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Für eine bessere Spendenkultur
1/21/2010 von Stefan Loipfinger
Archivtext

Tierschutzverein für Hannover und Umgegend e.V.

Verluste aus der Mitgliederwerbung beendet

Was macht der Tierschutzverein Hannover mit seinem Geld?
Bild: Susanna Berndt

Mit einem Gesamtvereinsvermögen von 2,6 Millionen Euro per Ende 2007 und 12.500 Mitgliedern geht es dem 1844 gegründeten Tierschutzverein für Hannover und Umgegend e.V. eigentlich gut. Trotzdem hat Geschäftsführer Heiko Schwarzfeld jetzt seine Zusage vom Dezember 2009 widerrufen, die Jahresbilanz 2008 an CharityWatch.de zu übersenden. Ob das mit der teuren Mitgliederwerbung durch die Firma Service94 von Frank Kroll zusammen hängt? Zumindest bestätigte Schwarzfeld im vergangenen Jahr telefonisch einen sehr hohen Preis.

Mitgliederwerbung. Im Dezember meldete sich Geschäftsführer Schwarzfeld telefonisch auf eine Anfrage von CharityWatch.de. Dabei ging es unter anderem um einen Vertrag mit der Firma Service94 von Frank Kroll über die Mitgliederwerbung. Schwarzfeld bestätigte damals, der Tierschutzverein hätte den Vertrag kurz vorher gekündigt, weil die Kosten Anfang 2009 bei 90 Prozent der Einnahmen plus Mehrwertsteuer gelegen hätten. Dadurch machte der Verein laut Schwarzfeld also Verlust. Dies wäre nicht hinnehmbar. Außerdem bezeichnete er die Werbemethoden von Service94 als aggressiv. Ein weiterer Grund für die Kündigung.

Finanzzahlen. Im Rahmen des Telefonates sagte Schwarzfeld zu, den Jahresabschluss für 2008 nach Fertigstellung zur Verfügung zu stellen. Auf Nachfrage erklärte er nun, dies doch nicht tun zu wollen. Nur eine Einsichtnahme in Hannover wäre möglich. Aus gut informierten Kreisen konnte CharityWatch.de inzwischen Zahlen aus dem Jahr 2007 in Erfahrung bringen. So lagen die Einnahmen aus den aktiv geworbenen Mitgliedsbeiträgen bei 789.000 Euro. Die Kosten für die Mitgliederwerbung und das Informationsmaterial verschlangen aber schon damals 61 Prozent dieser Einnahmen.

Darlehen. Zudem enthalten die CharityWatch.de übermittelten Finanzzahlen ein ungewöhnliches Darlehen vom Deutschen Tierhilfswerk (heute Aktion Tier - Menschen für Tiere e.V.), das per Ende 2007 noch mit 70.000 Euro valutierte. Hintergrund ist ein 2005 erhaltener Zuschuss über 100.000 Euro für ein neues Hundehaus, bei dem es sich in Wirklichkeit um ein mit fünf Prozent zu verzinsendes Darlehen handelte. Um so interessanter ist, dass Holger Knieling von Aktion Tier laut Neue Presse Hannover vom 5. September 2005 den Tierschutzverein Hannover mit folgenden Worten lobte: „Um Kreditzinsen zu sparen, habe der Tierschutzverein mit dem Neubau gewartet, bis das Geld bar auf dem Konto war ...“

Interessenkollision. Angefragt wurden auch die Funktionen von Heiko Schwarzfeld bei dem zweifelhaften Verein Help Deutschland e.V. und der Stiftung Menschen für Tiere. Mögliche Interessenskonflikte sieht der Geschäftsführer des Tierschutzvereines Hannover und Umgebung nicht. Als Vorstand von Help Deutschland e.V., vor dem kürzlich auch das DZI Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen gewarnt hat, bestätigte Schwarzfeld unumwunden, dass der größte Teil der Einnahmen für Mitgliederwerbung verwendet wird. So würden von zwei Millionen Euro Gesamteinnahmen nur 400.000 Euro für Projekte ausgegeben. Angeblich hätte er deshalb auch dort angeregt, den Mitgliederwerbevertrag mit Service94 zu kündigen. Bei der Stiftung Menschen für Tiere – vom Deutschen Tierhilfswerk (heute Aktion Tier) mit einem Grundstockvermögen von 2,5 Millionen Euro ausgestattet – trat Schwarzfeld 2005 die Nachfolge von Gerd Billen (Vorstand Bundesverband Verbraucherzentralen) als Vorstand an. Einen Interessenskonflikt sieht er nicht, weil die Stiftung bis heute ohnehin keine großen Aktivitäten entfaltet hat.

CW-Meinung. Die meisten der von Service94 für den Tierschutzverein Hannover geworbenen Mitglieder dürften keine Ahnung haben, wie wenig Geld ihres Beitrags wirklich für den Tierschutz verwendet wird. Der Tierschutzverein Hannover nahm diesen Missstand jahrelang billigend in Kauf. Interessieren dürfte die Mitglieder auch, dass es keine Veröffentlichung des Jahresberichtes 2008 gibt. Trotzdem will der Verein laut Schwarzfeld demnächst das DZI-Spenden-Siegel beantragen. Unabhängig davon, ob der Tierschutzverein Hannover und Umgebung die Kriterien überhaupt erfüllt, müsste der Jahresbericht dann allerdings auf Anfrage zur Verfügung gestellt werden. Damit konfrontiert, meinte Schwarzfeld, dass man sich das überlegen würde, wenn es soweit ist.

Leserbriefe
  • 08.03.2010 17:40:01Isch