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Für eine bessere Spendenkultur
3/24/2010 von Lion Schiner
Archivtext

Futter für Tiere in Not

Undurchsichtige Wohltätigkeit

Dieser Hund hat seinen privaten Futtermittelsponsor
Bild: Lion Schiner

In aller Regel kämpfen Tierheime bundesweit um ihre Existenz. Die laufenden Kosten, die allein durch Tierfutter anfallen, nehmen den Einrichtungen jeglichen Handlungsspielraum und die Suche nach Spendern erweist sich oft als schwierig. Die Firma Futter für Tiere in Not verspricht Abhilfe zu verschaffen. Inhaber Oliver Baur macht Tierheimen das unglaubliche Angebot, Futter umsonst bereitzustellen. In ihrer Not hinterfragen die Tierheime diese ungewöhnliche Zuwendung selten, doch dass die kommerzielle Organisation dabei nicht ganz uneigennützig handelt, liegt nahe. Undurchsichtige Arbeitstechniken und Kritik des deutschen Tierschutzbundes geben Anlass, die wohltätigen Absichten des Dienstleisters in Frage zu stellen.

Arbeitsweise. Laut Futter für Tiere in Not zählt das Unternehmen rund 200 Partnertierheime in ganz Deutschland. Im Namen dieser sammelt der Dienstleister Geld bei Privatpersonen. Die Geldgeber werden „an unseren Infoständen in Baumärkten, Zoo- und Gartenmärkten“ direkt angesprochen und um Unterstützung des lokalen Tierheimes gebeten. Für diese legt Futter für Tiere in Not ein „Futterkonto“ an, „auf welchem die vom Kunden eingehenden Gelder 1:1 ohne Abzug gutgeschrieben werden“. Das Futter lässt die Firma in Großmengen produzieren. Somit habe man einen „entsprechenden Preisvorteil“ und könne das Tierfutter billiger erwerben als die einzelnen Tierheime. Jedoch berechnet der Dienstleister den Tierheimen nicht den Großhandelspreis, sondern „Einzelhandelspreise im Premium Futtermittelbereich“. Von der Differenz finanziert sich das Einzelunternehmen.

Kritik. Dieses Geschäftsmodell ist schon seit längerem sehr umstritten. Denn die tatsächlichen Marktpreise, der eigens für Futter für Tiere in Not hergestellten Tiernahrung, bleiben im Verborgenen. Somit bietet sich viel Spielraum, um die Gewinnspanne auf Kosten der Partnertierheime zu maximieren. Über die Höhe dieser will Oliver Baur keine Aussage treffen. Auch die Qualität der Tiernahrung soll zweifelhaft sein. Dem deutschen Tierschutzbund liegen Meldungen vor, die besagen, dass „Standardfutter geliefert wird, das für die eigentlichen Pflegetiere (häufig kranke und alte Tiere oder Welpen) ungeeignet ist“. Ein weiterer Kritikpunkt an der Arbeitsweise des Unternehmens ist die Methode, welcher es sich bedient, um Gelder zu sammeln. Diese „erinnert an so genannte Drückerkolonnen“, so Wolfgang Apel, Präsident des deutschen Tierschutzbundes, in einer Pressemeldung 2006. Menschen werden direkt auf der Straße angesprochen und bedrängt, Patenschaftsverträge zu unterschreiben. Es handelt sich also nicht um einmalige Zuwendungen, sondern um eine Erklärung, monatlich einen Betrag an Futter für Tiere in Not zu überweisen.

Provisionen. Um die Verkaufszahlen zu steigern, regt das Unternehmen den Geschäftsgeist der beauftragten Handelsvertreter durch Provisionen an. Pro geschlossenem Vertrag erhalten die Verkäufer angeblich einen festen Betrag, der 2006 scheinbar 30 Euro betrug. Vor diesem Hintergrund erscheinen Vorwürfe der Irreführung, oder sogar der vorsätzlichen Täuschung, plausibel. Eine sachliche Beratung der potenziellen Paten fördert die Zahlung von Provisionen jedenfalls definitiv nicht. Der deutsche Tierschutzbund äußerte seine Vorbehalte gegenüber Futter für Tiere in Not erstmals öffentlich im April 2006. Bis heute steht der Dachverband deutscher Tierschützer dem Unternehmen kritisch gegenüber: „Wir raten unseren Mitgliedsvereinen tendenziell von einer Kooperation ab, weil vieles nicht nachvollziehbar ist.“

CW-Meinung. Seit der 2006 erhobenen Kritik des deutschen Tierschutzbundes an der Arbeitsweise von Futter für Tiere in Not scheint sich nichts geändert zu haben. Mangelnde Transparenz und fragwürdige Akquisemethoden erwecken einen zweifelhaften Eindruck. Hinzu kommt die fehlende Bereitschaft diese Sachverhalte aufzuklären. Eine Presseanfrage von CharityWatch.de blieb unbeantwortet. Deshalb sollten sich Tierliebhaber einen Vertragsschluss mit Futter für Tiere in Not ganz genau überlegen. Wer helfen will, sollte sein Geld direkt an die Tierheime geben. Denn der Umweg über Futter für Tiere in Not birgt die Gefahr, dass sich Dritte an den Mitteln bereichern und nur ein Bruchteil wirklich den Tieren zu Gute kommt.

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