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Für eine bessere Spendenkultur
9/2/2010 von Stefan Loipfinger
Archivtext

Deutsche Krebshilfe e.V.

168.000 Euro für ein Foto-Shooting

Logo Deutsche Krebshilfe e.V.

Der Kampf gegen Krebs ist eine der größten medizinischen Herausforderungen unserer Zeit. Die im vergangenen Jahr 35 Jahre alt gewordene Deutsche Krebshilfe leistet dazu einen wichtigen Beitrag. Trotzdem und gerade deshalb sind Ausgaben für ein Foto-Shooting in Höhe von 168.000 Euro höchst fragwürdig. Sie widersprechen auch der Selbstverpflichtung der Deutschen Krebshilfe, die sich beim Einsatz der Spendenmittel der „Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit“ verschrieben hat.

Foto-Shooting. Kein geringerer als Starfotograf Piet Trulahr wurde von der Deutschen Krebshilfe für ein Foto-Shooting verpflichtet. Trulahr ist einer von Deutschlands bekanntesten Fotografen. Das in den Gesamtkosten von 168.000 Euro enthaltene Honorar für den Fotografen wird vom Vorstandsvorsitzenden Hans-Peter Krämer mit „lediglich 25.000 Euro“ angegeben. Für ihn ein sehr günstiger Preis, der „erheblich rabattiert“ wurde.

Nachfrage. Da die Gesamtkosten in Höhe von 168.000 Euro nur mit der Anzahl der 8.000 geschossenen Fotos begründet wurde, stellte CharityWatch.de weitere Fragen: Wie lange dauerte das Foto-Shooting? Wo fand es statt? Wie setzten sich die Gesamtkosten zusammen? Wofür werden die Fotos im Wesentlichen verwendet? Durchaus berechtigte Fragen, die die Deutsche Krebshilfe allerdings nicht beantworten wollte. Hauptgeschäftsführer Gerd Nettekoven verweigerte weitere schriftliche Angaben dazu. Er bot ein persönliches Gespräch an, um die Arbeit der Deutschen Krebshilfe ausführlich zu erklären. Zu den Fragen seien aber keine konkreten Antworten zu erwarten. Abschließend meinte er in dem Telefonat, dass er das „Spielchen“ nicht mehr mit mache.

CW-Meinung. Ausdrücklich betont soll an dieser Stelle werden, dass die Kritik an den extrem hohen Ausgaben für ein Foto-Shooting nicht die gesamte Arbeit der Deutschen Krebshilfe betrifft. 2009 wurden 76,4 Millionen Euro in Forschung, Früherkennung und andere Krebsbekämpfungsmaßnahmen (ohne Information und Aufklärung) gesteckt. In Relation zu den Gesamtausgaben in Höhe von 92 Millionen Euro ergab dies eine vernünftige Projektquote von 83 Prozent. Trotzdem bleibt ein fader Beigeschmack aufgrund der Ausgaben von 168.000 Euro für ein Foto-Shooting, die der Hauptgeschäftsführer zudem nicht ausreichend begründen will. In Telefonaten wurde zwar die sehr hohe Transparenzbereitschaft betont, in der Praxis aber nicht umgesetzt. Von der „Sparsamkeit“, der sich die Deutsche Krebshilfe verpflichtet hat, ganz zu schweigen. Spender, sowie die zahlreichen Prominenten, die in vielfältigen Gremien des Vereins arbeiten, sollten hierzu weitere Aufklärung einfordern. Vor allem schon deshalb, weil ein derart verschwenderisches Verhalten in diesem Einzelfall immer auch die Frage aufwirft, wie kostenbewusst in anderen Bereichen gearbeitet wird?