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Für eine bessere Spendenkultur
10/28/2009 von Stefan Loipfinger
Archivtext

Domspitzen e.V.

Dreiste Ausgabenzuordnung auf Mitglieder

Eine fadenscheinige Trennung von Mitgliedsbeiträgen und Spenden soll eine Belastung mit Verwaltungskosten bei den Spenden vermeiden. Das hält CharityWatch.de für irreführend. Hinzu kommt noch die Verweigerung, Finanzzahlen offen zu legen. Dadurch ist es beispielsweise nicht möglich, gewisse Zweifel eines Lesers bezüglich der Verbuchung und Verwendung von Benefiz-Events zu klären. Das sollte auch der Schauspieler Michael Kessler genauer hinterfragen, bevor er sich im Dezember wieder als Schirmherr und Moderator für die Benefizgala „Päckchen für Pänz“ zur Verfügung stellt.

Verein. Der in Köln ansässige Verein Domspitzen e.V. wurde im Mai 2000 gegründet. Sein Zweck ist die Verbesserung der Lebensqualität kranker und hilfsbedürftiger Kinder. Geld gesammelt wird unter anderem durch Charity-Events, wie zum Beispiel die im Dezember stattfindende Benefizgala mit dem Schauspieler und Komiker Michael Kessler. Ebenfalls mit dabei in diesem Jahr sind der TV-Anwalt Dr. Ralf Höcker und der Comedian Peter Imhof.

Irreführung. Eine zentrale Werbeaussage der Domspitzen soll dem Spender die Verwendung seines Geldes zu 100 Prozent für Kinderhilfsprojekte zusichern. Mit Null Prozent wird der Administrationsaufwand bei einer Spende ausgewiesen. Das hält CharityWatch.de für eine Irreführung, weil sehr wohl Verwaltungskosten anfallen. Laut Domspitzen werden diese jedoch durch Mitgliedsbeiträge und für diesen Zweck bestimmte Fördergelder finanziert. Lässt sich denn das aus verschiedenen Kanälen im Einnahmetopf landende Geld trennen? Kein seriöser Verein sichert bei einer Zweckbindung von Mitteln eine 100-prozentige Verwendung zu. Gelder für ein spezielles Projekt tragen anteilig stets auch die Administrationskosten mit. Wenn das nicht so wäre, könnte jeder Verein dem interessierten Spender auf Nachfrage mitteilen, sein Geld flösse zu 100 Prozent in Projekte. Die sonstigen Kosten tragen ja Mitglieder oder andere „dumme“ Geldgeber.

Zahlenverweigerung. Aufmerksam wurde CharityWatch.de auf den Verein durch einen Leser, der gewisse Bedenken zu den Domspitzen äußerte. Es ging um die Verbuchung der Kosten und Einnahmen bei den Benefizveranstaltungen. So wurde Ende Juli erstmals ein Jahresbericht mit Finanzzahlen angefordert. Der Vereinsgründer und Vorstand Dr. Dr. Benjamin Fritz reagierte anfänglich sehr offen und verwies gleich an den Steuerberater, der die Zahlen 2008 zu diesem Zeitpunkt angeblich noch nicht fertig gestellt hatte. Monate und viele Telefonate später teilte die Steuerkanzlei schließlich mit, dass der Vereinsvorstand zur Herausgabe von Zahlen keine Genehmigung erteilt. Im Nachhinein weiß CharityWatch.de nun, dass es sich nur um ein Spiel auf Zeit gehandelt hatte, wohl in der Hoffnung, die Angelegenheit würde sich erledigen.

CW-Meinung. Neben der ersten Regel, Spenden ohne Administrationskosten zu verwenden, gibt es noch ein zweites Ziel: „Mit besonderen Benefiz-Events und Hilfsaktionen Spendengelder generieren, Bezugspunkte schaffen und Menschen zum sozialen Engagement motivieren.“ Dieses hehre Ziel wird klar untergraben durch die Verweigerung, die Mittelverwendung offen zu legen. So etwas sollte niemanden motivieren, aber es darf Misstrauen schaffen.