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Für eine bessere Spendenkultur
11/3/2010 von Stefan Loipfinger
Archivtext

Internationales Kinderhilfswerk Ltd.

Vermögensmehrung für den Gründer

Kinderarmut wird immer schlimmer
Bild: © somenski - Fotolia.com

Das Kinderhilfswerk Essen ist eine Zweigniederlassung der Internationales Kinderhilfswerk Limited aus London. Mit gemeinnützigen/mildtätigen Aktivitäten, die zum Beispiel auf der Homepage vorgegeben werden, hat das aber wenig zu tun. Direktor und Gesellschafter ist ein Bernd L., der laut offizieller Papiere allerdings Bernhard L. heißt. Die Organisation bezeichnet sich selbst als „Bundesverband“, der bewusst auf öffentliche Gelder verzichtet. Wie bei einem Verein wird von einem Vorstand gesprochen, den eine unabhängige Steuerberaterin kontrolliere. Dabei ist L. Direktor beziehungsweise Geschäftsführer einer englischen Limited. Im Gründungsvertrag aus 2006 ist zum Beispiel als Zweck ausgeführt: „Verteilung in bar oder auf andere Art und Weise von Vermögen und Vermögensgegenständen der Gesellschaft unter den Gesellschaftern der Gesellschaft…“ Das klingt schon etwas anders, als die vorgeschobenen Ziele vom Kinderhilfswerk Essen.

Spendenzweck. Vollmundig steht auf der Homepage: „Das Kinderhilfswerk – Essen ist die nationale und internationale Kinderhilfsorganisation, die bundesweit ohne staatliche Gelder Hilfsprojekte fördert und als überparteiliche Lobby für Kinder und Jugendliche Stellung bezieht.“ Von Kindern ohne Chancen spricht das Kinderhilfswerk. Insbesondere solche aus benachteiligten Familien bräuchten gezielte Unterstützung, die L. geben will. Angeblich stellt das Kinderhilfswerk Räumlichkeiten zur Verfügung. Pädagogische Lehrkräfte und ergänzende Schulmaterialien finanziert die Organisation ebenso wie Essensausgabe. Klingt alles plausibel, bis auf den Punkt „Funkamateure“, mit dem angeblich Kindern geholfen wird. Das soll der Völkerverständigung dienen und eine „naturwissenschaftliche und technische Berufswahl frühzeitig unterstützen“. Von dem ist Bernd alias Bernhard L. als Amateurfunker überzeugt.

Fundraising. Die mit 1.000 englischen Pfund Gesellschaftskapital eingetragene Limited hat Ende 2007 eine Zweigniederlassung in Essen gegründet. Alleiniger Vertretungsberechtigter ist erneut L., der „die Durchführung von Haus- und Straßensammlungen und Sammlungen per Mailing“ betreiben will. Wie viele Personen damit beschäftigt sind beziehungsweise ob damit eine externe Agentur beauftragt wurde, wollte L. auf Nachfrage nicht ausführen. In einem konkreten Fall ist allerdings ein Leser von CharityWatch.de zum Spenden aufgefordert worden. Er hat nachgefragt und damit die Recherchen ausgelöst.

Fragen. Eine Reihe von Fragen an das Kinderhilfswerk Essen wurden nicht beantwortet. Zum Beispiel wurde nach konkreten Hilfeleistungen gefragt. Der letzte verfügbare Jahresbericht mit Finanzzahlen war ebenfalls ein Punkt auf der Liste. Ob das Internationale Kinderhilfswerk oder das Kinderhilfswerk Essen als gemeinnützig anerkannt ist blieb ebenso ungeklärt wie der nicht im elektronischen Bundesanzeiger hinterlegte Jahresabschluss der „Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht“.

CW-Meinung. Fälle von Spendertäuschung sind leider häufig anzutreffen. Die Dreistigkeit von Bernd alias Bernhard L. mit dem Kinderhilfswerk Essen ist schon ungewöhnlich. Kinderarmut in Deutschland gepaart mit internationalen „Referenzen“ sollen die Börsen der Spender öffnen. Was allerdings mit den Geldern passiert, bleibt - wie einiges andere - im Dunkeln. Die Lektüre des Gründungsvertrages der englischen Mutter lässt allerdings Böses erahnen. Dort ist vor allem von Gewinnerzielung und knallharten Geschäften die Rede und weniger von guten Taten für Kinder.