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Für eine bessere Spendenkultur
8/24/2011 von Stefan Loipfinger
Archivtext

Vier Pfoten – Stiftung für Tierschutz

Geschäfte mit einem Großwildjäger

Großwild im Angebot
Quelle: www.ingululesa.co.za

Bereits im Mai 2008 hat CharityWatch.de kritisch über Vier Pfoten – Stiftung für Tierschutz berichtet. Seit dem wird vor Spenden an diese Organisation gewarnt, da damals beispielsweise viel zu viel Geld für Fundraising ausgegeben wurde. Doch hat sich seit der Kritik etwas bei dieser großen international tätigen Tierschutzorganisation geändert? Leider nein. Weiterhin fließt ein zu geringer Anteil der Spenden in den Tierschutz. Wichtige Fragen bleiben unbeantwortet.

Finanzen. Den Einnahmen von 8,3 Millionen Euro standen 2009 allein bei der deutschen Stiftung Gesamtausgaben in Höhe von 7,6 Millionen Euro gegenüber. Über die Finanzen der in Wien ansässigen Mutterorganisation Vier Pfoten International sind hingegen keine Aussagen möglich, da eine diesbezügliche Anfrage nicht beantwortet wurde. Damit ist auch eine Kernfrage für die Stiftung in Deutschland offen geblieben, da ein Großteil der deutschen Ausgaben für „Kampagnen und Projekte“ an die Wiener Mutter überwiesen wurde. Es bleibt somit unklar, welche weiteren Kosten durch diese doppelte Struktur entstanden sind. Aber unabhängig davon dürfte einen Spender bereits abschrecken, dass von den 7,6 Millionen Gesamtausgaben mit 44 Prozent ein viel zu geringer Anteil in Kampagnen und Projekte floss. Und trotzdem blieben auch hier noch Fragen bezüglich der Kostenabgrenzung unbeantwortet.

Werbung. Obwohl Vier Pfoten 2009 von der Fundraisingagentur SAZ in St. Gallen und Garbsen zu der ebenfalls in Garbsen angesiedelten „marketwing“ wechselte, hat sich die Seriosität der Bettelbriefe nicht erkennbar verbessert. Weiterhin wird mit dem „Siegel“ Deutscher Spendenrat geworben, obwohl die Mitgliedschaft keinesfalls mit dem DZI-Spenden-Siegel vergleichbar ist. Gelder für Tiere in Not wären angeblich gut angelegt: „Dafür bürgt das Siegel des Deutschen Spendenrates, der uns zu Transparenz und verantwortungsvollem Wirtschaften verpflichtet.“ Und was sagt der Spendenrat dazu, der in seinen Grundsätzen die „Kommunikationsprinzipien der Offenheit, Wahrhaftigkeit, Klarheit und Glaubwürdigkeit“ vorgibt? Nichts! Eine Anfrage dazu vom 6. April 2011 ist bis heute inhaltlich unbeantwortet.

Lionsrock. Vier Pfoten engagiert sich stark gegen die Großwildjagd in Südafrika. In einer Online-Petition wird dies so beschrieben: „Die extremste Abart der Trophäenjagd ist das ‚Canned Hunting’, im Deutschen auch ‚Gatterjagd’ genannt. Opfer sind meist Löwen, die ihren Jägern auf dem Silbertablett serviert werden: Die Tiere werden in Gehege eingesperrt bis sie von Jägern abgeknallt werden.“ Ein Anbieter von „African Hunting Safaris“ ist Marius Prinsloo (www.ingululesa.co.za). Er hat früher Großwildjagden auf der Camorhi Game Lodge angeboten, die heute Lionsrock heißt. Vier Pfoten International ist Eigentümer der Firma, der Lionsrock gehört. Der springende Punkt dabei ist: Vier Pfoten hat einer Anfrage nicht widersprochen, wonach der Verkäufer der Camorhi Game Lodge dieser Großwildjäger Prinsloo war. Spender sollten die Frage stellen, warum Vier Pfoten International Geschäfte mit einem Großwildjäger macht?

CW-Meinung. Tierschutz ist ein gutes Thema, um Spenden im großen Stil zu akquirieren. Das wäre auch absolut in Ordnung, wenn das Geld denen zugute kommt, für die es gedacht ist. Bei Vier Pfoten ist das mit großen Fragezeichen versehen. Allein die viel zu geringe Quote für Kampagnen und Projekte, die selbst in dieser Höhe noch zu hinterfragen wäre, kann nicht im Sinne der Spender sein. Der Deutsche Spendenrat sollte klären, ob dies wirklich einem verantwortungsvollen Wirtschaften entspricht? Die mangelhafte Auskunftsbereitschaft in Zusammenhang mit einzelnen Aktionen ist mit den Prinzipien von Transparenz und Wahrhaftigkeit sicherlich nicht in Einklang zu bringen.