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Für eine bessere Spendenkultur
6/19/2009 von Dr. Susanna Berndt
Archivtext

Deviemed e.V.

Ehrenamtlich und ehrenvoll

Deviemed e.V.

Über die Deutsch-vietnamesische Gesellschaft zur Förderung der Medizin in Vietnam e.V. gibt es viel Gutes zu berichten. Die Versorgung schwerhöriger Kinder mit Hörgeräten etwa. Oder die beständigen Versuche in Vietnam ein interdisziplinäres Spaltzentrum zu gründen. Vor allem aber besticht die ungebrochene Begeisterung der zahlreichen Fachärzte, Anästhesisten, Schwestern und Pfleger, mit der sie Jahr für Jahr nach Vietnam fliegen, um angeborene und erworbene Fehlbildungen zu operieren. Kostenlos und ehrenamtlich. Soviel aus den Finanzzahlen für das Jahr 2007 ersichtlich, wird dabei auch kein Geld verschwendet. Leider dürften die Einnahmen aufgrund nachlassender hoher Einzelspenden kaum ausreichen, die Umsetzung größerer Vorhaben weiter voranzutreiben.

Finanzzahlen. Für 2008 liegen leider noch keine Zahlen vor. Doch lässt sich aus der Einnahmen-/Überschussrechnung von 2007 ablesen, dass in diesem Jahr der Großteil aller Einnahmen direkt in ein Hilfsprojekt floss. Etwas über 160.000 Euro wurden damals ausgegeben. 89 Prozent kamen direkt den Hilfsprojekten zu Gute. Die Verwaltung einschließlich Personal und Bankgebühren kostete 4,9 Prozent. Auf knapp 9.900 Euro, also 6,1 Prozent, beliefen sich die Werbekosten. Realisiert wurden mit den Spendengeldern drei Einsätze: in Da Nang, Hue und erstmals in Haiphong. 193 Patienten operierten die Kieferchirurgen, weitere 23 ein HNO-Arzt. Zusätzlich erhielten 23 Kinder ein auf ihre speziellen Bedürfnisse angepasstes Hörgerät. Den einzigen Wehrmutstropfen stellen die Einnahmen dar. Sie betrugen nicht viel mehr als 133.000 Euro, deckten somit nicht ganz die Ausgaben. Auch im Jahr 2008 scheinen die Spendeneinnahmen zurückgegangen zu sein.

Zielsetzung. Es war der in Deutschland lebende, vietnamesische Mund-Kiefer-Chirurg Khue Do-Quang, der im Jahr 1995 die Gründung von Deviemed initiierte. Zielsetzung des Vereins ist es, vietnamesische Patienten mit angeborenen Fehlbildungen des Gesichtes wie Lippen-Kiefer-Gaumenspalten oder erworbenen Gesichtsdefekten wie Verbrennungen operativ zu versorgen. Daneben soll die medizinische Versorgung verbessert und die Ausbildung einheimischer Ärzte im Land oder durch Gastaufenthalte in Deutschland vorangebracht werden. Spalten stellen in Deutschland die zweithäufigste Fehlbildung dar. Immerhin ein Baby von 500 ist davon betroffen. In Vietnam handelt es sich um jedes Dritte! Neben den Folgen des Krieges, der das Land von Gift durchtränkt zurückließ, spielen vermutlich Unter- und Fehlernährung eine Rolle. Die operative Versorgung dieser Kinder ist stark eingeschränkt und so müssen sie oft mit schweren funktionellen, ästhetischen und seelischen Störungen aufwachsen. Ein weiteres Tätigkeitsfeld von Deviemed liegt in der Versorgung schwerhöriger Kinder und Erwachsener. Ermöglicht wird die Umsetzung der Projekte unter anderem durch das unentgeltliche Engagement zahlreicher in Deutschland niedergelassener und klinisch tätiger Fachärzte mit langjähriger Berufserfahrung.

2008. Die Einsatzorte blieben dieselben wie schon 2007: Da Nang, Hue und Haiphong. Nur die Patientenzahl war rückläufig. Insgesamt wurden 205 Patienten versorgt und 78 Hörgeräte angepasst. Gründe für die schwindende Patientenzahl sind vor allem in dem Engagement finanzkräftiger Hilfsorganisationen zu suchen, die den einheimischen Ärzten und Kliniken Prämien für die Operation von Spaltpatienten bieten. Keine schlechte Idee, würden auf diese Art nicht plötzlich zahlreiche Chirurgen zu Kieferspezialisten mutieren – ohne die dafür notwendige Ausbildung. Schwierig gestaltete sich zudem die Weiterbildung des einheimischen Personals. Desinteresse von Seiten der Ärzte und fehlende Grundlagenausbildung zählen dabei zu den Hauptfaktoren. Die Zusammenarbeit selbst verlief hingegen sehr freundschaftlich. Im Herbst wurde schließlich eine mobile Audiometrie-Einheit der Projektleitung in Hanoi übergeben. Der mit modernsten Geräten ausgestattete Mercedes Sprinter soll es vietnamesischen Ärzten ermöglichen, in den ländlichen Gebieten Nordvietnams Hörprüfungen durchzuführen.

Satzungsänderung. Künftig ist es den Mitgliedern von Deviemed erlaubt, auch außerhalb Vietnams tätig zu werden. Betont wird jedoch die Wichtigkeit, die Einsätze in anderen Ländern insbesondere auf ihre Nachhaltigkeit zu prüfen. So wird es künftig weiterhin möglich sein, die Hilfe dorthin zu bringen, wo sie am meisten benötigt wird. Trotz der Satzungsänderung soll das hauptsächliche Einsatzgebiet Vietnam bleiben.

CW-Meinung. Ehrenamtlich und ehrenvoll ist die Tätigkeit der aktiven Mitglieder von Deviemed ohne Frage. Dreimal im Jahr verbringen drei Teams bestehend aus hoch motivierten Kieferchirurgen, HNO-Ärzten, Anästhesisten, Schwestern und Pflegern ihren Urlaub in Vietnam und bieten ihre Arbeitskraft an, um Menschen mit Fehlbildungen ein würdevolles Leben zu ermöglichen. Nicht zu vergessen die vielen Kinder und Erwachsenen, denen durch die Fähigkeit zu hören eine Welt des Verstehens und Verstandenwerdens eröffnet wird. Auch an den Zahlen gibt es nichts zu beanstanden. Schade, dass die Spendenbereitschaft der großen Geldgeber nachgelassen hat. Bei Deviemed wäre ihr Geld sicher besser angelegt, als bei vielen anderen Hilfsorganisationen.

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