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Für eine bessere Spendenkultur
6/8/2010 von Stefan Loipfinger
Archivtext

OVB Medienhausstiftung

Einsichtig und transparent

Häufig werden behinderte Menschen unterstützt
© Thomas Hansson - Fotolia.com

Leider ist Transparenz bei gemeinnützigen Organisationen von Verlagen keine Selbstverständlichkeit. Namhafte Beispiele, die nicht ausreichend über die Verwendung der Spenden Auskunft geben, sind Bild hilft e.V. oder die RTL-Stiftung. Beide verweigern die Herausgabe von Finanzzahlen. Die RTL-Stiftung lebt dieses zweifelhafte Gebaren sogar, obwohl sie das DZI-Spendensiegel trägt. Ganz anders ist OVB Medienhausstiftung aus Rosenheim. Sie hat absolut transparent über die Geldeingänge und Ausgänge informiert. Bei kleineren Kritikpunkten zeigte sich Oliver Döser sehr einsichtig und hat Besserung gelobt.

Hintergrund. Gegründet wurde die OVB Medienhausstiftung 2004. Der Verlag des Oberbayerischen Volksblatts stellte eine Millionen Euro Stiftungskapital zur Verfügung. Ziel ist die Unterstützung von gemeinnützigen Einrichtungen, die vorwiegend in Rosenheim und Mühldorf aktiv sind. Dabei wird jedes Jahr in den marktbeherrschenden Medien zu einer Weihnachtsspendenaktion aufgerufen. In 2009 stand diese unter dem Motto der Behindertenhilfe. So spendeten Leser für die Stiftung Attl 326.000 Euro und einen Erweiterungsbau für das Behindertenzentrum von Kloster Au bei Gars am Inn 280.000 Euro.

Finanzen. Von Jahr zu Jahr unterschiedlich gehandhabt wird, ob die Spenden der Leser über die Konten der OVB Medienhausstiftung fließen, oder die Überweisung direkt an eine oder mehrere gemeinnützige Organisationen empfohlen wird. Dementsprechend unterschiedlich fallen die Einnahmen und Ausgaben der OVB Medienhausstiftung aus. Während 2008 noch 462.500 Euro Spenden weiter geleitet beziehungsweise zugesagt wurden, reduzierte sich dieser Betrag in 2009 auf 55.300 Euro. Weitere 606.000 Euro Spenden wurden von den Lesern direkt an die Stiftung Attl und das Kloster Au überwiesen. Für die Geldempfänger ist es unerheblich, da außer den Gebühren für den Wirtschaftsprüfer in Höhe von 2.500 Euro alle zwei Jahre bei der OVB Medienhausstiftung keine weiteren Verwaltungs- und Werbekosten anfallen. Alle Spenden werden zu 100 Prozent weiter geleitet, denn allein die Zinsen aus dem Stiftungskapital decken die Kosten vollständig ab.

Steuern. Seit vielen Jahren wurde die OVB-Weihnachtsspendenaktion mit der Verlosung eines Autos gekoppelt. Aus Spendersicht ist dies unproblematisch. Steuerlich ist diese Praxis allerdings nicht ganz korrekt und verzerrt den Wettbewerb mit anderen Spendenorganisationen. Charlotte Weigelt vom Bayerischen Landesamt für Steuern hat dazu ohne Bezug auf den Einzelfall mitgeteilt: „Ist die Spende zwingend erforderlich, um [...] an der Tombola teilnehmen zu dürfen, ist der Grundsatz der Freiwilligkeit und der Unentgeltlichkeit nicht mehr gegeben.“ Oliver Döser von der OVB Medienhausstiftung hat deshalb für die Zukunft zugesagt, dieses steuerliche Detail durch eine Trennung von Spenden und Verlosung zu erfüllen.

CW-Meinung. Transparenz von gemeinnützigen oder mildtätigen Organisationen sollte gerade dann selbstverständlich sein, wenn Verlage dahinter stehen. Die OVB Medienhausstiftung hat dies auf Anfrage vollständig erfüllt. Auf die Anregung, zukünftig in den eigenen Medien die begünstigten Organisationen vollständig aufzulisten, ist Oliver Döser bereitwillig eingegangen. Von den begünstigten Vereinen und Stiftungen wird nun die Vorlage eines Jahresberichts mit Finanzzahlen gefordert, um Kosten und ähnliches prüfen zu können. Bei der Kombination von Autoverlosung und Spende wird zukünftig eine steuerlich 100-prozentig korrekte Vorgehensweise gelebt. Aus Spendersicht war das aber schon bisher kein Nachteil, weshalb einer Spendenempfehlung nichts im Wege steht. Angesichts der unbedeutenden Verwaltungskosten ist die OVB Medienhausstiftung immer dann ein guter Tipp, wenn das Geld guten Taten im Raum Rosenheim und Mühldorf zu Gute kommen soll.