organisationen gewarnt wird. Das Förderwerk für Kinder weltweit befindet sich auf dieser Warnliste. Dem DZI liegen zahlreiche Beschwerden vor, die „die Spendenwerbung des Vereins als unwahr und in hohem Maße bedrängend schildern“. Obwohl von verschiedenen Firmen laut deren Auskünften keine Spendenzusagen gegeben wurden, hat das Förderwerk Briefe zu noch nicht beglichenen angeblichen Zahlungsversprechen verschickt. Das DZI schreibt in seiner Einschätzung: „Verstärkt wird der Druck auf die Angesprochenen durch Erinnerungsschreiben und die Behauptung des Vereins, dass er die vorgebliche Spendenzusage fest eingeplant habe und ohne diese seinen Verpflichtungen gegenüber den Kindern nicht nachkommen könne.“ Zur DZI-Warnung befragt teilte Angela Brümmel nur kurz mit, die Angelegenheit sei bereits einem Anwalt zur Klärung der Vorwürfe übergeben worden.

CW-Meinung. Wolfgang Brümmel hat sich deutlich über die öffentliche Kritik an dem Förderwerk für Kinder weltweit beschwert. Er hat die Nase voll, dass er sich ständig rechtfertigen muss. Er hat auch keine Lust mehr und will die Aktivitäten des Vereins ab Mitte 2011 wieder über die Media Future Foundation GmbH abwickeln. Warum er der Kritik nicht einfach durch Transparenz begegnet blieb trotz eines einstündigen Telefonats ebenso unklar wie so manch andere Frage. Damit bleibt in Summe nur eine klare Warnung vor dem Verein übrig. Der Spender kann nicht sicher sein, dass sein Geld auch wirklich zum deutlich überwiegenden Teil für gemeinnützige Zwecke verwendet wird.