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Für eine bessere Spendenkultur
3/13/2009 von Stefan Loipfinger
Archivtext

Terra Mater Umwelt- und Tierhilfe e.V.

Schon die Frage nach einem Jahresbericht löste üble Beschimpfungen aus

Eigentlich sollte es für einen eingetragenen Verein mit 55.000 Mitgliedern nichts ungewöhnliches sein, einen Jahresbericht - zumindest auf Anfrage - auszuhändigen. Bei Alfred Spohr, derzeit Vorstand und Schatzmeister bei Terra Mater, hat allein schon die Frage einen Aufschrei ausgelöst. Ohne Grund wurde „gossenhafter Sensationsjournalismus“ unterstellt, den Terra Mater „schon oft genug erleiden musste“. Spohr verwies als Begründung auf die Verantwortung für die Versorgung von Tausenden von Tieren: „...es ist bereits jetzt schwer genug, die Mittel dafür zu akquirieren.“

Schriftverkehr. Auf eine höfliche Anfrage nach einem Jahresbericht reagierte der Terra-Mater-Vorstand Alfred Spohr völlig ungehalten. Der Stil der Antwort dürfte für Mitglieder oder Interessierte sicherlich hilfreich sein: „Verehrtester! Sie sind mit absoluter Sicherheit nicht an der Tätigkeit eines Tierschutzvereins interessiert. Und das, was Sie tatsächlich im Auge haben, lässt sich leicht denken. Wir sind nicht daran interessiert, das zu fördern. Diesen gossenhaften Sensationsjournalismus haben wir oft genug erleiden müssen. Noch heute finden Sie Reste davon und Repliken darauf im Internet. Wir haben Verantwortung für die Versorgung von Tausenden von Tieren, und es ist bereits jetzt schwer genug, die Mittel dafür zu akquirieren. Weitere "Knüppel-zwischen-die-Beine" brauchen wir nicht. Kümmern Sie sich um Ihre Immobilien, Fonds, Derivate usw. , davon scheinen Sie ja etwas zu verstehen. In unserer Branche würden Sie nur Schaden anrichten.“ Auf eine konkrete Nachfrage hat Spohr gezeigt, dass die erste Antwort kein einmaliger Ausrutscher war: „Na also, Verehrtester, habe ich Sie doch genau richtig eingeschätzt - Sie wollen sich mit einem "Enthüllungsbericht" einen Judaslohn verdienen. (...)“

Exotenstation. Natürlich haben die üblen Beschimpfungen auf die einfache Bitte nach einem Jahresbericht intensivere Recherchen ausgelöst. Dabei kam zum Beispiel heraus, dass die „erste und einzigste Exotenstation (Reptilien) Deutschlands unter dem Dach von Terra Mater“ Monika Schlegel gehört. Auf ihren eigenen Internetseiten schreibt sie aber: „Im Frühjahr 2001 bekam TERRA MATER von der Gemeinde Graben-Neudorf ein Holzhaus (13,5mx3,5m) geschenkt (...)“. Warum das nun ihr gehört, könnte damit zusammen hängen, dass Monika Schlegel die Tochter des Terra Mater-Vorstandes Heinz Zimmermann ist. Auf Nachfrage erklärte Vorstandskollege Spohr, dass Terra Mater den laufenden Betrieb finanziert. Gleichzeitig gibt er aber zu: „Hausrecht und Eigentum liegt bei Frau Schlegel.“ Die Abgabe von Tieren erfolgt durch die Zimmermann-Tochter, wie es auf ihren Internetseiten ms-exoten.de und ms-schildkroeten.de zu lesen ist: „Wenn Sie eines der Tiere bei sich aufnehmen möchten, um ihm ein neues Zuhause zu geben, setzen Sie sich bitte mit mir in Verbindung. Die Tiere werden mit Schutzverträgen abgegeben (...)“

Linkliste. Auffällig ist die Unterstützung von dem Tierschutzverein Terra Mater für den Reit-, Zucht- und Fahrverein Heideland e.V.. Dieser Verein widmet sich überwiegend der Kinder- und Jugendarbeit im Pferdesport. Die Kinder sollen in Zukunft auch verstärkt an Jungzüchtertätigkeiten herangeführt werden. Im Hinblick auf die Unterstützung durch Terra Mater bedankt sich der Vereinsvorstand Peter Zimmermann ausdrücklich beim Terra-Mater-Vorstand Heinz Zimmermann: „Dank dieser Hilfe können viele hilfsbedürftige Pferde in ihrer gewohnten Umgebung bleiben.“

Gemeinnützigkeit. Der im April 1996 gegründete Verein wird vom pensionierten Banker Peter Jaeschke geleitet. In der Eigenbeschreibung wird das ehrenamtliche Engagement der Vorstände ebenso betont wie die gute Sache für den Tierschutz. Im Impressum zur Homepage wird wie bei Mailnachrichten die Vereinsregisternummer und die Steuernummer beim Finanzamt Hamburg-Mitte aufgeführt. Trotzdem fehlt bei Terra Mater der auf vielen Internetseiten von Vereinen enthaltene Aufruf zum Spenden. Dies legte die Vermutung Nahe, dass der Verein mit 55.000 Mitgliedern überhaupt nicht gemeinnützig arbeitet. Auf Nachfrage erklärte dann auch eine Mitarbeiterin, dass Spender, die eine Spendenquittung möchten, direkt an einen der gemeinnützigen Partnervereine überweisen müssten. Terra Mater selbst könne keine Spendenquittungen ausstellen.

CW-Meinung. Die fehlende steuerliche Anerkennung als gemeinnütziger Verein ebenso wie der beleidigende Ton von Antwortmails und die Nichtbereitschaft einen aussagekräftigen Jahresbericht zu liefern sagen eigentlich alles. Es wäre spannend zu wissen, wie vielen der 55.000 Mitgliedern das auch bewusst ist? Es könnte doch sein, dass einige ihren Mitgliedsbeitrag an den eingetragenen Verein unbewusst in der Steuererklärung angeben. Schließlich reicht bis 200 Euro der Nachweis in Form des Kontoauszuges. Ob ohne Nachfrage und/oder auf dem Mitgliedsantrag deutlich erkennbar ist, dass es sich um keinen steuerlich absetzbaren Beitrag handelt und weder Jaeschke, Spohr noch Zimmermann mit Terra Mater gemeinnützig, mildtätig oder selbstlos tätig sind?