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Für eine bessere Spendenkultur
9/16/2008 von Stefan Loipfinger
Archivtext

Gesellschaft für Kinder- und Jugendförderung

Charity-Anstrich zu kommerziellen Zwecken

Das Geld ist knapp bei Schulen. Deshalb ist es meist nicht schwer für die GKJ Gesellschaft für Kinder- und Jugendförderung mbH aus Langenfeld, Schulen von ihrem Sponsorenmodell zu überzeugen. Schließlich wird ihnen angeboten, kostenlos ihren Bestand an Sportmaterialien aufzustocken. Genauer gesagt: Es geht um Fußbälle, Basketbälle, Handbälle und Softbälle. Die Schule muss nur sagen, wie viele sie von welcher Gattung haben will. Den Rest erledigt die GKJ. Doch der Haken: Sponsoren sollen mit 58,31 Euro inklusive Mehrwertsteuer überhöhte Preise für die Bälle bezahlen. Natürlich nicht zum Schaden von GKJ.

Idee und Philosphie. Die Idee der GKJ Gesellschaft für Kinder- und Jugendförderung knüpft an das allgemeine Problem leerer Kassen an: „Eltern und Fördervereine haben in der Regel bereits durch Schulmaterial, Bücher etc. erhebliche Kosten zu tragen. In Zeiten, nicht so üppig gefüllter Kassen, müssen andere Geldquellen gefunden werden.“ Auch bei der Philosophie könnte der Eindruck entstehen, es handelt sich um gemeinnützige Absichten: „Sport soll unseren Kindern Spaß bereiten. Eine gute Sportausbildung bedeutet auch eine gute Gesundheitsausbildung und fördert außerdem die mentale Entwicklung der Kinder und Jugendlichen. ... Zu unserer Firmenphilosophie gehören aber nicht nur soziales Engagement Schulen gegenüber, wir schaffen auch neue Perspektiven für ältere Menschen, allein erziehenden Müttern und Vätern und Arbeitslosen.“

Sponsorengewinnung. Nachdem eine neue Schule gefunden wurde, die kostenlos ihren Ballbestand ausbauen will, werden Unternehmen in der Nähe angesprochen, ob sie an der „Sport-Ball Aktion 2008 für die ... Schule in ...“ teilnehmen möchten. Auch hier steht der gute Zweck im Vordergrund: „Unsere Gesellschaft befasst sich mit dem Sponsoring zur Förderung von Kindern und Jugendlichen. Zur Finanzierung der Sport-Ball Aktion benötigen wir die Hilfe zahlreicher Sponsoren – nur dann können wir den Kindern und Jugendlichen die benötigten Bälle kostenlos zur Verfügung stellen.“ Wer noch mehr wissen möchte, der wird auf die Homepage www.kinder-jugendfoerderung.de verwiesen.

Recherche. In einem konkreten Fall ging es um Bälle für die Volksschule Rosenheim-Happing. Der Konrektor der Schule, Thorsten Deneke, wurde unter anderem mit der Frage konfrontiert, ob der Preis von 58,31 Euro pro Ball nicht etwas teuer wäre. Darauf hin erklärte er schriftlich: „Wir haben uns bereits von dieser "Gesellschaft" distanziert, da sie mit vollkommen überzogenen Preisen an Firmen und Unternehmen herantreten. Ein Softball kostet (Katalog) cirka 24 Euro, ein guter Fußball ist bereits ab 30 Euro (inklusive Mehrwertsteuer) zu haben. Ursprünglich klang die Idee nicht schlecht, diese "Gesellschaft" gab vor, für unsere Schule Sponsoren zu finden, die uns im Bereich Sport unterstützen. Deshalb haben wir um 20 Softbälle und 20 Fußbälle gebeten. Da ich nun mehrere Anfragen wie Ihre vorliegen habe, denke ich, dass hier jedoch nicht seriös gearbeitet wird.“ Auch die GKJ-Geschäftsführerin Helga Kaschel wurde per Mail mit verschiedenen Fragen konfrontiert. Eine Antwort dazu blieb aber aus.

CharityWatch-Meinung. Der Name der Firma und die Werbung erweckt durchaus den Eindruck, es könnte sich um gemeinnützige Absichten handeln: „Über eine Unterstützung Ihrer Firma würden sich die Schüler sehr freuen!“ In Wahrheit ist es aber ein geschickt verpacktes Verkaufsprogramm, das den Gewinn der Firma GKJ steigern soll. Die Förderung von Kindern und Jugendlichen dient nur als verschleierndes Argument, um die überhöhten Preise für die Bälle zu kaschieren. Die steuerliche Absetzbarkeit, die aufgrund der fehlenden Gemeinnützigkeit natürlich nicht durch eine Spendenbescheinigung erreicht werden kann, wird anders dargestellt: „Natürlich sind die Kosten steuerlich in voller Höhe als Betriebsausgabe absetzbar.“