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Für eine bessere Spendenkultur
5/6/2010 von Ludwig zur Hörst
Archivtext

Projekthilfe Südostasien e.V.

Viel Einsatz aber unkontrollierbare Bargeldtransfers

Diese Kinder profitieren vom Ehepaar Gimmel
Bild: Projekthilfe Südostasien

Südostasien ist eine von Krisen, Kriegen und Armut gezeichnete Region. Besonders hart davon betroffen sind Länder wie Vietnam und Myanmar (früher Burma). Ein Ehepaar aus Werne versucht mit Hilfe von zwei Mönchen einigen Waisenkindern wieder ein Leben und Perspektiven zu geben. In einer Welt jenseits von Internet und Coca-Cola werden die Spendengelder ohne Abzug von Verwaltungs- oder Reisekosten an die Kinderheime gegeben. Jedoch ist die Geldübertragung nach Burma in Bar zu unkontrollierbar für eine Spendenempfehlung. Vorstand Bruno Gimmel sieht derzeit allerdings keine andere Möglichkeit, weil Überweisungen nach Burma verboten sind.

Entstehung. Bei einer Reise nach Burma im Jahr 2000 besuchte das Ehepaar Gimmel ein Kinderheim in einer abgelegenen Region des Landes. Die Umstände dort waren so erschütternd, dass die Eheleute begannen Geld zu sammeln, um davon schließlich 2001 die erste Wasserversorgung für das Heim zu bauen. Seitdem setzt sich der 2002 gegründete und als gemeinnützig eingestufte Verein für Kinder in Burma und Vietnam ein.

Projekte. In Vietnam wird ein von Franziskanermönchen und –schwestern geleitetes Kinderheim in Saigon unterstützt. Die Spenden werden zur Beschaffung von Schulmitteln genutzt. Auch Patenschaften für eines der 50 dort lebenden Kinder sind möglich. In Burma werden die Spendengelder derzeit auf fünf Kinderheime mit insgesamt 1.400 Kindern verteilt. Mit den Geldern werden Schul- und Schlafhäuser fertig gestellt, Wasserversorgungen gebaut und die Kinder mit Essen versorgt. Spender können gezielt Lebensmittelkosten tragen oder Patenschaften für Lehrer und Kinder übernehmen.

Struktur. Der Verein wird von den Gründern Jutta und Bruno Gimmel in Werne geleitet. Sie sammeln Spenden und reisen einmal im Jahr nach Südostasien, um sich von der Gelderverwendung und den Fortschritten in den Heimen ein Bild zu machen. Alle Kosten für diese Reisen werden vom Ehepaar privat getragen. Seit kurzem sammelt der Verein auch in der Schweiz Spenden.

Finanzen. Der Verein stellt sich sehr transparent dar und hat CharityWatch.de neben allgemeinen Informationsunterlagen und einem Jahresbericht auch alle Kontobewegungen von 2006 bis 2008 offen gelegt. Darüber hinaus übersandte Projekthilfe Südostasien den Steuerbescheid 2008 und verschiedene Spendenzertifikate von den Kinderheimen in Burma und Vietnam. Im Jahr 2008 hat der Verein insgesamt 36.747,50 Euro für seine Projekte ausgegeben. Davon wurden 8.230 Euro nach Vietnam überwiesen und 27.920 Euro flossen nach Burma. Allerdings ist das Geld nach Myanmar in bar gebracht worden, da das Land aufgrund der Militärregierung mit starken internationalen Sanktionen zu kämpfen hat. Laut Auswärtigem Amt ist die Einfuhr von Bargeld in unbegrenzter Höhe möglich. Der Rest des Geldes wurde für den Erwerb eines Computers in Burma und geringen Verwaltungsgebühren von 17,50 Euro verwendet. Laut Angaben des Vereins ist 2009 die bisher größte Summe von 50.000 Euro an die Heime in Burma geflossen. Für Vietnam wurden 2009 insgesamt 8.000 Euro ausgegeben.

CW-Meinung. Es ist nicht leicht in Ländern wie Myanmar oder Vietnam effektive Hilfe zu leisten. Weit verbreitete Korruption ist nur ein Hindernis. Doch das Ehepaar Gimmel setzt sich persönlich sehr intensiv ein. Die Offenheit, vor allem im Bereich der Finanzen, stimmt durchaus positiv. Allerdings macht die Spendenübertragung in Bar eine Kontrolle unmöglich, da auch die Spendenurkunden der Heime nur schwer verständlich sind und in einem Land wie Myanmar keine absolute Sicherheit darstellen. Dazu kommen noch die Doppelfunktion des Ehepaars Gimmel als Vorstände des Vereins, was eine Kontrolle unnötig einschränkt. Besser wäre es, eine der beiden Schlüsselpositionen mit einem fremden Dritten zu besetzen. Wer dem Verein spendet, der sollte das Ehepaar schon persönlich kennen und dadurch das notwendige Vertrauen mitbringen. Eine Spendenempfehlung durch CharityWatch.de ist auf dieser Basis allerdings nicht gerechtfertigt.