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Für eine bessere Spendenkultur
9/16/2009 von Stefan Loipfinger
Archivtext

Stiftung Opportunity International Deutschland

Mehrfachwirkung der Spenden

6 von 7 Kreditnehmer sind Frauen, Quelle: Stefan Knüppel von OI

Erst mit der Verleihung des Nobelpreises an Muhammad Yunus wurde das Thema Microfinanzierung in der breiten Öffentlichkeit bekannt. Dabei war die Idee des Australiers David Bussau und des Amerikaners Al Whittaker zur Selbsthilfe mit Kleinkrediten schon 1971 geboren. Ende der 70er Jahre gründeten sie Opportunity International. Die deutsche Stiftung entstand dann 1996 durch den Schwaben Karl Schock. Über zwei Millionen Kleinkredite in der Gesamtsumme von 406 Millionen Euro legten inzwischen weltweit den Grundstein für zahlreiche Existenzen. Da 97 Prozent der Darlehen von durchschnittlich 180 Euro wieder zurückbezahlt wurden, kann das Geld der Spender sogar mehrfach wirken.

Entstehungsidee. Ein „angestellter“ Schuhputzer in Indonesien brachte David Bussau 1971 auf die Idee, mit Krediten nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Bussau fragte den Mann, was er mit 50 Dollar machen würde. Spontan kam die Antwort: einen eigenen Schuhputzkoffer kaufen und sich selbständig machen. Gesagt getan. Später, nachdem der Schuhputzer von seinem Geschäft leben konnte, bezahlte er die 50 Dollar zurück.

Deutscher Ableger. Karl Schock aus dem schwäbischen Schorndorf lernte David Bussau 1985 kennen und war von der Idee begeistert. Mit 500.000 Mark aus seinem Privatvermögen gründete er elf Jahre später die Stiftung Opportunity International Deutschland. Zwischenzeitlich ist das Stiftungsvermögen auf 341.000 Euro angewachsen. Neben der reinen Kreditvergabe leistet die Stiftung eine begleitende Beratung und Hilfestellung. Da die Vergabe von Darlehen nur Mittel zur Zweckverwirklichung ist, wird die Stiftung steuerlich als mildtätig anerkannt und kann Spendenquittungen ausstellen. Schwerpunkt der Kleingewerbeförderung war 2008 Ruanda, Indonesien, Ghana und Indien.

Finanzzahlen. Im vergangenen Jahr erhielt die deutsche Stiftung erstmals Geld von der Europäischen Union und vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Mit diesen 290.000 Euro stiegen die Einnahmen auf das Rekordniveau von 1,45 Millionen Euro. Dem standen Gesamtausgaben in Höhe von 1,38 Millionen Euro gegenüber. Davon wurden 1,04 Millionen Euro für satzungsgemäße Aufwendungen ausgegeben. Das bedeutet einen durchaus verbesserungsfähigen Verwaltungskostenanteil von 24,4 Prozent oder 335.000 Euro. Stefan Knüppel, Vorstand der deutschen Stiftung erklärte die noch nicht bei der Zielmarke von unter 20 Prozent angekommene Kostenquote mit dem im vergangenen Jahr begonnenen Neuaufbau einer Struktur in der Schweiz. Doppelte Kosten durch Überweisung von Geldern an die internationale Organisation gibt es hingegen nicht.

Offene Kommunikation. Ausführlich und ehrlich beantwortete der Vorstand Stefan Knüppel alle Fragen von CharityWatch.de. Bereitwillig stellte er zudem den Jahresbericht, den Bericht des Wirtschaftsprüfers und andere Unterlagen zur Verfügung. Selbst Kritikpunkte wurden professionell aufgegriffen und als Anregung für Verbesserungen verstanden. So wird zum Beispiel in Zukunft die Satzung der Stiftung im Internet nachzulesen sein. Die werbliche Aussage, wonach das DZI eine „sparsame Haushaltsführung“ bestätigt hat, soll angesichts der Kostenquote von 24,4 Prozent geändert werden. Angesichts der offenen Kommunikation der echten Verwaltungskostenquote im Internet lässt sich keinerlei Absicht erkennen, Spender täuschen zu wollen.

CW-Meinung. Die Förderung von Kleingewerben durch Mikrokredite ist sicherlich einer der interessantesten Wege, um in Entwicklungsländern Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Sie regt die armen Bevölkerungsschichten zur Eigeninitiative an und erzieht nicht durch Almosen zu oft ungewollten, die Würde der Bedürftigen verletzenden Abhängigkeiten. Wer das ähnlich sieht, der findet in der Stiftung Opportunity International Deutschland Gelegenheit, solche Initiativen zu unterstützen. Die noch nicht bei unter 20 Prozent angekommene Kostenquote ist angesichts der Mehrfachwirkung des Geldes und der Einmaleffekte durch Ausweitung der Aktivitäten auf die Schweiz akzeptabel.