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Für eine bessere Spendenkultur
4/26/2010 von Stefan Loipfinger
Archivtext

Back to Life e.V. in der ARD

Reinhold Beckmann kümmert sich zu wenig

Es ist nicht klar, wie viel Geld bei den Kindern ankommt.
Bild: Logo Back to Life e.V.

Der 21. Dezember 2009 war für Stella Deetjen wieder mal ein großer Tag. Nicht zum ersten Mal war sie zu Gast bei Reinhold Beckmann in der gleichnamigen Talksendung. Sie konnte über ihr neues Projekt in West-Nepal berichten und bei den Zuschauern um Unterstützung bitten. Am Rande hat Beckmann sogar die von CharityWatch.de kurz vorher geäußerte Kritik angesprochen. Deetjen versprach deshalb vor laufenden Kameras, auf der Homepage über die Verwendung der Spendengelder Auskunft zu geben. Doch bis heute hat sie dieses Versprechen nicht eingelöst. Und das besonders erschütternde dabei: Beckmann kümmert sich nicht darum, wenn seine Zuschauer von Stella Deetjen an der Nase herum geführt werden.

Sendung. Der von Reinhold Beckmann in der Sendung vermittelte Eindruck war eindeutig positiv für den Verein. Schließlich hat er zusammen mit Ralf Schumacher 2007 das indische Kinderheim von Stella Deetjen besucht und darüber sehr lobend in einem von ihm verfassten Beitrag in der Bunten 16/2007 berichtet. Die nun erneut von Beckmann gerührte „Werbetrommel“ hat mit Sicherheit ebenfalls erhebliche Spendeneinnahmen gebracht. Deshalb ist es die journalistische Verpflichtung von Beckmann, erkennbaren Zweifeln nach zu gehen. Vor der Sendung ist das passiert, da die Redaktion bei CharityWatch.de zu den Kritikpunkten nachfragte. Die dabei gegebene Anregung, einen Jahresbericht mit Finanzzahlen vom Verein anzufordern, wurde aufgegriffen. Auch in der Sendung wurde CharityWatch.de zitiert – allerdings leider ohne Nennung der Quelle. Dabei ging es um die bisherige Transparenzverweigerung von Stella Deetjen, für die sie Besserung gelobte. Sie hat versprochen, nach der Sendung die Verwendung der Spendengelder für jedermann einsehbar im Internet zu veröffentlichen.

Fortgang. Erfreut von der plötzlichen Transparenzbereitschaft hat CharityWatch.de gleich am Tag nach der Sendung bei Back to Life nachgefragt. Am 6. Januar 2010 kam dann die ernüchternde Antwort: „Allerdings werden wir [...] derzeit keine weiteren Zahlen offen legen.“ Und dabei ist es auch bis heute geblieben, was natürlich zu einer Nachfrage bei Beckmann führte. CharityWatch.de wollte wissen, wie die Redaktion auf das gebrochene Versprechen reagiert. Am 29. Januar antwortete nach mehreren Nachfragen ein Frank Schulze: „Dass entgegen der Ankündigung von Stelle Deetjen Ende Dezember 2009 derzeit anscheinend keine Veröffentlichung der Finanzzahlen geplant ist, ist uns bisher ausschließlich durch Ihren Hinweis zur Kenntnis gelangt.“ O.k.: Ein Fakten-Check – wie ein Beckmann-Kollege es gerne bezeichnet – hat offenbar nicht stattgefunden. Aber spätestens mit dem Hinweis von CharityWatch.de wusste die Redaktion davon. Und: Sie hat bis heute nicht dafür gesorgt, dass die ihren Zuschauern versprochenen Jahreszahlen vom Verein auf dessen Homepage veröffentlicht werden.

Ausrede. Aufgrund der beharrlichen Nachfragen bei dem Kommunikationsunternehmen von Frank Schulze als Beauftragter der Beckmann-Redaktion hat Back-to-Life nun erneut eine Stellungnahme abgegeben. Christian Eyl erklärte für Back to Life, dass „sich die zeitnahe Veröffentlichung der aktuellen Jahresabschlüsse um geschätzte zwei bis drei Monate verzögern wird.“ Grund seien Abstimmungsprozesse zwischen den indischen und deutschen Steuerberatern. Doch das ist nur eine Ausrede. Denn niemand würde an der versprochenen Transparenzbereitschaft zweifeln, wenn bisher der Jahresbericht 2008 veröffentlicht worden wäre und irgendwann in diesem Jahr der Bericht für 2009 folgt. Doch Stella Deetjen veröffentlicht immer noch keine Finanzzahlen, was einer Nichteinhaltung der Ankündigung in der Sendung gleich kommt.

CW-Meinung. Die schon im Dezember 2009 von CharityWatch.de geäußerten Kritikpunkte sind mit dem gebrochenen Versprechen in der Beckmann-Sendung um einen wesentlichen Vorwurf verschlimmert. Was wurde 2008 mit dem Geld der Spender getan, dass es nicht transparent aufgezeigt werden kann? Für die Zuschauer von Reinhold Beckmann, die im Vertrauen auf den seriös und sympathisch wirkenden Moderator und die Ankündigung von Stella Deetjen gespendet haben, kommt dies einer Ohrfeige gleich. Wieso dies bei einer öffentlich rechtlichen Sendung geduldet wird, ist nicht nachvollziehbar.