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Für eine bessere Spendenkultur
10/2/2008 von Stefan Loipfinger
Archivtext

Trinkwasser-Initiative 2008

Verbrauchertäuschung durch Volvic und Unicef

Vom 1. Mai bis zum 31. Juli 2008 war es wieder so weit. Danone Waters hat für Volvic zum vierten Mal die jährliche Trinkwasseraktion durchgeführt. Auf den Wasserflaschen war ein kleines Kind abgebildet, das aus einem skizzierten Brunnen wertvolle Wassertropfen auffing. Daneben stand: „Volvic unterstützt Unicef beim Brunnenbau in Äthiopien – Helfen Sie mit!“ Darunter war der Werbeslogan zu lesen: „1 Liter trinken = 10 Liter spenden“ Doch was heißt das? Leider fehlte jede Angabe darüber, wie viel Danone wirklich vom Kaufpreis für die gute Sache spendet.

Grundsätzliches. Promotionaktionen von kommerziellen Unternehmen in Zusammenarbeit mit gemeinnützigen Organisationen sind etwas sehr Gutes. Es wird ein Bewusstsein für Probleme bei Verbrauchern geschaffen und dringend notwendiges Geld fließt in die gemeinnützigen Projekte. Außerdem ist es nicht verwerflich, wenn der Unternehmer durch die Aktion Marktanteile gewinnen will. Doch eines muss immer als oberste Regel gelten: Der Verbraucher darf durch die Aktion nicht getäuscht werden! Damit das nicht passieren kann, sollte ein Verbraucher den Wert seiner indirekten Unterstützung richtig einschätzen können. Bei der Volvic Trinkwasser-Initiative in Zusammenarbeit mit Unicef ist das allerdings nicht der Fall.

Recherchen. Anfänglich haben Unicef und Danone Presseanfragen von CharityWatch.de noch beantwortet. So wurde zum Beispiel im Juli von der Unicef-Pressesprecherin mitgeteilt, dass voraussichtlich mindestens 800.000 Euro für den Brunnenbau aus den bisher vier Aktionsjahren zusammenkommen werden. Ein Brunnen soll im Schnitt 6.000 US-Dollar kosten. Als die Rechnung dann aber nicht aufging ergänzte Helga Kuhn telefonisch, dass durchschnittlich noch weitere 3.000 US-Dollar pro Brunnen für Schulungen und andere Ausgaben benötigt werden. Damit stimmte die Aussage von 112 Brunnenbauten zumindest ansatzweise. Allerdings wollte sie nicht weiter ausführen, was die Basis pro verkauften Liter Volvic-Wasser für die Höhe der Zuwendung sei. Das müsste Danone beziffern. Doch hier war Eva Podlich von der Danone Waters Deutschland GmbH sehr zugeknöpft. Konkrete Anfragen per Mail blieben unbeantwortet. So bleibt als Anhaltspunkt nur die im ersten Telefonat am Rande erwähnte Zahl, dass mit 800.000 Euro etwa vier Milliarden Liter sauberes Trinkwasser produziert werden können. Umgerechnet wären das dann 400 Millionen Liter verkauftes Volvic. Bei diesem Ansatz ergäbe sich pro Liter eine Spende von 0,002 Euro an Unicef. Anders ausgedrückt, wird vom Verkaufspreis eines Kasten Volvic-Wassers im Supermarkt rund 0,3 Prozent gespendet. Ob dieser bescheidene Anteil jedem Verbraucher bewusst ist?

Rechenspiel. Warum der Spendenanteil völlig unzureichend ist, zeigt ein einfaches Zahlenbeispiel: 400 Millionen Liter Volvic kosten im Laden gut 250 Millionen Euro. Wenn wegen der Spendenaktion zehn Prozent mehr verkauft worden wäre, dann sind das rund 25 Millionen Euro Umsatz. Um damit die Spende von 800.000 Euro an Unicef zu verdienen, reicht eine Gewinnmarge von 3,2 Prozent. Da diese vermutlich höher ist, könnte problemlos mehr gespendet werden.

CW-Meinung. Promo-Aktionen mit Spendenorganisationen sind eine gute Sache, wenn der Verbraucher ehrlich über die echte Spendenwirkung informiert wird. Das ist bei der Volvic Trinkwasser-Initiative nicht der Fall. Oder würde ein Verbraucher statt Evian Volvic kaufen, wenn er weiß, dass von seinem Kaufpreis nur magere 0,018 Euro pro Kasten oder etwa 0,3 Prozent des Kaufpreises gespendet werden? Wenn Danone das wirklich glauben würde, dann könnten sie es ja offen zugeben. Da sie das aber nicht tun, nehmen sie in Kauf, dass der Verbraucher über die Spendenhöhe getäuscht wird. Und bei so etwas macht Unicef mit! Derartige undurchsichtige Spendenpraktiken sollte gerade eine Organisation wie Unicef, die nach der Affäre Anfang 2008 besonders aufmerksam beobachtet wird, nicht mittragen.