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Für eine bessere Spendenkultur
9/13/2010 von Marvin Oppong
Archivtext

Pro Mundo Fonds

Keine Auskunft trotz Versprechen

Der Jahresbericht des Fonds
Bild: Union Investment

Mit dem Pro Mundo Fonds pflegt die katholische Pax Bank ein soziales Image. Doch wohin das Geld fließt, erfahren Spender nicht. Bei dem Fonds können Anleger einen Teil ihrer Rendite an vier festgelegte Organisationen spenden – darunter auch das Päpstliche Kindermissionswerk „Die Sternsinger“. Auf ihrer Homepage verspricht die Pax Bank, die im letzten Jahr wegen Investitionen in Hersteller von Verhütungspillen, Waffen und Tabak in die Schlagzeilen geriet: „Jeder Spender erfährt, wie und wo er durch seine Spende geholfen hat.“ Doch zwei der Empfänger, die Sternsinger und missio e. V. geben auf Nachfrage keine Auskunft über den genauen Einsatz der Spenden.

Konzept. Beim Pro Mundo Fonds handelt es sich um einen 1995 aufgelegten Rentenfonds, bei dem die Anleger die Ausschüttungen, die mit Ihrem angelegten Kapital erwirtschaftet werden, automatisch spenden können. Der Fonds investiert überwiegend in festverzinsliche Wertpapiere mit einer Laufzeit von höchstens drei Jahren. In der Produktbeschreibung auf der Homepage ist aber auch davon die Rede, dass „aufgrund der Einschätzung der aktuellen Kapitalmarktsituation zusätzlich eine Beimischung von 20 Prozent Unternehmensanleihen beziehungsweise High-Yield-Anleihen möglich“ ist. Ihre Rendite können die Anleger des Pro Mundo Fonds wahlweise vier festgelegten, kirchlichen Hilfswerken zukommen lassen: Das Päpstliche Missionswerk der Kinder in Deutschland „Die Sternsinger“, Misereor, die Malteser und das Internationale Katholische Missionswerk missio.

Mittelverwendung. Auf Anfrage gab das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ nur zögerlich Auskunft über die Einnahmen aus dem Fonds. Danach erhielt die Organisation in den letzten fünf Jahren jeweils zwischen 4.000 und 5.000 Euro Spenden aus dem Fonds, der am 31. März ein Fondsvermögen von 23,9 Millionen Euro hatte. Das Geld der Spender werde vom Kindermissionswerk für „Projektarbeit“ verwendet. Wohin die Gelder der Anleger genau flossen, behält das Werk für sich: „Bezogen auf die Verwendung dieser Gelder wurde in einem Fall ein Kinderhaus in Brasilien unterstützt. Da es sich um einen Einzelspender handelt, dürfen wir aus Gründen des Datenschutzes keine genaueren Angaben machen“, so eine Sprecherin der Sternsinger. Dabei heißt es auf der Internetseite der Pax Bank zum Pro Mundo Fonds in Bezug auf das Kindermissionswerk: „Jeder Spender erfährt, wie und wo er durch seine Spende geholfen hat.“ Auch beim Empfänger missio e. V. Aachen, wo man in den letzten fünf Jahren jeweils rund 2.500 Euro aus dem Pro Mundo Fonds erhielt, schweigt man über die Verwendung der Einnahmen. „Die Gelder werden entsprechend unseres satzungsgemäßen Auftrags für Aufgaben der Kirche in Afrika, Asien und Ozeanien eingesetzt. Da es sich um Einzelspender handelt, dürfen wir aus Gründen des Datenschutzes keine genaueren Angaben machen“, so ein Sprecher.

Spendenaufkommen. Fragen wirft auch der Umstand auf, dass der Gesamtbetrag, der im Jahr 2009 an die vier Empfängerorganisationen des Fonds Pro Mundo ausgeschüttet wurde, nur 25.425 Euro betrug, obwohl der für Ausschüttung verfügbare Betrag des Fonds für den Zeitraum vom 1. Oktober 2008 bis 30. September 2009 insgesamt 1,02 Millionen Euro umfasste. Auf Anfrage sah man sich bei den Maltesern hierzu nicht zu einer Stellungnahme in der Lage. Das Kinderhilfswerk und Misereor verwiesen in diesem Punkt in getrennten, aber nahezu wortgleichen Stellungnahmen auf die Erträge, die die Organisationen für ihr angelegtes Geld erhalten haben. Diese lägen höher. Hinzu kommt, dass Vertreter der vier Empfängerorganisationen im Anlageausschuss des Fonds Pro Mundo vertreten sind. Die Möglichkeit von Interessenkonflikten sieht man beim Kinderhilfswerk und bei Misereor nicht – „im Gegenteil, es dient der Kontrolle und den Interessen der Anleger“, so die beiden Organisationen. Von den Maltesern war hierzu ebenfalls keine Stellungnahme zu erhalten.

Verflechtungen. Überraschend ist auch, dass hohe Vertreter der vier Empfängerorganisationen Beiräten der Pax Bank angehören und hierfür zum Teil sogar entschädigt werden – Interessenkonflikte sind so nicht ausgeschlossen. Bei Misereor, wo man mit 20.650 Euro im letzten Jahr am meisten Gelder aus dem Pro Mundo Fonds erhielt, gehören gleich zwei Vertreter Beiräten der Pax Bank an: So gehört der Abteilungsleiter Finanz- und Rechnungswesen von Misereor, Gerhard Schubert, seit 2005 dem Beirat Aachen der Pax Bank an, im Beirat Essen hat Thomas Antkowiak, Geschäftsführer Personal, Verwaltung, Finanzen von Misereor, Platz genommen. Für die Malteser sitzt der ehemalige Geschäftsführer des Malteser Hilfsdienstes Limburg, Christian Lermer, im Beirat Mainz der Pax Bank.

CW-Meinung. Das Versprechen der Pax Bank, dass jeder Spender erfährt, wie und wo er durch seine Spende geholfen hat, wird nicht eingehalten, da die Empfängerorganisationen nicht vollständig Auskunft über die Verwendung der Spenden geben. Zu kritisieren ist auch, dass nur ein Bruchteil der Erträge des Fonds überhaupt an die vier ausgewählten Organisationen fließt.