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Für eine bessere Spendenkultur
3/24/2010 von Lion Schiner
Archivtext

Robin Hood Tierheimservice

Geld verdienen mit Tierfuttergeschenken

Von vollen Regalen träumen viele Tierheime
Bild: Lion Schiner

Der Robin Hood Tierheimservice tritt als Vertrauensträger auf dem Gebiet Tierfuttersponsoring auf. Seit immerhin zwölf Jahren ist das Unternehmen schon im Geschäft. „Seriosität wird bei uns groß geschrieben und unterscheidet unsere Arbeitsweise ganz deutlich von anderen Firmen in diesem Bereich.“ Der Erfolg scheint dem Einzelunternehmen Recht zu geben. Doch bei genauerer Betrachtung entsteht ein zweifelhafter Eindruck. Auf Rücksprache mit geworbenen Sponsoren und Partnertierheimen wird klar, dass die Arbeitsweise des Dienstleisters nicht so transparent ist, wie er verspricht.

Geschäftsmodell. Der Robin Hood Tierheimservice arbeitet bundesweit mit Partnertierheimen zusammen. Diesen bietet das Unternehmen kostenloses Futter an. „Ziel ist es, möglichst [den] kompletten Tiernahrungsbedarf [...] bis zu 100% abzudecken.“ Um dies zu verwirklichen, sammelt Robin Hood Geld bei Firmen im Umkreis ihrer Partnertierheime. Im Rahmen der Akquise wird den potenziellen Sponsoren angeboten, Tierheim-Sponsoring-Pakete zu kaufen, die es in unterschiedlichen Größen gibt. Nach Beendigung der Sammelaktion müssen die Tierschützer ihrem Partner nur noch mitteilen, welche Art Tiernahrung sie benötigen. Dabei kann der Verein „frei, aus dem auf dem Markt erhältlichen Angebot“, wählen. Geliefert wird frei Haus. Somit haben die Tierfreunde kaum Aufwand und keine Kosten. Dieser Service muss natürlich angemessen entlohnt werden. Deshalb gibt Robin Hood die Einkaufspreise des Futters nicht direkt an die Tierheime weiter. Sie finanzieren „sich aus der Differenz vom Einkaufspreis der Tiernahrung und Weitergabepreis an die Tierschutzvereine“.

Partnertierheime. Zunächst sieht dies nach einem fairen Geschäftsmodell aus. Jedoch ergeben sich im Rahmen der Recherchen einige Unklarheiten. CharityWatch.de sprach mit unterschiedlichen Partnertierheimen des Robin Hood Tierheimservices. In diesen Gesprächen wurde klar, dass sich nur Wenige kritisch mit der Geschäftsidee des Partners auseinandergesetzt haben. Ansonsten hätte sie beispielsweise der seltsame Nachweis des Sammelergebnisses irritiert: „Der Tierschutzverein erhält nach jeder Akquise-Aktion eine Auflistung sämtlicher Sponsoren und deren Art der Teilnahme.“ Mit Hilfe dieser Liste, in Verbindung mit den Preisen der einzelnen Sponsoring-Pakete, sollen sich die Tierfreunde scheinbar selbst ausrechnen, wie viel Geld gesammelt wurde. Denn eine klare Darstellung, aus der auf einen Blick die Gesamtsumme hervorgeht, erhalten sie nicht. Die meisten Tierheime scheinen diese Rechenübung nicht auf sich zu nehmen, solange das kostenlose Futter weiterhin pünktlich geliefert wird. Den kritischen Tierschützern wird nach der Berechnung klar, dass auch bei Kenntnis der Akquisesumme die versprochene Kontrolle über die Arbeit des Kooperationspartners nicht gegeben ist. Sie kennen nämlich nur die „Weitergabepreise“ der Tiernahrung. Also die Kosten des Futters verrechnet mit den Dienstleistungskosten und der Gewinnmarge des Unternehmens. Die Einkaufspreise für Robin Hood bleiben ein Geheimnis. Somit können die Vereine den Anteil des Geldes, der beim Partner bleibt, höchstens schätzen.

Sponsoren. Auch die Akquise scheint Mängel in Sachen Transparenz aufzuweisen. CharityWatch.de liegt eine Checkliste vor, welche Mitarbeiter des Robin Hood Tierheimservices in telefonischen Verkaufsgesprächen beachten müssen. Diese widerspricht sich jedoch mit Aussagen der geworbenen Sponsoren. Viele der befragten Käufer von Futterpaketen gaben an, nichts vom kommerziellen Hintergrund der Sammelaktion gewusst zu haben. Obwohl die Mitarbeiter von Robin Hood dazu angewiesen sind, dies klar zu stellen. Außerdem sagten Einige aus, nicht über die durchschnittliche Futtermenge, die das gekaufte Paket enthält, informiert worden zu sein. Auch dies müsste laut der Checkliste in jedem Telefonat geschehen. Die Inhaberin des Unternehmens, Gabriele Wehe, kann sich diese Aussagen nicht erklären und versichert, dass die Checkliste stets befolgt werde. Letztere Behauptung der Befragten wird jedoch durch die Rechnungen des Robin Hood Tierheimservices bekräftigt. Denn auch diese entbehren einer Angabe der durchschnittlichen Menge an Futter pro Paket. Die wichtigste Information, welche eigentlich Grundlage der Kaufentscheidung der Sponsoren sein sollte, ist nicht auf der Checkliste zu finden. Die Höhe der Dienstleistungskosten des sammelnden Unternehmens wird den Sponsoren wie den Partnertierheimen vorenthalten. Auch gegenüber CharityWatch.de möchte Frau Wehe keine Auskunft geben.

CW-Meinung. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass viele Tierheime mit dem Service von Robin Hood hoch zufrieden sind. Jedoch ist für die Tierschützer eine objektive Betrachtung kaum möglich. Schließlich wollen sie die Versorgung ihrer Schützlinge gesichert wissen. Deshalb kommt CharityWatch.de zu einer anderen Meinung als viele Tierfreunde. Insbesondere die Intransparenz im Bezug auf die Dienstleistungskosten wirkt fragwürdig. Schließlich würde kein seriöser Verein eine Fundraisingagentur beauftragen, ohne deren Honorare genau zu kennen. Da den Tierheimen aus der Leistung des Partners jedoch keine unmittelbaren Kosten entstehen, scheint sie die genaue Mittelverwendung nicht zu interessieren. Man könnte meinen, dass die Sponsoren hingegen wissen wollen, wer von ihrem Geld profitiert. Durch die Nennung des vertrauten Tierheimes in der Umgebung, scheinen Viele jedoch sämtliche Zweifel zu verwerfen. So bleibt der Robin Hood Tierheimservice der Einzige mit genauer Kenntnis über die Mittelverwendung. Deshalb wird die Firma aus Sicht von CharityWatch.de ihrem Transparenzanspruch nicht gerecht. Wer nicht blind auf die guten Absichten des Einzelunternehmens vertrauen will, sollte sein Geld also besser direkt spenden.