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Für eine bessere Spendenkultur
5/31/2011 von Stefan Loipfinger
Archivtext

Die Bayerische Kinderhilfsorganisation in Not e. V.

Dubiose Straßensammlungen

Eine Straßensammlung in München

Mehrere Beschwerden sind bereits eingegangen zu dem Verein „Die Bayerische Kinderhilfsorganisation in Not“ aus Nürnberg. Er sammelt offenbar sehr aktiv mit klassischen Spendendosen auf der Straße. Wie viel Geld kommt dabei zusammen und wie viel landet davon bei kranken und hilfsbedürftigen Kindern in Krankenhäusern und Kinderhospizen? Der von einer Familie M. dominierte Vorstand antwortet auf diesbezügliche Anfragen nicht.

Verein. Die Anmeldung des Vereins „Die Bayerische Kinderhilfsorganisation in Not“ wurde im August 2010 beim Amtsgericht Nürnberg veranlasst. Nachdem in der ersten Satzung als Zweck die ideelle und finanzielle Förderung des Vereins selbst verankert war, wurde einige Tage später eine veränderte Version nachgereicht. Dort ist nun die Unterstützung von kranken und hilfsbedürftigen Kindern in Krankenhäusern und Kinderhospizen definiert. Dazu sollen auch Sammelaktionen, zum Beispiel mit Spendendosen, durchgeführt werden. Im Falle einer Auflösung des Vereins oder bei Wegfall seines bisherigen Zwecks soll das Vermögen an die Kinderkrebsstation des Nordklinikums Nürnberg fallen. Anfänglich war auch hier der Verein selbst als Empfänger bei Auflösung definiert.

Problemstellung. Straßensammlungen sind höchst lukrativ. 150 bis 200 Euro kommen pro Sammler am Tag zusammen. Doch wie viel landet davon am Ende bei dem gemeinnützigen Zweck? Eine Spendenplombe ist keine Sicherheit, dass das Geld dort ankommt. Damit könnte auch nur sichergestellt werden, dass die Sammlungsergebnisse wirklich bei den Hintermännern ankommen. Ob diese wirklich alles Bargeld in den Dosen auf das Vereinskonto einzahlen oder erhebliche Beträge vorab abziehen, ist nicht kontrollierbar. Seit die Sammlungsgesetze in zwölf der 16 deutschen Bundesländer abgeschafft wurden, ist nicht einmal mehr eine Plausibilitätskontrolle möglich. Nur wenn bekannt wäre, wie viele Personen an wie vielen Tagen sammelten, ist eine Hochrechnung der auf dem Vereinskonto aufzutauchenden Beträge möglich.

Vorstand. Anfragen an den Verein mit der Bitte um Übersendung von Finanzzahlen blieben unbeantwortet. Eine anschließende Recherche beim Vereinsregister brachte dann weitere Zweifel an der Seriosität des Vereins zu Tage. So wurden auf der Gründungsversammlung am 27. Juli 2010 wichtige Ämter an die Familie M. vergeben. Vorstandsvorsitzende ist Alvarez Maria M. und dessen Stellvertreterin die 30 Jahre jüngere Francesca M.. Mit gleichem Wohnort wie Alvarez Maria sind auch der Schriftführer Francesco M. und der Kassenwart Giovanni M. gemeldet. Mit echter Kontrolle durch unabhängige Dritte hat das wenig zu tun.

CW-Meinung. Bei diesem Verein ist höchste Vorsicht angebracht. Dies ergibt sich über die bereits erwähnten Punkte hinaus auch aus dem Umstand, dass Giovanni M. auf einer Liste von Mitarbeitern einer anderen höchst zweifelhaften Organisation auftauchte. Diese wiederum weist Verbindungen zu anderen Vereinen auf, die auch schon Gegenstand staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen waren. CharityWatch.de recherchiert hier schon seit längerer Zeit und wäre an weiteren sachdienlichen Hinweisen von ehemaligen Insidern sehr interessiert.

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