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Für eine bessere Spendenkultur
5/21/2008 von Stefan Loipfinger
Archivtext

Aggressive Tierschutzwerbung

Zu wenig Geld für Projekte von Vier Pfoten

Spendenwerbung mit unwürdigen Fotos von Bären ist kein Einzelfall bei Vier Pfoten. Die regelmäßigen Spendenaufrufe sind aber nicht nur hinsichtlich ihrer Bebilderung verbesserungsbedürftig. Auch die dafür entstandenen Kosten sind mit 1,36 Millionen Euro in 2006 zu hoch ausgefallen, denn der Betrag verschlang allein gut ein Fünftel der Spendeneinnahmen. Hinzu kamen weitere Aufwendungen für Verwaltung von 711.000 Euro, Förderinformation und Report (1,76 Millionen Euro) und allgemeine Öffentlichkeitsarbeit von 191.000 Euro.

Vorstellung. Vier Pfoten hat es sich zur Aufgabe gesetzt, Tieren - ob aus wirtschaftlichen, wissenschaftlichen oder sonstigen Gründen missbraucht - zu ihrem Recht auf ein ihren Bedürfnissen entsprechenden Dasein zu verhelfen. Die Stiftung für den Tierschutz setzt sich dabei nach eigenen Aussagen konkrete Ziele und versucht, diese durch den strategischen Einsatz von Öffentlichkeitsarbeit und Lobbying zu erreichen. Ziel von ihrer Kampagnentätigkeit ist es, langfristige gesetzlich verankerte Verbesserungen für Nutztiere, Labortiere und Wildtiere zu erreichen. Bei den nationalen und internationalen Hilfsprojekten steht rasche und direkte Hilfe für Tiere in Not im Vordergrund.

Jahresbericht. Vier Pfoten bezeichnet sich selbst als transparent. Allerdings ist der Jahresbericht in vielen Bereichen viel zu allgemein gehalten. So werden zum Beispiel verschiedene Aktionen des Jahres 2006 vorgestellt, ohne die jeweils dafür entstandenen Kosten konkret aufzusplitten – zum Beispiel nach Löhnen, Futterkosten oder Kauf von Land oder anderen Investitionsgütern. Vor allem die Kosten für übergeordnete politische Arbeit sollten nach wesentlichen Positionen aufgeschlüsselt werden. Wie in vielen anderen Jahresberichten ist auch bei Vier Pfoten das Testat eines Wirtschaftsprüfers abgedruckt, das aber in diesem Fall so klein ausfällt, dass es nicht lesbar ist. Hinsichtlich der nicht projektbezogenen Aufwendungen wäre etwas mehr Kostenbewusstsein angebracht. Allein 32,5 Prozent der Gesamteinnahmen wurden 2006 für allgemeine Öffentlichkeitsarbeit, Spendergewinnung und Verwaltung ausgegeben. Da sicherlich auch noch zu einem erheblichen Teil die Kosten für Fördererinformation in Höhe von 1.76 Millionen Euro zu den Ausgaben für Spendengewinnung gezählt werden können, erhöht sich die nicht projektbezogene Verwendung der Einnahmen auf bis zu 57,8 Prozent.

CW-Meinung. Von den Gesamteinnahmen in Höhe von 6,95 Millionen Euro entfielen 2006 bei einem 50-prozentigem Ansatz der Fördererinformation als Spendenakquiseaufwand stolze 45 Prozent für nicht projektbezogene Ausgaben. Das ist eindeutig zu viel – vor allem für ein Mitglied im Trägerverein des Deutschen Spendenrates e.V.. Dieser sollte bei seinem Mitglied auch einmal überprüfen, ob die Tierfotos in den Bettelbriefen gegen die allgemein formulierte Selbstverpflichtung verstoßen, die guten Sitten und anständigen Gepflogenheiten bei der Werbung einzuhalten. Außerdem sollte der Jahresbericht deutlich aussagekräftiger werden, bevor ein Spender darüber nachdenkt, durch Vier Pfoten etwas für den Tierschutz zu tun.