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Für eine bessere Spendenkultur
7/14/2009 von Stefan Loipfinger
Archivtext

Childrens Project e.V.

Auf Kosten der Kinder

Petra Meyer mit Kindern in Nigeria, Quelle: Childrens Project e.V.

Petra Meyer ist Vorstandsvorsitzende des Vereins Childrens Project e.V. und hauptamtlich angestellt. Eindeutige Antworten auf Fragen sind nicht gerade ihre Stärke. Bei manchen Aussagen und Antworten entsteht sogar das Gefühl, als stecke eine gewisse Absicht dahinter – zum Beispiel wenn es darum geht, die fehlende Gemeinnützigkeit zu verschleiern. Wer sich gegen Frau Meyer stellt, muss mit verbalen Attacken unter der Gürtellinie rechnen. Dabei wäre es wesentlich Gewinn bringender, dieselbe Energie in die Projekte zu stecken.

Verein. Childrens Project e.V. wurde 1993 in Oldenburg gegründet. Ziel ist die Entwicklung langfristiger, nachhaltig orientierter Perspektiven für Kinder und Jugendliche in Problemsituationen. Regionale Schwerpunkte der Arbeit liegen in Niedersachsen und in Brasilien. Die Einnahmen des Vereins – vor allem aus Mitgliedsbeiträgen – summierten sich 2006 noch auf 770.000 Euro. In 2007 reduzierten sie sich auf 550.000 Euro, die von 6.500 „treuen Förderern aus ganz Deutschland“ erbracht wurden.

Finanzzahlen. Nicht sonderlich aussagekräftig ist die im Jahresbericht 2007 abgedruckte Kuchengrafik über die Verwendung der Geldmittel. Vor allem deshalb, weil sich die Einnahmen- und Ausgabenrechnung nicht nachvollziehen lässt: Für externe Prüfung und Verwaltung wurden laut Grafik gerade einmal acht Prozent ausgegeben. Eine von der Steuerberatungsgesellschaft Freese, Feldhaus & Co. ausgestellte Einnahmen- und Ausgabenrechnung weist aber für „Provision, Verwaltung etc.“ eine Summe in Höhe von 45,7 Prozent der Jahreseinnahmen aus.

Kostenabgrenzung. Wie immer bei Vereinen, die Öffentlichkeitsarbeit zu ihren Satzungsaufgaben zählen, ist die Abgrenzung zwischen Mitgliederwerbung/Spendenakquise und der Öffentlichkeitsarbeit ein genau zu hinterfragendes Problemfeld. Bei Childrens Project wird zum Beispiel die Büromiete zu 67 Prozent der Öffentlichkeitsarbeit zugeschrieben und zu einem Drittel den Verwaltungskosten. Aber unabhängig davon, ob diese Aufteilung einer nachvollziehbaren Abgrenzung unterliegt, so muss doch eine andere Verteilung noch stärker in Frage gestellt werden: 100 Prozent der Kosten für Gehälter, Reisekosten, KfZ-Kosten, Porto, Telefon, Versicherungen, Rechts- und Beratungskosten sowie sonstige Kosten sind angeblich Satzungsausgaben. Eine plausible Begründung für diese doch sehr unglaubwürdige Aufteilung konnte Petra Meyer auch auf Nachfrage nicht liefern.

Projektausgaben. Einfach aber doch aufschlussreich sind die explizit ausgewiesenen Ausgaben für ein Kinder- und Jugendatelier in einem sozialen Brennpunkt in Oldenburg und für die Projektarbeit in Brasilien. Zum Beispiel wurden für Oldenburg, das neben Brasilien den größten Berichterstattungsumfang im Jahresbericht einnahm, in 2007 und 2006 jeweils nur rund 6.500 Euro als direkte Projektausgaben ausgewiesen (etwa ein Prozent der Gesamteinnahmen). Für Projektarbeit in Brasilien ist 2007 ein Betrag von 148.000 Euro oder 27 Prozent der Einnahmen verwendet worden.

Provisionen. Erhebliche Beträge flossen in 2006 und 2007 für Provisionen an die Firmen L.A. & Friends, K & P sowie M.A. Marketing & More. Inklusive einer weiteren als Verwaltungsaufwand bezeichneten Position verschlangen diese vier Beträge stolze 185.000 Euro oder 33,6 Prozent der Gesamteinnahmen. Auf die Frage, was die Basis für die Höhe der Provisionen war, antwortete Meyer nichts sagend: „Entsprechend ihres Einsatzes wurde prozentual eine Provision berechnet.“

DZI. Als Begründung für ein nicht vorhandenes DZI-Spendensiegel wird im Jahresbericht ausführlich der Vorteil von vereidigten Wirtschaftsprüfern dargestellt. Allerdings hinkt dieser Vergleich, solange der Auftrag an den Wirtschaftprüfer mit dem Prüfungsumfang des DZI Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen nicht vergleichbar ist. Ob dies der Fall sei, beantwortete Petra Meyer mit harten Unterstellungen ohne Fakten: „Wir weigern uns lediglich, in die inkompetenten Hände des derzeitigen Leiters des DZI zu fallen - siehe Unicef-Desaster – und uns zusätzlich bis ans Lebensende zu verpflichten, von dem DZI zusätzlich geprüft zu werden und dafür dann auch noch zu bezahlen.“ Die noch härteren Anschuldigungen, die Meyer in einem anschließenden Telefonat äußerte, sollen an dieser Stelle nicht wiederholt werden. Burkhard Wilke vom DZI konnte sie in einer sehr umfangreichen Mail plausibel entkräften. Letztendlich gründet der Zorn auf das DZI vermutlich in der seit 2004 auf Anfrage von Spendern vorgenommenen Einschätzung, dass eine Förderung von Childrens Project nicht empfohlen wird.

CW-Meinung. Petra Meyer sah sich nach eigenen Aussagen schon Mordversuchen ausgesetzt, weshalb bei Auslandseinsätzen zum Teil Security-Personal engagiert wird. Mit den ehemaligen Auftragnehmern L.A. & Friends und M.A. Marketing & More liegt sie im Streit bezüglich der Höhe der Provisionen. Dem DZI-Chef attestiert sie „Inkompetenz“ und spricht von „dubiosen Machenschaften“. Mit dem Finanzamt ist sie ebenfalls nicht im Reinen. Dort liegt in ihren Augen vorsätzlicher Amtsmissbrauch einer Mitarbeiterin vor, da das Finanzamt Childrens Project e.V. seit Jahren die Gemeinnützigkeit verweigert. Trotzdem wird zum Beispiel mit einem Flyer – dessen Druckkosten übrigens den Satzungsausgaben zugeordnet wurden – aktiv um Spenden geworben. Für Meyer kein Widerspruch, da man ja keine Spendenquittungen ausstellt, sondern nur „Quittungen über Geldzuwendungen“. Den Unterschied werden viele Spender nicht erkennen, so wie die öfter über den Verein berichtende lokale „Kreiszeitung“, die 2007 schrieb: „Spendenquittungen gibt’s auf Wunsch.“ Das Finanzamt jedoch, da darf sich der Spender sicher sein, weiß um die fehlende steuerliche Anerkennung, sollte bei einer Prüfung eine solche Quittung unter den absetzbaren Sonderausgaben auftauchen.

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