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Für eine bessere Spendenkultur
12/7/2009 von Stefan Loipfinger
Archivtext

Back to Life e.V.

Dieser Engel liebt die Dunkelheit

Stella Deetjen mit indischen Kindern
Foto: Back to Life e.V.

Leprahilfe und Straßenkinder in Indien – das ist der Zweck des von Stella Deetjen gegründeten Vereins. 2007 hat der von ihr als Vorstandsvorsitzende und Geschäftsführerin geleitete Verein 1,2 Millionen Euro eingesammelt. Konkrete Aussagen über die Verwendung der Spendengelder will die 39-jährige allerdings nicht machen. Auf Anfrage sendete Wolf Deetjen folgende Begründung: „Der Verein veröffentlicht aber konkrete Zahlen nicht, um die Kinder vor Entführungen und ähnlichem zu schützen. Im Nachbarbundesstaat gab es nämlich kürzlich wieder solche. Das Problem ist, dass die indische Bevölkerung nicht annähernd ermessen kann, weshalb ein Kinderheim so viel kostet. Die unmittelbare Gefahr von Erpressungen wäre gegeben.“ Ein eigenartiges Argument, das zusammen mit anderen Punkten berechtigte Zweifel am Verein aufkommen lässt.

Anfragen. Eine dicke Fotomappe beantworte im August 2009 die Bitte um Übersendung eines Jahresberichts mit Finanzzahlen. Über 30 Fotos auf teuren Fotoeinlegeblättern ergänzt mit den Tätigkeitsberichten 2006, 2007 und 2008 sollten alle Fragen klären. Doch konkrete Zahlen fehlten. Nach monatelangem Hinhalten wurde schließlich eine stark komprimierte und damit nichts sagende Gewinn- und Verlustrechnung für 2007 präsentiert. Für 2008 verweigerte der Verein selbst diese rudimentären Zahlen. Laut Wolf Deetjen geht das auf eine langjährige interne Vereinspolitik zurück. Man könne ganz beruhigt sein, schrieb er, weil eine Prüfung des Finanzamtes die Gemeinnützigkeit gerade bestätigt habe: „Die Tatsache, dass dem Verein die Gemeinnützigkeit nach intensiver Prüfung nicht aberkannt wurde, verdeutlicht, dass der Verein ordentlich geführt wird.“ Über die in Bezug auf die Gemeinnützigkeit aus Spendersicht leider unzureichenden Prüfungskriterien berichtete CharityWatch.de erst am 23. November 2009.

DZI. Die „unmittelbare Gefahr von Erpressungen“ als Argument für die Verweigerung von Angaben über die Mittelverwendung entlarvt eine Nachfrage beim DZI Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen als reine Ausrede. Denn auch dem DZI wurden „Finanzberichte trotz mehrfacher entsprechender Bitten nicht übermittelt“. Deshalb kann das DZI „zum tatsächlichen Schwerpunkt der Fördermaßnahmen sowie zur Art der Finanzierung und zur Höhe der Werbe- und Verwaltungsausgaben“ keine Aussagen treffen.

2007. Mit 1,24 Millionen Euro Einnahmen in 2007 zählt der Verein zu den größeren Organisationen der Branche. Hier sollte ein Wirtschaftsprüferbericht Standard sein. Die zur Verfügung gestellte Gewinn- und Verlustrechnung weist im Wesentlichen nur ideelle, also dem Vereinsziel entsprechende Aufwendungen für Indien in Höhe von 169.522 Euro und für Deutschland von 277.903 Euro aus. Damit kam es zu einem Jahresüberschuss in Höhe von 785.270 Euro. Ob dieser 2008 ähnlich ausgefallen ist und wie die Zahlen für 2007 im Detail zu verstehen sind, wollte der Verein auf Nachfrage nicht erklären. Den ideellen Bereich Deutschland beschrieb Wolf Deetjen insgesamt als Aufwendungen „für den Betrieb unseres kleinen Büros und deren Mitarbeiter in Deutschland. [...] Schließlich bedarf es mittlerweile eines größeren Verwaltungsaufwandes, die Patenschaften zu pflegen, den Internetauftritt zu aktualisieren, Datenbanken zu füllen, Flyer zu entwerfen, Spenden zu akquirieren etc. [...]“

CW-Meinung. Allein die ungenügenden Zahlen für 2007 werfen erhebliche Zweifel an der Mittelverwendung auf. Denn mit 277.903 Euro liegen die überwiegend als Verwaltungsausgaben zu deklarierenden Aufwendungen in Deutschland bei 60,5 Prozent der Gesamtausgaben. Die in Indien ausgegebenen Gelder betrugen nur 36,9 Prozent der Gesamtausgaben. Es wäre interessant zu erfahren, wie hoch zum Beispiel die Gehälter/Aufwandsentschädigungen für Frau und Herrn Deetjen ausfallen. Ob Stella Deetjen dann immer noch als der „Engel von Benares“ bezeichnet werden würde? Oder als jemand, der die Dunkelheit liebt – denn in der Dunkelheit ist Transparenz bestimmt kein Thema.

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