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Für eine bessere Spendenkultur
2/5/2009 von Stefan Loipfinger
Archivtext

WMF Barmherzigkeit e.V.

Bei World Mercy Fund von Charitylady Ute Harms ist Vorsicht angebracht

Pater Michael Reynolds wirbt mit „Gottes Segen“ für Spenden an WMF Barmherzigkeit e.V.. Doch der Verein zur Hilfe bedürftiger Menschen in aller Welt ist bei genauerer Betrachtung absolut keine Empfehlung für eine Spende wert. Bei den unter World Mercy Fund International zusammen gefassten Organisationen in Irland, Österreich, Schweiz, USA und Deutschland sitzt immer Ute Harms in verantwortlichen Positionen. Sie geizt mit Informationen, aber nicht mit den Kosten.

Organigramm. Unter der World Mercy Fund International finden sich fünf spenden sammelnde Vereine. Neben dem WMF Barmherzigkeit e.V. in Deutschland sind das World Mercy Fund Ltd. in Irland, Barmherzigkeit International in Österreich (näheres dazu auch in einem eigenen Bericht in CharityWatch.de), Verein Barmherzigkeit in der Schweiz und World Mercy Fund Inc. in den USA. Laut einem völlig veralteten Jahresreport betrugen die Gesamteinnahmen der Gruppe in dem am 30. Juni 2004 geendeten Geschäftsjahr immerhin 8,52 Millionen Euro. Mit 3,6 Millionen Euro kamen die meisten Gelder aus Deutschland.

Anfrage. Auf eine erste Anfrage bei WMF Barmherzigkeit kam es zu mehreren Telefonaten mit Ute Harms. Sie erläuterte dabei die Förderpraxis, wonach der Verein fast nur internationale Organisationen unterstützt und eigene Projekte so gut wie nicht durchführt. Einen Kriterienkatalog für die Auswahl der geförderten Organisationen gibt es nicht. Laut Harms ist es wichtiger, die Leute und deren Projekte zu kennen. Besonderes Interesse löste aber die Antwort auf die Frage aus, warum die Quote der satzungsgemäßen Ausgaben in Deutschland deutlich geringer ist als in Österreich. Laut Harms liegt das an der Verbuchung von Sachspenden in Österreich und der Schweiz. Da diese Praxis in Deutschland gestrichen wurde, wirken die eigentlich vergleichbaren Kosten in Deutschland „optisch teurer“. Und tatsächlich: Während im Finanzbericht 2006 noch Einnahmen aus Spenden, Zinserträgen, Erbschaften und Waren in Höhe von 3,87 Millionen Euro ausgewiesen wurden, zeigt der Bericht 2007 für den Deutschen Verein Einnahmen - ab dann ohne Waren - von nur noch 1,49 Millionen Euro. Die Veränderung bei den administrativen Kosten ist dagegen mit 970 zu 754 Tausend Euro deutlich kleiner, wodurch die Kostenquote massiv gestiegen ist.

Jahresabschluss 2007/2008. Der auf mehrere Anfragen zur Verfügung gestellte Bericht per 30. Juni 2008 weist allerdings eine noch geringere Quote für Hilfeleistungen aus. Von den 1,36 Millionen Euro Einnahmen wurden gerade mal 426.638 Euro für Projekte ausgegeben. Davon sind dann sogar 57.456 Euro an die eigene Dachorganisation World Mercy Fund International für „Projektprüfung und Unterstützung“ geflossen. Werden diese abgezogen, ergibt sich mit 369.182 Euro gerade mal eine an fremde Organisationen weitergeleitete „Projektquote“ von 27 Prozent. Allerdings ist das immer noch nicht der Endbetrag, der an „arme und Not leidende Menschen in aller Welt“ fließt. Denn bei den einzelnen Partnerorganisationen fallen weitere Kosten an. Und ob die Spender damit einverstanden wären, dass zum Beispiel 31.000 Euro in Brustkrebsforschung in der Schweiz, 50.000 Euro für die Minenräumung in Bosnien-Herzegowina oder 10.000 Euro für die Betreuung von alten Missionaren in Irland flossen, kann durchaus bezweifelt werden. Auf der Internetseite des Vereins oder in dem Eingangs zitierten Spendenaufruf von Pater Reynolds wird das jedenfalls anderes dargestellt.

CW-Meinung. Auch wenn anfänglich einige Unterlagen zur Verfügung gestellt wurden, so sind spätere Nachfragen oft nur ausweichend beantwortet worden. Veraltete Zahlen auf der Homepage sowie Rechenschaftsberichte mit einem Umfang von einer Seite sind weitere Aspekte, die kritisch stimmen. Wenn dann noch im vergangenen Jahr gerade mal 27 Prozent der Einnahmen des deutschen Vereins an fremde Organisationen weiter gegeben wurden, dann stellt sich schon die Frage, ob es den beiden führenden Köpfen Ute Harms und Pater Michael Reynolds in erster Linie um Hilfe für die wirklich „armen und not leidenden Menschen in aller Welt“ geht. Eine als satzungsgemäße Ausgabe deklarierte Überweisung an die eigene Dachorganisation, wodurch diese unterstützt werden soll, bringt das Fass dann endgültig zum überlaufen.