Finanzen. 70, 80 oder 90 Prozent Ausgaben für Verwaltung und Werbung kommen häufiger vor. Aber 175 Prozent der Einnahmen von 338.000 Euro für Bettelbriefe und anderes auszugeben, ist nicht mehr nur fragwürdig. Anders ausgedrückt wurde in 2009 ein Verlust von 252.000 Euro erwirtschaftet, der die Hungerhilfe auch für 2010 massiv belastet. Gandhi Hunger Fonds sieht in den Ausgaben allerdings kein Problem: „Im Laufe des Jahres 2009 investierte der Gandhi Hunger Fonds e.V. in seine zukünftige Tätigkeit, indem Aussendungen zur Information der Öffentlichkeit und zur Gewinnung von Spendern für die Unterstützung der Mission der gemeinnützigen Organisation erfolgten. Der GHF konzentriert seine Aktivitäten zur Einwerbung von Geldern auf Direktwerbung, da sich gezeigt hat, dass diese Form des Aufrufs für die Information der Öffentlichkeit über unsere karitativen Programme und zur Gewinnung einer möglichst großen Zahl neuer Spender am effizientesten ist.“
Ziele 2010/2011. Der Hohn gegenüber Spendern hat mit der Verschwendung von Spendengeld in 2009 allerdings noch kein Ende erreicht. Für dieses und das nächste Jahr ist vor allem geplant, weitere Spender zu gewinnen, um „eine größere Zahl karitativer Programme finanzieren zu können“. Der Verein will verstärkt Spender finden, die per Banklastschrift Abbuchungsgenehmigungen erteilen, „um die Kosten der Einwerbung von Geldern weiter zu senken.“ Auch um Erben will sich der Verein verstärkt kümmern, um in Testamenten bedacht zu werden. Und was bleibt für die versprochene Hungerhilfe? Der Verein will eine Beihilfe von 1.000 Euro an das Gandhi Worldwide Education Institute als Beitrag zu einer neuen Internatsschule im indischen Kolhapur gewähren. Hier noch einmal der Betrag in Worten: Eintausend Euro!
Sachspende. Stolze 737.000 Euro in Form von Arzneimitteln hat Gandhi Hunger Fonds an den afrikanischen Staat Ghana gespendet. Allerdings sind diese Medikamente nicht teuer von Spendengeld gekauft worden. Sie wurden vom Verein im Juli 2010 entgegen genommen und anschließend wieder verschickt. Dies ist ein beliebter Trick, um die Bilanz eines Vereins aufzupolieren. Schließlich taucht ein riesiger Betrag als Einnahme und Projektausgabe auf, wodurch die Mittelverwendung für den Spender und auch das Finanzamt geschönt wird. Schließlich versucht der Verein bisher vergeblich die Gemeinnützigkeit anerkannt zu bekommen.
CW-Meinung. “Weltweite Lebensmittelkrise: In Kenia verhungern Kinder vor den Toren unseres Waisenhauses“, ist schon außen auf verschiedenen Bettelbriefen von Gandhi Hunger Fonds zu lesen. Angesichts der Fakten ist es verständlich, wenn Spender wütend auf den Vereinsvorstand Arun Gandhi sind, dem Enkel von Mahatma Gandhi. Denn ihr Geld kassiert vor allem ein Fundraisingunternehmen, die SAZ-Gruppe mit Sitz in der Schweiz. Von „unserem Waisenhaus“ zu sprechen und von Hilfen für hungernde Kinder kann nur als Hohn bezeichnet werden. Wieso ist so etwas in Deutschland zulässig? Spender dürfen getäuscht werden, Kontrollen fehlen und Hintermänner kassieren legal das Geld, das eigentlich hungernden Kindern zusteht!