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Für eine bessere Spendenkultur
3/19/2010 von Lion Schiner
Archivtext

Shanti Leprahilfe Dortmund e.V.

Förderung statt Almosen

Silberschmiede in Nepal
Bild: Shanti Leprahilfe Dortmund

„Es ist nicht genug, nur zu träumen, wenn das Leben uns die Möglichkeit bietet, unsere Träume zu verwirklichen.“ Dies ist das Ende eines Gedichtes, das sich auf einem Infozettel der Shanti Leprahilfe findet. Die Gründerin Marianne Grosspietsch scheint sich diese Worte zu Herzen genommen zu haben. Denn in fast 18 Jahren hat die engagierte Vorsitzende des Shanti Leprahilfe Dortmund e.V. mit der Unterstützung von ehrenamtlichen Helfern und deutschen Spendengeldern vieles erreicht. Ziel ist immer, „nachhaltige Hilfe für Menschen in Nepal“ zu leisten. Die Fokussierung auf ein Projektland ermöglichte es, in relativ kurzer Zeit mit begrenzten Einnahmen mehrere Einrichtungen zu eröffnen, die vielen verzweifelten Menschen ein neues Leben ermöglichen.

Arbeitsweise. Ursprünglich wurde der Verein vorrangig zur Verbesserung der Lebensumstände leprakranker Menschen gegründet. Zwischenzeitlich erfolgte jedoch eine Ausweitung der Wohltätigkeitsarbeit auf andere benachteiligte Bevölkerungsgruppen in Nepal. In Projekten an vier verschiedenen Standorten finden geschundene Körper und Seelen Unterkunft, medizinische Versorgung, Verpflegung, Bildung und Arbeit. In den Werkstätten werden hauptsächlich Textil- und Papierprodukte gefertigt. Je nach Fähigkeiten können die Beschäftigten auch in einer Schreinerei und der Armenküche Aufgaben übernehmen. Des Weiteren wird großer Wert auf den biologischen Anbau von Obst und Gemüse gelegt. Denn der sorglose Umgang mit Pestiziden führt in Nepal nicht selten dazu, dass Ernten nach europäischem Standard vergiftet sind. Außerdem wird durch den eigenen Anbau versucht, eine unabhängige Versorgung der Einrichtungen zu sichern. Auch der Betreuung und Bildung von Waisen und Kindern mittelloser Familien hat sich der Verein verschrieben. So verfügt zum Beispiel die seit 1994 bestehende Einrichtung in Budhanilkanta über eine Waldorfschule und ein Wohnheim für schwer behinderte Kinder. Nach nun fast 18 Jahren der Wohltätigkeitsarbeit konnte somit ein breit gefächertes soziales Netzwerk aufgebaut werden, in dem zirka 1.500 Not leidende Menschen - von Kleinkindern bis Senioren - nicht nur Almosen, sondern Geborgenheit und Förderung finden.

Integrierte Arbeit. Der Bereitstellung von Arbeitsplätzen kommt innerhalb der Organisation eine ganz zentrale Bedeutung zu. Denn viele leprakranke und behinderte Menschen müssen in Nepal ein Dasein als Bettler am Rande der Gesellschaft fristen. Eine sinnvolle Tätigkeit gibt ihnen so ein zuvor nie erlebtes Selbstwertgefühl. Durch den Verkauf der Produkte kann ein gewisser Beitrag zur Finanzierung der Einrichtungen geleistet werden. Außerdem nutzt die deutsche Verwaltung Produkte der Werkstätten. Rundbriefe werden beispielsweise in Umschlägen verschickt, die betreute Menschen in Nepal produzierten. Die Stellen der Betreuer und anderem Personal werden ausschließlich an Einheimische vergeben. Diese Arbeitsweise des Vereins treibt die Integration von leprakranken und behinderten Menschen in Nepal voran. Aufgrund der statischen Weltanschauung in Form eines Kastensystems ein mühsamer Weg. Doch nach Aussagen der Shanti Leprahilfe sind Fortschritte erkennbar.

Finanzzahlen. Die Shanti Organisation ist zwei geteilt. Es existiert ein Verein in Deutschland, der Öffentlichkeitsarbeit betreibt und Spenden sammelt und ein Verein in Nepal, der für die Durchführung der Projekte zuständig ist. Von den 2007 eingenommenen 652.586 Euro wurden etwa 86 Prozent weitergeleitet. Mit 14 Prozent sind die Kosten von Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit demnach angemessen. In Nepal nimmt die Leprahilfe Dortmund lediglich eine beratende Rolle ein. Allerdings ist Kontrolle sehr wichtig. Marianne Grosspietsch verbringt deshalb viel Zeit in Nepal, um sich vor Ort vom effizienten Einsatz der Gelder zu überzeugen. Die Verwaltungskosten in Nepal sind sehr gering, weil die Buchhaltung dort von einem pensionierten Sympathisanten des Vereins für einen „Hungerlohn“ geführt wird.

CW-Meinung. Die Shanti Leprahilfe Dortmund und ihr nepalesischer Partnerverein machen einen seriösen und effektiven Eindruck. Dieser wird durch die hohe Transparenz gegenüber CharityWatch.de und den Spendern bestätigt. Dank der Konzentration auf das Projektland Nepal konnte trotz der begrenzten Mittel im Laufe der letzten 18 Jahre viel erreicht werden. Besonders lobenswert sind die guten Ansätze zur Integration ihrer Zielgruppe. Die zentrale Rolle der Arbeit als Hilfe zur Entwicklung eines Selbstwertgefühles sowie die Umsetzung dieses Konzeptes zeichnen die Shanti Leprahilfe aus. Diese Maßnahmen trugen auch dazu bei, dass der Verein den dritten Platz bei dem Wettbewerb „World Challenge 08“ belegen konnte und der unermüdlichen Vorsitzenden Marianne Grosspietsch 2006 das Bundesverdienstkreuz verliehen wurde.