Thursday, 4/25/2024 Home Suche nach Organisation Datenschutz Impressum
Für eine bessere Spendenkultur
4/16/2009 von Stefan Loipfinger
Archivtext

Deutscher Tierschutzbund e.V.

Wenig ernst gemeinte tierschützerische Grüße

Einen umfangreichen Schriftverkehr beendete der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Tierschutzbundes Thomas Schröder zuletzt „mit den besten tierschützerischen Grüßen“. Doch wie viel Tierschutz in den Antworten und damit der Arbeit des Vereins wirklich steckt, ist leider nicht zu sagen. Denn viele Fragen wurden selbst auf konkretes Nachhaken nur absolut ausweichend beantwortet. Unterlagen wie eine Bilanz oder der Bericht des vereidigten Buchprüfers wurden ohne Begründung verweigert. Dabei betont der Tierschutzbund gerne das ihm zugesprochene DZI-Spenden-Siegel und die Mitgliedschaft im Deutschen Spendenrat. Letztere setzt die Unterschrift unter eine Selbstverpflichtungserklärung voraus, die höhere Transparenz und mehr Sicherheit beim Spenden gewährleisten soll.

Hochglanzprospekt. Auf die Bitte um Übersendung eines Geschäftsberichts hat der Deutsche Tierschutzbund im Februar 2009 einen fast zwei Jahre alten Hochglanzprospekt mit 132 Seiten zur Verfügung gestellt. Viele bekannte Namen werden darin genannt. Man bezeichnet sich selbst als „in der Politik anerkannt“. Zum 125-jährigen Bestehen haben zum Beispiel der heutige Bayerische Ministerpräsident und damalige Bundesminister Horst Seehofer und der Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit gesprochen. Die Schirmherrschaft über die Aktivitäten des Jubiläumsjahres 2006 übernahm Bundespräsident Horst Köhler. All das ändert aber nichts daran, dass der heute längst veraltete Zahlenteil nicht aussagekräftig und viel zu kurz ausfällt. Verständliche Erläuterungen der Positionen fehlen ganz und wurden auch auf Nachfrage nicht abgegeben.

Antworten ohne Wert. Die Anfang März gestellten 19 Fragen betrafen in erster Linie den auf einer Seite dargestellten Haushaltsplan 2005/2006. Doch selbst einfachste Verständnisfragen wurden ausweichend beantwortet. Zum Beispiel wurden weitere Erläuterungen zu den Ausgabenpositionen „Dienstleistungen“ und „Informationsarbeit“ erbeten. In den Antworten zu den Zahlen für 2005 und 2006 wurde auf eine ebenso unverständliche und nicht erklärte Aufstellung der Einnahmen und Ausgaben für das Kalenderjahr 2007 verwiesen. Ähnliches gilt für die Frage nach den Kosten für „Werbung“ und „Fördererbetreuung“, die 2005 und 2006 bei Null Euro gelegen haben sollen. Wieso Null war die Frage, auf die Zahlen 2007 wurde verwiesen. Konkret noch einmal nachgehakt kam dann zu den Werbeaufwendungen die Antwort: „Die Spenden werden unter anderem durch Mailings eingeworben, deren Kosten gemäß DZI-Vorgaben vollständig als Kosten für Mittelwerbung dargestellt werden.“ Doch die Position „Mittelwerbung“ gibt es weder im Haushaltsplan 2005/2006 noch in der Einnahmen- und Ausgabenrechnung 2007. Auch bei der Fördererwerbung läuft die ergänzende Antwort ins Leere und verweist nichts sagend auf die Einhaltung von steuer- und gemeinnützigkeitsrechtlicher Vorgaben. Übrigens: Eine ergänzende Antwort auf die Bitte um Erläuterung der „Dienstleistungen“ und „Informationsarbeit“ ist völlig unterblieben.

Verweigerung. Gerade wegen der fehlenden Erläuterungen ist es zur Beurteilung der Finanzzahlen unumgänglich, weitere Unterlagen einzusehen. Eine große Hilfe wäre der Prüfbericht des vereidigten Buchprüfers. Doch den gibt der Tierschutzbund nicht heraus. Gleiches gilt für die Bilanz. Da erhebliche Kapitalerträge im Jahr anfallen, kann nur die Bilanz über das Vereinsvermögen Aufschluss geben. In 2007 betrugen die „Zins- und Vermögenseinnahmen“ immerhin 782.000 Euro. Die konkrete Frage nach dem Grund für die Verweigerung wurde mit einer Bitte um Verständnis beantwortet: „Die umfassenden Bilanzen und Prüfberichte geben wir grundsätzlich nicht raus.“

