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Für eine bessere Spendenkultur
3/24/2009 von Stefan Loipfinger
Archivtext

Bundesverband Rettungshunde e.V.

Ehemaliger Bundespräsident unterstützt teure Mailingaktionen

Richard von Weizsäcker ist als ehemaliger Bundespräsident ein besonders vertrauensbildender Werbeträger. Mit Bild wird er auf einem Werbeflyer des Bundesverbandes Rettungshunde e.V. zitiert: „Bitte helfen Sie, dass auch weiterhin Hunde für die Suche und Rettung ausgebildet werden können!“ Doch was die dadurch zum Spenden animierten nicht wissen: den Großteil ihrer Spende kassiert die vor allem mit dem Versand von Mailings beauftragte Firma SAZ. In 2007 zum Beispiel unglaubliche 86 Prozent!

Langes Schweigen. Aufmerksam wurde CharityWatch.de auf den Bundesverband Ende 2008 durch einen Spendenaufruf per Brief, der neben Namensaufklebern auch Weihnachtskarten und Kuverte enthielt. Eine anschließende Recherche zu den Finanzzahlen des Vereins auf deren Homepage blieb leider erfolglos, weshalb eine schriftliche Anfrage erfolgte. Bis zum 13. Februar 2009 wurde auf mehrere Mails und Telefonate nicht reagiert. Erst als am 13. Februar eine Anfrage beim Bundespräsidialamt bezüglich der Autorisierung des Zitates von Richard von Weizsäcker gestartet wurde, kam zufällig zwei Stunden später eine Antwort des Vereinspräsidenten Prof. Dr. Helmut Haller mit konkreten Finanzzahlen für 2008. Spätere Nachfragen wurden dann immer zeitnah beantwortet.

Kostenquote. Vermutlich nicht bekannt ist den meisten Spendern, wie wenig Geld wirklich für die Ausbildung der Hunde verwandt wird. Hauptnutznießer der Einnahmen aus Spendenaktionen war leider die Fundraisingfirma. 1,47 Millionen von 2,25 Millionen Euro kassierte diese in 2008. Zumindest Haller war zufrieden, weil damit für die Anschaffung eines Schulungszentrums in Hünxe genügend Geld übrig blieb. Ein vermutlich weiterer Grund, warum er den Kosten in 2008 nicht kritisch gegenüber steht, war das noch schlechtere Ergebnis in 2007. Während von einer 100-Euro-Spende der Fundraiser 2008 „nur“ 65,60 Euro kassierte, waren es im Jahr zuvor noch unglaubliche 86,20 Euro! Anders ausgedrückt blieben von den 100 Euro eines Spenders gerade mal 13,80 Euro beim Verein, von denen nach Abzug noch anderer Kosten ein Teil in die Ausbildung von Rettungshunden floss. Ob das Altbundespräsident Weizsäcker und die Spender wissen?

Buchhaltungstrick. Angesichts dieser unbefriedigenden „Spendenausbeute“ müsste doch das Finanzamt die Gemeinnützigkeit hinterfragen? Das ist Verbandspräsident Haller anscheinend auch bewusst, weshalb er die Überweisungen an den Fundraiser buchhalterisch in „Fördererwerbung“ und „Öffentlichkeitsarbeit“ aufteilt. Gefragt nach der Grundlage für die jeweilige Zuordnung der Kosten erklärte Haller: „Gemäß der Finanzverwaltung sind nur bestimmte Prozentsätze für Werbung erlaubt. In 2008 zwischen 30 und 40 Prozent. Die anderen Ausgaben sind für Öffentlichkeitsarbeit zu nutzen.“ Da diese Begründung nicht sach-, sondern ergebnisorientiert ausfiel, und auch ein CharityWatch.de vorliegender Brief typisch Spenden animierend und nicht informativ aufgebaut ist, wurde Haller noch einmal nach der Grundlage für den Verteilungsschlüssel gefragt? Seine ausweichende Antwort: „Mit den Aussendungen betreiben wir auch Öffentlichkeitsarbeit zum Beispiel, wenn wir über Einsätze berichten.“ Eine schwache Begründung für den Verteilungsschlüssel, den das Finanzamt bei der nächsten Gemeinnützigkeitsprüfung vermutlich genauer hinterfragen dürfte.

CW-Meinung. Richard von Weizsäcker erlaubt dem Bundesverband Rettungshunde seit 2004 mit seinem Namen zu werben. Nachvollziehbar, angesichts der bereits von Vereinsmitgliedern geretteten Menschenleben. Allerdings darf dieser wichtige und lobenswerte Vereinszweck nie zu einer Alibifunktion verkommen. Darauf muss ein ehemaliger Bundespräsident achten. Der Spender hat einen Anspruch darauf zu wissen, dass in den letzten beiden Jahren von einer 100-Euro-Spende unglaubliche 65,60 Euro beziehungsweise 86,20 Euro der Fundraiser kassierte. Und dabei ist noch beschönigend berücksichtigt, dass einige Spender auch ohne die teueren Mailings Geld an den Verein überwiesen hätten, was die echte „Erfolgsquote“ des Fundraisings noch einmal verschlechtert. Zumindest Verbandspräsident Haller ist trotzdem damit zufrieden. Schließlich wurde mit Überschüssen der letzten Jahre ein Schulungszentrum in Hünxe für 650.000 Euro erworben: „Durch das eigene Schulungszentrum sind wir frei und können die Übernachtungskosten in unser eigenes Projekt investieren.“ Und damit der angestellte Hausmeister den Rasen auf dem rund 78.000 Quadratmeter großen Schulungsgelände regelmäßig mähen kann, wurde noch ein Schlepper mit Mähgerät im Wert von 28.650 Euro angeschafft. Schließlich ist laut Haller die Hälfte des Geländes Rasenfläche: „Hierzu benötigt man ein entsprechendes Mähfahrzeug.“