Spendenzweck. Vollmundig steht auf der Homepage: „Das Kinderhilfswerk – Essen ist die nationale und internationale Kinderhilfsorganisation, die bundesweit ohne staatliche Gelder Hilfsprojekte fördert und als überparteiliche Lobby für Kinder und Jugendliche Stellung bezieht.“ Von Kindern ohne Chancen spricht das Kinderhilfswerk. Insbesondere solche aus benachteiligten Familien bräuchten gezielte Unterstützung, die L. geben will. Angeblich stellt das Kinderhilfswerk Räumlichkeiten zur Verfügung. Pädagogische Lehrkräfte und ergänzende Schulmaterialien finanziert die Organisation ebenso wie Essensausgabe. Klingt alles plausibel, bis auf den Punkt „Funkamateure“, mit dem angeblich Kindern geholfen wird. Das soll der Völkerverständigung dienen und eine „naturwissenschaftliche und technische Berufswahl frühzeitig unterstützen“. Von dem ist Bernd alias Bernhard L. als Amateurfunker überzeugt.
Fundraising. Die mit 1.000 englischen Pfund Gesellschaftskapital eingetragene Limited hat Ende 2007 eine Zweigniederlassung in Essen gegründet. Alleiniger Vertretungsberechtigter ist erneut L., der „die Durchführung von Haus- und Straßensammlungen und Sammlungen per Mailing“ betreiben will. Wie viele Personen damit beschäftigt sind beziehungsweise ob damit eine externe Agentur beauftragt wurde, wollte L. auf Nachfrage nicht ausführen. In einem konkreten Fall ist allerdings ein Leser von CharityWatch.de zum Spenden aufgefordert worden. Er hat nachgefragt und damit die Recherchen ausgelöst.
Fragen. Eine Reihe von Fragen an das Kinderhilfswerk Essen wurden nicht beantwortet. Zum Beispiel wurde nach konkreten Hilfeleistungen gefragt. Der letzte verfügbare Jahresbericht mit Finanzzahlen war ebenfalls ein Punkt auf der Liste. Ob das Internationale Kinderhilfswerk oder das Kinderhilfswerk Essen als gemeinnützig anerkannt ist blieb ebenso ungeklärt wie der nicht im elektronischen Bundesanzeiger hinterlegte Jahresabschluss der „Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht“.
CW-Meinung. Fälle von Spendertäuschung sind leider häufig anzutreffen. Die Dreistigkeit von Bernd alias Bernhard L. mit dem Kinderhilfswerk Essen ist schon ungewöhnlich. Kinderarmut in Deutschland gepaart mit internationalen „Referenzen“ sollen die Börsen der Spender öffnen. Was allerdings mit den Geldern passiert, bleibt - wie einiges andere - im Dunkeln. Die Lektüre des Gründungsvertrages der englischen Mutter lässt allerdings Böses erahnen. Dort ist vor allem von Gewinnerzielung und knallharten Geschäften die Rede und weniger von guten Taten für Kinder.