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Für eine bessere Spendenkultur
4/28/2009 von Stefan Loipfinger
Archivtext

Nähret die Welt gGmbH

Spenden zur Deckung von Jahresfehlbeträgen

Die leider nur für Rheinland-Pfalz zuständige ADD Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion hat heute ein Spendensammlungsverbot für die „Nähret die Welt gemeinnützige GmbH“ bekannt gegeben. Nach einer Überprüfung durch die Behörde hat sich die gemeinnützige Gesellschaft verpflichtet, jegliche Sammlungsaktionen in Rheinland-Pfalz einzustellen. Zu den genauen Kritikpunkten schweigt allerdings die offizielle Pressemitteilung. Trotzdem sollten die bundesweit verschickten Spendenaufrufe zu Gunsten hilfsbedürftiger Menschen in das Altpapier geworfen werden. Das bestätigt auch ein Blick in den Jahresabschluss, den die Gesellschaft beim elektronischen Bundesanzeiger hinterlegt hat.

Vorstellung. Erst Mitte 2006 wurde die gemeinnützige GmbH beim Berliner Amtsgericht Charlottenburg eingetragen. Der Zweck der mit 25.000 Euro Stammkapital ausgestatteten Organisation ist die weltweite Erbringung von Hilfsleistungen und die Unterstützung von Menschen, die Opfer von Hungersnöten, Armut, Kriegshandlungen oder Naturkatastrophen sind. Dies soll vor allem durch die Lieferung von Nahrung, Kleidung und medizinischen Bedarfsgütern geschehen. Aber auch die Durchführung von Informationskampagnen, die Veröffentlichung von Magazinen oder Büchern und die Organisation von Konferenzen stehen im sehr weit gefassten Programm. Bis Oktober 2007 wurde die GmbH von drei Geschäftsführern vertreten. Die beiden US-Amerikaner Robert Daniels und Larry MacKay sind zwischenzeitlich ausgeschieden. Nur der in Großbritannien ansässige Arne Joern Gero Wood ist auch heute noch im Handelsregister eingetragen.

Bundesanzeiger. Erst am 9. Dezember 2008 wurde die im Februar 2008 erstellte Bilanz für das Geschäftsjahr 2006 beim elektronischen Bundesanzeiger veröffentlicht. Eine aktuellere 2007er-Ausgabe des Jahresabschlusses ist derzeit noch nicht abrufbar. Schon ein kurzer Blick in die Zahlen zeigt dann auch, warum vermutlich die Bilanz derart verspätet zur Verfügung gestellt wurde. Denn per Ende 2006 steht dem Eigenkapital von 25.000 Euro ein Jahresfehlbetrag in Höhe von 93.462 Euro gegenüber. Trotz des nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrages sah der Geschäftsführer Wood keine insolvenzrechtliche Überschuldung gegeben. Er ging statt dessen davon aus, dass Spendenzuflüsse den Fehlbetrag kompensierten.

CW-Meinung. Aus dem beim elektronischen Bundesanzeiger hinterlegten Jahresabschluss 2006 ist leider nicht ersichtlich, wodurch in so kurzer Zeit der hohe Fehlbetrag entstanden ist. Aber unabhängig davon spricht das nicht für die Kompetenz der Geschäftsführung, was auch Zweifel an einer effektiven Verwendung der Spenden begründet. Vielleicht hätte die mit Friedrichstraße 50 in Berlin sehr nobel ausgefallene Adresse etwas bescheidener gewählt werden sollen? Vermutlich ist es jetzt aber zu spät für korrigierende Entscheidungen, da das Spendensammlungsverbot für Rheinland-Pfalz bundesweit Wirkung zeigt und die zumindest Ende 2006 gegebene finanziell angespannte Situation dadurch nicht besser wird.