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Für eine bessere Spendenkultur
7/9/2008 von Stefan Loipfinger
Archivtext

World Children’s Fund

Rosenkranz im Bettelbrief ist nur ein Warnsignal

Vermutlich soll ein schlechtes Gewissen produziert werden. World Children’s Fund Deutschland e.V. verschickt Bettelbriefe mit zweifelhaften Fotos und einem Rosenkranz. Im PS schreibt Joseph Lam: „Mit dem beiliegenden Rosenkranz bedanke ich mich schon heute für Ihre großzügige Hilfe. Bitte bedenken Sie: Es ist Ihre Spende, die unschuldige Kinder im Sudan vor einem qualvollen Hungertod rettet.“ Aber das ist längst nicht alles, weshalb von Spenden an den Verein dringend abzuraten ist.

Vorstellung. Der World Children’s Fund Deutschland e.V. (WCF) ist laut eigenen Angaben eine durch Spenden finanzierte Organisation, die hilft, bedürftige Kinder und ihre Familien zu retten, die verstoßen wurden, verzweifelt, gefährdet, ausgebeutet, obdachlos, hungrig, krank sind oder leiden. Mehr als zwölf Länder helfen bei der Beschaffung der Mittel für bedürftige Kinder durch das WCF Global Care and Share Network, darunter Österreich, Frankreich, Deutschland, die Niederlande, Hongkong, Italien, Japan, die Philippinen, das Vereinigte Königreich und die USA. Sämtliche europäischen Partnerorganisationen, darunter auch der World Children´s Fund Deutschland e.V., leiten die Spenden an die gemeinnützige Stiftung „World Children´s Fund Europe (CH)“ mit Sitz in Kanton Zug.

Anfragen. Eine Mailanfrage mit der Bitte um Übersendung des Jahresberichts wurde mit wenig aussagekräftigen Unterlagen beantwortet. Das anschließend mit der Office Managerin Tina Giove geführte Telefonat lieferte ebenfalls wenig erhellendes. So wurde zum Beispiel die Frage nach einer Einnahmen-Überschussrechnung und der Bilanz mit der Auskunft abgetan, diese unterliegen dem Geschäftsgeheimnis. Außerdem sollte die Bitte trotzdem noch einmal schriftlich formuliert werden, damit sich der Vorstand darum kümmern kann. Allerdings hat dieser dann offenbar entschieden, nicht mehr zu antworten.

Minimalzahlen. Zumindest die Bedeutung von World Children’s Fund Europa ist aus dem wenig aussagekräftigen Jahresprogramm erkennbar. Denn danach wurden im Geschäftsjahr 2006/2007 immerhin 16,4 Millionen Euro in 22 Ländern ausgegeben. Für die WCF Deutschland werden Spendeneinnahmen in Höhe von 2,41 Millionen Euro für 2007 ausgewiesen. Die Gesamtzuwendungen für Programme – was auch immer genau darunter zu verstehen ist – sollen bei 1,7 Millionen Euro gelegen haben. Falls die Differenz als Verwaltungskosten zu verstehen wären, dann lägen diese bei 29,7 Prozent – natürlich ohne eventuelle weitere Kosten auf Ebene der Schweizer Stiftung.

ADD. Die in Rheinland-Pfalz für die Einhaltung des Sammlungsgesetzes zuständige ADD Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion hat dem Welt Kinder Fonds e.V. untersagt, in ihrem Bundesland weiter Spenden einzusammeln: „Eine umfangreiche Überprüfung hatte ergeben, dass die Spendengelder in erster Linie für die Spendenakquisition und Werbemaßnahmen verwendet wurden und nicht der beworbenen Unterstützung hilfsbedürftiger Kinder dienen.“ ADD-Präsident Josef Peter Mertens sah vorübergehend auch eine „Umgehung des Sammlungsverbots“ gegeben, da der Einzug von Dauerspenden anschließend durch WCF Deutschland erfolgte. Nachdem auch WCF zusammen mit Medical Mission International e.V. überprüft wurden, haben sich diese verpflichtet, jegliche Spendensammlungen in Rheinland-Pfalz einzustellen. Hintergrund waren Bedenken der Sammlungsbehörde an der Vereinbarkeit der Spendenaufrufe sowie der Werbe- und Verwaltungskostenstruktur mit den sammlungsrechtlichen Bestimmungen in Rheinland-Pfalz.

Medical Mission International. Der ebenfalls in der selben Adresse in Mainz residierende Verein Medical Mission International weist ebenfalls erhebliche Zweifel an den guten Absichten auf. Nicht nur dass die ADD auch bei diesem Verein ein Sammlungsverbot für Rheinland-Pfalz vereinbart hat. Auch der rudimentäre Jahresprogrammbericht im Internet deutet massive Verwaltungskosten an. Von 1,45 Millionen Euro Einnahmen in 2006 wurden nur 592.163 Euro in Programme gesteckt.

CW-Meinung. WCF sammelt mit zweifelhaften Methoden Millionen ein. Neben der Transparenzverweigerung und den bedenklichen Bettelbriefen passt ein weiteres Argument perfekt in das negative Bild von der Spendenorganisation: In einem Anschreiben von WCF wird die Gemeinnützigkeit als Argument für angemessene Kosten angeführt: „Voraussetzung hierfür ist unter anderem, dass die Ausgaben für die Spendenwerbung und allgemeine Verwaltungsausgaben in einem angemessenen Verhältnis zu den Projektausgaben stehen.“ Verschwiegen wird allerdings eine konkrete Angabe der Kosten in Deutschland und in der Schweiz sowie der Hinweis, dass die Finanzamtsprüfung diesbezüglich nicht sonderlich streng ist. Das bestätigt auch die konkrete Prüfung durch ADD, die für Rheinland-Pfalz zu einem Sammelverbot geführt hat. Übrigens bestätigt durch die Schweizer Prüforganisation ZEWO, die bei der Stiftung Welt Kinder Fonds zu größter Vorsicht rät.

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