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Für eine bessere Spendenkultur
2/14/2011 von Karin Burger
Archivtext

Beagle-Union Deutschland e.V.

Dramatischer Spendenaufruf von Unbefugten

Ein Hund aus Evaschacht
Bild: Uwe Stierand

In der Tierschützer- und Hundeszene herrscht derzeit große Aufregung über den Hundefabrikanten Uwe Stierand und seinen Zwinger vom Evaschacht. Aus einer geplanten Hunde-Auktion wurde nichts. Jetzt bemühen sich Tier- und Hundefreunde in der ganzen Republik um eine Lösung für die Hunde. Auch die Beagle-Union Deutschland e.V. hatte hier früh das Gespräch mit dem „Züchter“ gesucht. Seit Tagen geht nun ein dramatischer Spendenaufruf durchs Internet, welcher allerdings vom Vorstand der Beagle-Union nie autorisiert wurde.

Vorgeschichte. Seit 17 Jahren züchtet Uwe Stierand, der sich selbst als „Hundefabrikant“ bezeichnet, unter dem Namen Zwinger vom Evaschacht in Steuden, Saalekreis, Hunde verschiedenster Rassen. In der Kritik steht der von Tierschützern und Zuchtkritikern als „Vermehrer“ bezeichnete Unternehmer schon seit vielen Jahren. Inzwischen ist er in finanzielle Schwierigkeiten geraten und ihm geht das Hundefutter aus. Am 30. Januar 2011 sollten deshalb in Steuden auf einer Auktion 31 Hunde der Rassen Münsterländer, Beagle und Irish Setter versteigert werden. Daraus wurde nichts. Eine vom Tierschutzverein Halle initiierte Demonstration zog bundesweit mediale Aufmerksamkeit auf diesen Fall. Kein einziger Hund wurde versteigert.

Einzelaktionen. Wie es im Zwinger vom Evaschacht nun weitergehen soll, ist bisher unklar. Die Behörden sind eingeschaltet. Verschiedene Tierschutzorganisationen und Vereine starten derzeit unkoordiniert und eigeninitiativ Hilfsaktionen. Dabei wird dem Betreiber der Zuchtanlage auch immer wieder Futter angeboten.

Züchterkonkurrenz. Einer der Vereine, welcher hier aktiv wurde, ist die Beagle-Union Deutschland (BUD). Dieser Verein ist ein Zusammenschluss von Beagle-Züchtern, Tierschützern und Mitgliedern, die den Verein unterstützen. Derzeit ist er nicht dem Verband für das deutsche Hundewesen (VDH) angeschlossen. Zweck des Vereins gemäß Satzung ist die „Förderung der Zucht und Ausbildung von reinrassigen Beagle“. Tierschutz kommt in der Satzung nur in einem einzigen Satz unter 2.5 des Paragraphen Vereinszweck vor: „Der BUD setzt sich aktiv und ideell für den Tierschutz ein“. Im Fall Uwe Stierand versuchte die Beagle-Union Deutschland nun, einige Welpen und Zuchthündinnen über angebotenes Futter als Gegenleistung freizukaufen. BUD und Stierand wurden sich nicht einig. Der Deal platzte.

Bedrängende Appelle. Seit einigen Tagen kursiert im Internet ein bedrängender Spendenaufruf, der von Mitgliedern des Vereins formuliert wurde und dessen Spendenkonto benennt. Eine Tierschützerin verteilte diesen Notruf über einen sehr großen Verteiler bundesweit. Der Aufruf enthält eine ganze Reihe unwahrer Behauptungen. Von rund 60 bis 70 Hündinnen in Not ist die Rede. In Wahrheit handelt es sich gemäß Auktionsliste aber nur um neun Hündinnen. Aktuell gibt Uwe Stierand vier Hündinnen in seinem Besitz an. Des Weiteren wird im Spendenaufruf behauptet: „Die Welpen sind bis auf die Knochen abgemagert“. Eine glatte Lüge, denn sowohl aktuelle Fotos wie Videos belegen, dass die Hunde in einem ordentlichen Ernährungszustand sind. Überdies befinden sich Zuchtanlage und Hunde durch die bundesweite Aufmerksamkeit derzeit unter veterinärmedizinischer Kontrolle.

Zeitdruck. Zum Ende des Textes werden potenzielle Spender unter Zeitdruck gesetzt mit der Behauptung: „Wir wissen nicht, wie lange es die Kleinen noch unter diesen Umständen aushalten werden.“ Hier wird entgegen der aktuellen Situation suggeriert, es bestünde unmittelbare Lebensgefahr für die Hunde. Der Appell endet mit dem Aufruf: „Bitte spendet ganz schnell und fleißig Futter oder Geldspenden, die dann auf das Spendenkonto des Vereins überweisen werden können, auch eine Spendenquittung vom Verein ist möglich“.

Nicht autorisiert. Auf diesen unseriösen Spendenaufruf seiner Vereinsmitglieder Denise und Tanja Vollbrecht angesprochen, erklärt der erste Vorsitzende Ralf Manhalter gegenüber CharityWatch.de, er wisse gar nichts von diesem Appell. Der Spendenaufruf sei nicht mit ihm abgesprochen worden und sei mithin auch nicht autorisiert. Manhalter distanziert sich ausdrücklich von dem Aufruf. Der Vorsitzende versichert, alle auf diese Fundraising-Aktion hin bei der Beagle-Union Deutschland eingehenden Spenden würden umgehend an die Spender zurück überwiesen.

Intransparenz. Allerdings verweigert sich Manhalter auch den üblichen Transparenzkriterien. Die Gelegenheit zur Stellungnahme über einen detaillierten Fragenkatalog zu diesem Vorgang schlägt er aus. Unterlagen will er nicht zur Verfügung stellen und grundsätzlich interessiere ihn die CharityWatch-Anfrage nicht.

CW-Meinung. Der erste Vorsitzende des Vereins Beagle-Union Deutschland kann glaubwürdig darstellen, dass der unseriöse und bedrängende Spendenaufruf, welcher derzeit durchs Internet geht, unautorisiert auf den Weg gebracht wurde. Für diese Glaubwürdigkeit spricht auch seine Zusicherung, eingehende Spenden zu diesem Thema umgehend an die Überweisenden zurückzuleiten.
Ganz unabhängig von der Beagle-Union Deutschland zeigt dieser Fall aber eindrücklich, dass es sich grundsätzlich für Spender empfiehlt, genau hinzusehen, wer für welchen Zweck um Geld bittet. Bedrängende Appelle, aufgebauter Zeitdruck und dramatische Sprachbilder sind dabei per se ein Zeichen mangelnder Seriosität. Geldgeber sollten sich immer fragen: Wer steht hinter einem Verein? Wie sieht die Satzung aus? Was ist Satzungszweck? Passt dieser zum angegebenen Hilfsprojekt? Sind die Projekte hinreichend exakt beschrieben? Stehen Ansprechpartner des Vereins für überzeugende Auskünfte zur Verfügung?