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Für eine bessere Spendenkultur
9/18/2009 von Stefan Loipfinger
Archivtext

PETA Deutschland e.V.

Verschleierte Extremansichten

Menschen in lebensgroßen Fleisch-schalen unter Cellophan verpackt, Quelle: PETA

Tierschutz ist ein weites Feld. Es reicht von aktiver Hilfe bis zum gesellschaftlichen Kampf für bessere Lebensbedingungen. Was unter Tierschutz verstanden wird, hängt von der Ideologie des jeweiligen Tierschützers ab. Die Bandbreite der Forderungen reicht von artgerechter Haltung bis zur völligen Ablehnung jeglicher tierischer Produkte. Deshalb ist es für Spender und Förderer sehr wichtig, die Ziele einer Organisation mit der eigenen Gesinnung abzugleichen. Bei PETA Deutschland ist das allerdings nicht so einfach. So werden die extremen Forderungen zum Teil hinter Allgemeinaussagen versteckt. Und bei der Verwendung der Gelder wird nicht die Offenheit gelebt, die PETA in anderer Ausprägung von Industrie und Handel fordert.

Vereinsziele. Der in der Satzung verankerte Vereinszweck liest sich vernünftig und spricht den meisten Menschen aus der Seele. Tiere sollen keinen Grausamkeiten, Misshandlungen oder Verfolgungen ausgesetzt sein. Auch die Vermeidung von unnötigen Laborversuchen und Massentierhaltung unter unwürdigen Bedingungen sind einer breiten Öffentlichkeit zugängliche Forderungen. Leider deckt sich der Vereinszweck laut Satzung nicht mit den Extremansichten der Verantwortlichen. Auf mehrfache Nachfrage formulierte Harald Ullmann, zweiter Vorsitzender von PETA Deutschland das eigentliche Ziel folgendermaßen: „Als Tierrechtsorganisation lehnen wir die Nutzung von allen tierischen Produkten ab, dazu gehören auch Milch und Eier.“ Mit einer solchen Forderung lässt sich jedoch nur schwer Geld einsammeln. Vermutlich spricht Kampagnenleiter Lars Hollerbach in einer aktuellen Pressemitteilung deswegen nur von einer Ermutigung der Leute, „ihren Speiseplan auf vegetarisch umzustellen.“ Vegetarisch nicht vegan? Werden Spender und Förderer hier absichtlich nicht über das wahre Ziel von Peta informiert?

Finanzzahlen. Mit Einnahmen in Höhe von 1,57 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2007/2008 kann von PETA Deutschland durchaus eine transparente Berichterstattung über die Mittelverwendung erwartet werden (Vorjahr: 1,43 Millionen Euro). Doch zeigt schon die Antwort von Vorstand Ullmann auf die Frage nach einer klaren Trennung zwischen satzungsgemäßen Ausgaben und Verwaltungskosten das Problem: „Alle unsere Ausgaben sind satzungsgemäß.“ Das ist natürlich Unsinn. Bei näherer Betrachtung zeigt sich beispielsweise, dass von den 25 Mitarbeitern zwei Personen in der Verwaltung und 2,5 Personen im Fundraising, also mit der Geldakquise beschäftigt sind. Ullmann schreibt dazu: „... die beiden Bereiche werden von uns nicht getrennt aufgelistet.“

Briefaktionen. Mit 6,23 Prozent beziffert Ullmann die Ausgaben für die Entwicklung von Mitgliedschaften. Ein viel zu niedriger Ansatz, den er folgendermaßen begründet: „Die Mailings an Spender und Fördermitglieder werden je nach Mailing und je nach Aufforderung an unsere Unterstützer mit bis zu 85 Prozent als Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit verbucht.“ CharityWatch.de hinterfragte diese Allgemeinaussage beispielhaft anhand eines Briefes über ein Wildtierverbot im Zirkus. Ullmann erklärte dazu: „80 Prozent wurden als Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit verbucht.“ Begründet wurde dieser hohe satzungsgemäße Wert mit einer beigelegten Postkarte, die an die Landwirtschaftsministerin gesendet werden sollte. Dem Brief lagen jedoch außerdem ein Zahlschein bei, ein Formular zur Dauerspende mit Rücksendeumschlag und eine Werbung für die Mitgliedschaft in der PETA-Gruppe „Vanguard-Society“. Selbst im Anschreiben ist zu lesen: „Es dauert nur einen kurzen Augenblick, unsere Petition zu unterschreiben und eine Spende zu überweisen.“ Und außen auf dem Umschlag steht: „Wir brauchen Ihre Hilfe!“ In Summe ist die Zuordnung von 80 Prozent der Kosten für Öffentlichkeitsarbeit somit keinesfalls gerechtfertigt.

CW-Meinung. CharityWatch.de gibt kein Urteil über die Ziele eines Vereines ab. Das ist Angelegenheit eines Spenders. Er entscheidet, wen oder was er mit seinem Geld unterstützt. Dazu muss er jedoch den Vereinszweck kennen. Es sollte daher die Pflicht jeder Wohltätigkeitsorganisation sein, potenzielle Unterstützer offen und ehrlich über den Vereinszweck zu informieren. PETA Deutschland stellt die extreme Ablehnung jeglicher Tierprodukte häufig abgeschwächt dar – vermutlich um breitere Bevölkerungsschichten als Spender zu gewinnen. Das ist ebenso wenig in Ordnung wie die ungenügende Darstellung der Mittelverwendung. Wer mit Millionenbeträgen hantiert, sollte anerkannte Regeln über die Darstellung der Ausgaben, wie zum Beispiel vom DZI Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen oder vom Deutschen Spendenrat, als selbstverständlich ansehen.

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