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Für eine bessere Spendenkultur
6/23/2008 von Stefan Loipfinger
Archivtext

Care – Fürsorge für Arme

Lobenswerte Transparenz bei hohen Werbekosten

In vielen Punkten ist der 2007 von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) an Care Deutschland-Luxemburg e.V. vergebene Transparenzpreis wirklich verdient. Allerdings besteht noch etwas Bedarf, die vielschichtigen Strukturen besser darzustellen. Und vor allem bei den Kosten für Spendenakquise sollte die in Bonn ansässige Entwicklungshilfe- und Nothilfe-Organisation deutlich sparsamer haushalten.

Vorstellung. Unabhängig von politischer Anschauung, religiösem Bekenntnis oder ethnischer Herkunft setzt sich die 1945 gegründete Organisation weltweit für Not leidende, arme und benachteiligte Bevölkerungsgruppen ein. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die globale Armutsminderung. In Kriegs- und Katastrophengebieten leistet CARE schnelle Hilfe mit Nahrung, Kleidung und Notunterkünften. Mit sauberem Trinkwasser und Medikamenten wird dem Ausbruch von Seuchen vorgebeugt. Denen, die alles verloren haben, erleichtert CARE durch Wiederaufbauprogramme den Neuanfang und will langfristig die Ursachen der Armut bekämpfen.

Transparenz. Weit überdurchschnittlich in Sachen Transparenz ist der Jahresbericht 2007 von Care ausgefallen. Besonders lobens- und damit auch nachahmenswert ist die Auflistung der durchgeführten Hilfsmaßnahmen mit einer Kurzbeschreibung und der Benennung der jeweiligen Ausgaben. Auch die Finanzzahlen mit den umfangreichen Erläuterungen sind vorbildlich. Sogar das Gehalt des Geschäftsführers ist mit 76.000 angegeben. Wem das nicht reicht, der bekommt außerdem Anfragen ausführlich und zeitnah beantwortet.

Finanzzahlen. In 2007 wurde mit 14,7 Millionen Euro Einnahmen das Vorjahresergebnis um eine Million Euro überboten. Gut Zweidrittel davon kamen von institutionellen Zuwendern wie dem Auswärtigen Amt, dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, der Europäischen Kommission oder der Aktion Deutschland Hilft. Eine echte Spende inklusive Bußgelder und Nachlässe war nur jeder vierte Euro.

Kosten. Von den Ausgaben in Höhe von 17,8 Millionen Euro in 2007 wurden 15,1 Millionen Euro oder 84,9 Prozent für Projekte verwendet. Der Rest von 15,1 Prozent floss in Aufklärungsarbeit, Werbung und Verwaltung. Allerdings drückt diese Quote nur einen Teil der Wahrheit aus. Denn durch die für Werbung und Öffentlichkeitsarbeit ausgegebenen 1,43 Millionen Euro sind gerade mal Spenden in Höhe von 3,62 Millionen Euro eingesammelt worden. Das heißt die direkten Spendenakquisitionskosten sind mit 39,5 Prozent eindeutig zu hoch!

Undurchsichtige Strukturen. Der deutsch-luxemburgische Ableger von Care International ist eine von zwölf selbständigen Schwesterorganisationen, die weltweit tätig sind. Wie immer bei solchen mehrstöckigen Strukturen entstehen neben den Verwaltungskosten auf Landesebene weitere Aufwendungen, die die Hilfsmaßnahmen belasten. In diesem Fall wird von den vier Millionen Euro Gesamtbudget bei Care International rund die Hälfte für zentrale Koordinierungsaufgaben ausgegeben. Nicht nachvollziehbar ist, wie die Gelder von den jeweils eingebundenen Partnerorganisationen verwendet werden. Und bei den institutionellen Zuwendungen fällt noch die Aktion Deutschland hilft e.V. auf, die in 2007 insgesamt 2,46 Millionen Euro nach Abzug aller dort entstandenen Administrationskosten an Care Deutschland-Luxemburg überwiesen hat.

CW-Meinung. Die in vielen Bereichen vorgelebte Transparenz stimmt sehr positiv. In Sachen Struktur sowie Funktionsweise aller beteiligten Partner ist allerdings noch verbesserungsbedarf. Ähnliches gilt für die direkt der Spendenakquise zuordenbaren Kosten. Denn einem Spendenaufkommen von 3,62 Millionen Euro sollten keine 1,43 Millionen Euro Ausgaben für Werbung und Öffentlichkeitsarbeit gegenüber stehen.