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Für eine bessere Spendenkultur
5/20/2009 von Stefan Loipfinger
Archivtext

Humana People to People Deutschland e.V.

Kleidersammlung für Afrika ohne große Wirkung

Second-Hand-Laden von Humana
Foto: Stefan Loipfinger

Das Konzept klingt einfach und gut: In Containern werden gebrauchte aber noch gut erhaltene Kleidungsstücke eingesammelt. Bei der anschließenden Sortierung werden besonders gute Stücke an Second-Hand-Läden zum Verkauf gegeben. Ein Teil der Kleidung geht auch nach Afrika, zusammen mit dem Geld aus dem Verkauf von Gebrauchtkleidung. Doch diese Theorie wird bei Humana People to People e.V. nur bedingt umgesetzt. Die beiden mit der Sammlung und dem Verkauf beauftragten Firmen haben in 2007 weit mehr Gewinn erzielt, als der Verein insgesamt an Spendenaufkommen hatte. Konkret darauf angesprochen, hat Julia Breitenstein, Vorstand vom Humana-Verein, die bis dahin gepflegte Kommunikation abgebrochen.

Verein Humana. Durch gezielte Aktionen will der 2005 gegründete Humana People to People Deutschland e.V. die Lebensbedingungen der Menschen in den ärmsten Teilen der Welt verbessern. Über die konkreten Zahlen zur Umsetzung dieses Ziels wird im letzten Jahresbericht unter dem Punkt Finanzen allerdings nur sehr oberflächlich berichtet. Danach wird das Spendenaufkommen der Organisation für 2007 mit 31.824 Euro angegeben. Zu den Kosten wird allgemein geschrieben, dass die Werbe- und Verwaltungskosten mit sechs Prozent im grünen Bereich lagen. Das wäre auch so zu sehen, wenn nicht die vielen Fragen in Zusammenhang mit den kommerziellen Humana-Firmen unbeantwortet blieben.

Humana Kleidersammlung GmbH. Mit über tausend Sammelcontainern wird von Humana in Deutschland gebrauchte Kleidung eingesammelt. In Berlin-Rudow werden jährlich mehrere tausend Tonnen Textilien sortiert! Im Inland ist laut Homepage der Hauptabnehmer die Humana Second-Hand-Kleidung GmbH, die als größte Second-Hand-Modekette Deutschlands bezeichnet wird. Aufgrund dieser beeindruckenden Zahlen ist es nicht verwunderlich, dass in 2006 ein Gewinn in Höhe von 134.000 und in 2007 von 120.000 Euro entstanden ist. Laut Julia Breitenstein vom Verein Humana wurden die Gewinne eingesetzt, „um die Aktivitäten auszuweiten und um Spenden zu tätigen“. Auf die Frage, wem die GmbH gehört, hat sie auf das Handelsregister verwiesen. Das zuständige in Berlin-Charlottenburg ist derzeit aber am umziehen und hat eine Anfrage vom 4. Mai immer noch nicht beantwortet. Laut Breitenstein wurden „seit Gründung bis heute keine Mittel an die Gesellschafter gezahlt“. Doch wie viel in 2006, 2007 und 2008 an den Verein gespendet wurden, wollte sie auf Nachfrage nicht nennen.

Humana Second-Hand-Kleidung GmbH. Laut Homepage gibt es 17 Humana-Läden in Deutschland. „Unglaublich, aber wahr“ soll die First-Class-Qualität zu kleinen Preisen sein, die die geschäftsführenden Gesellschafterinnen Helle Christensen aus Österreich und Carina Bolin aus Italien anpreisen. Durchaus mit Erfolg: In 2006 wurde ein Gewinn von 27.000 Euro und in 2007 in Höhe von 35.000 Euro ausgewiesen. Die Frage nach den Spenden an den gemeinnützigen Verein Humana blieb aber auch hier unbeantwortet. Nur am Rande: Auf der Homepage ist auch von 18 Läden die Rede und die im Impressum aufgeführten Geschäftsführer stimmen nicht mit der Angabe des Handelsregisters Potsdam überein.

Anfragen. Nachdem anfänglich allgemeine Fragen zeitnah beantwortet wurden, ist die letzte sehr konkrete Nachfrage ohne Rückmeldung geblieben. Notwendig wurde diese aber auch, weil Julia Breitenstein vorher zum Teil nur sehr ausweichend Stellung bezog. Zum Beispiel wurde nach Verwaltungskosten auf Ebene der lokalen Partnerorganisationen gefragt, an die Humana Geld überwiesen hat. Als Antwort wurde mitgeteilt, dass diese notwendig und sinnvoll sind: „Sie ermöglichen eine qualitativ hochwertige Arbeit.“ Das Missverhältnis zwischen den hohen Umsätzen der kommerziellen Firmen und den geringen Spendeneinnahmen des Vereins konterte sie mit der Auskunft, dass es kein Prinzip gibt, einen bestimmten Anteil von Umsatz oder Gewinn zu spenden. Nochmals nachgehackt nach den Beträgen in 2006, 2007 und 2008 kam keine Resonanz vom Vereinsvorstand.

CW-Meinung. Der Humana-Verein nutzt Flächen an den Seitenwänden der Kleidercontainer und in den Shops hängen Ausstellungen des Vereins über Projekte der Entwicklungshilfe. Damit kann beim Kleiderspender sowie beim Käufer von Second-Hand-Textilien der Eindruck entstehen, er unterstützt die gemeinnützige Arbeit des Vereins. Das unterstreicht auch der gemeinsame Name Humana, der ja für Menschlichkeit stehen soll. Doch wie viel Menschlichkeit von tausenden Kleiderspendern am Ende in Afrika ankommt, ist angesichts des Schweigens bei konkreten Fragen nicht zu sagen. Kleiderspenden sollten deshalb lieber in einem lokalen Second-Hand-Laden abgegeben werden und der Verkaufserlös dann an eine Organisation gespendet, die umfangreicher über deren Verwendung aufklärt.

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