Hilfstropfen. Über 700 Tierschutzvereine mit rund 80.000 Tieren in deren Obhut sind dem Tierschutzbund laut Geschäftsbericht aus April 2007 angeschlossen. Die für 2006 ausgewiesenen „laufenden Zuschüsse“ in Höhe von 151.000 Euro sind mit rechnerisch 215 Euro pro Jahr gerade mal der Tropfen auf den heißen Stein. Selbst wenn die einmaligen und die projektbezogenen Zuschüsse beispielhaft für 2006 komplett mit eingerechnet werden würden, dann betrug die Förderung pro Tierschutzverein in 2006 magere 1.380 Euro pro Jahr. Damit konfrontiert antwortete der Bundesgeschäftsführer Schröder: „Ginge der Deutsche Tierschutzbund nach dem von Ihnen beschriebenen Gießkannenprinzip vor, wäre dem einzelnen Verein wohl wirklich nicht sehr geholfen.“

Finanzzahlen. Im Jahr 2007 hat der Tierschutzbund Einnahmen in Höhe von 8,2 Millionen und Ausgaben von 5,4 Millionen Euro verbucht. Allerdings wirft die im Internet veröffentlichte Version der Finanzzahlen zum Teil ähnliche Fragen auf wie der Haushaltsplan aus dem Geschäftsbericht. Unverständlich ist auch ein Hinweis auf die Verbuchung von dem „noch nicht an die entsprechenden Projekte weitergeleiteten Teil der zweckgebundenen Spenden“. Zur Erfüllung der Selbstverpflichtungserklärung des Deutschen Spendenrates wird auf die „sonstigen Verbindlichkeiten“ verwiesen. Doch diese Position findet sich nicht in der Einnahmen- und Ausgabenaufstellung. Zweifelhaft ist auch die Darstellung der Verwaltungskosten mit 11,5 Prozent der Gesamtausgaben. Um eine aussagekräftige Kostenquote darzustellen, sind mindestens noch die Ausgaben für Allgemeine Öffentlichkeitsarbeit und Werbung sowie für Vermögensverwaltung hinzuzuzählen. Dann summiert sich die Quote allerdings auf 32,2 Prozent der Gesamtausgaben. Wer dann noch Kampagnen-, Bildungs- und Aufklärungsarbeit mit 1,02 Millionen Euro einrechnet, der kommt auf 51,1 Prozent.

Selbstverpflichtungserklärung. „Ihre Spende ist sicher“, lautet eine Werbebotschaft des Tierschutzbundes. Als Grund wird unter anderen die Abgabe der Selbstverpflichtungserklärung des Deutschen Spendenrates angeführt. Doch zumindest der Geschäftsbericht 2005/2006 verstößt klar dagegen. Danach befragt philosophierte Thomas Schröder von einer Übergangsphase und einem aus Kosteneinsparungsgründen gewählten Zweijahresrhythmus. Wenig glaubwürdig, bei einem Hochglanzprospekt mit 132 Seiten, da jährlich für weniger Geld auch ein kürzerer und zumindest bei den Finanzzahlen informativerer Bericht herstellbar wäre. Doch diesen Vorwurf hat Schröder in der ergänzenden Antwort übergangen – wie auch die konkret aufgezählten Verstöße gegen die Selbstverpflichtungserklärung. Statt dessen spricht er von einem Missverständnis in Bezug auf die „Umstellung“. Außerdem werden auf Nachfrage und im Internet immer aktuelle Informationen zur Verfügung gestellt.

CW-Meinung. Trotz Einnahmen von 8,2 Millionen Euro in 2007 ist der Deutsche Tierschutzbund weit entfernt von einer aussagekräftigen Berichterstattung über die Verwendung der Mittel. Wer dann auch noch mehr wissen will, wird nicht wirklich ernst genommen. Wie bei zweitklassigen Politikern werden Fragen mit nichts sagenden und ausweichenden Antworten behandelt. Teilweise wird sogar gänzlich auf eine Antwort verzichtet. Die Weigerung, den Prüfbericht des vereidigten Buchprüfers zu übersenden, ist zusätzlich wenig vertrauensbildend. Bei der Bilanz ist es noch schlimmer. Jede privat gehaltene Kapitalgesellschaft muss im elektronischen Bundesanzeiger berichten. Ein steuerlich begünstigter Verein mit Millionenumsätzen sollte nicht eine Sekunde zögern, der Öffentlichkeit die Jahreszahlen transparent darzustellen. Wenn er das nicht tut, ist er keine Spende wert. Darüber sollten auch der Deutsche Spendenrat und das DZI nachdenken, die einem Tierschutzbund entsprechende Seriosität bestätigen.

Leserbriefe