Wednesday, 4/24/2024 Home Suche nach Organisation Datenschutz Impressum
Für eine bessere Spendenkultur
11/17/2011 von Stefan Loipfinger
Archivtext

DZI Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen

Neue Informationsmöglichkeit für Spender

Bild: Screenshot der DZI-Homepage

Es hat lange gedauert. Aber nun ist es endlich so weit: Das DZI Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen hat ihren Internetauftritt deutlich ausgebaut. Damit werden dem Spender endlich viele weitere Informationen für eine richtige Empfängerauswahl geliefert. Das betrifft sowohl die Spendensiegelträger als auch hunderte von weiteren Organisationen. Derzeit sind noch nicht alle Vereine mit hinterlegten Informationen online abrufbar. In den nächsten Tagen und Wochen soll sich die Anzahl aber auf rund 1.000 erweitern. Und was längst überfällig ist: Es werden auch Namen genannt, vor denen das DZI warnt oder die als „nicht förderungswürdig“ eingestuft sind.

Internetauftritt. Mit ihrem deutlich ausgebauten Informationsangebot ist das DZI nun endlich im Internetzeitalter angekommen. Unter www.dzi.de/spenderberatung sind die Auskünfte abrufbar. Mit der nun erweiterten Spenderberatung soll eine Vertrauenslücke geschlossen werden, da der Staat nur eine sehr geringe Kontrolle ausübt. Mit ihren Empfehlungen will das DZI den Spendern und der Öffentlichkeit Sicherheit geben, mit ihrer Kritik warnt sie vor Missständen und schwarzen Schafen.

Siegelträger. Das DZI-Spendensiegel ist das einzige ernstzunehmende Prüfsiegel für Spendenorganisationen in Deutschland. Allerdings gibt es innerhalb der Siegelträger Qualitätsabstufungen, die anhand des Siegels selbst für einen Interessierten nicht erkennbar sind. Auch wenn das so bleibt, kann sich ein Spender nun zumindest auf der DZI-Homepage näher über die Trägerorganisationen informieren. Zum Beispiel ist dort die Höhe der Werbe- und Verwaltungsausgaben in den Abstufungen niedrig (0 bis 10 Prozent), angemessen (10 bis 20 Prozent) und vertretbar (20 bis 35 Prozent) erkennbar. Auch Aussagen zur Werbung und Information sowie zur Kontrolle sind zu finden. Einschränkungen in Form von „überwiegend“ oder „hinreichend“ sind nun nachlesbar. Ein Spender kann damit innerhalb der Siegelträger in seinem Sinne eine genauere Auswahl treffen.

Nicht-Siegel-Träger. Mit dem Spendensiegel sind derzeit 262 Organisationen ausgezeichnet. Da die Beantragung allerdings gebührenpflichtig ist, verzichten viele Vereine zur Vermeidung von Verwaltungskosten darauf. Das DZI fordert aber trotzdem von besonders aktiv Spenden sammelnden Organisationen Informationen über deren Arbeit an und gibt dazu ein Urteil ab. Mit dem Start sind dies allerdings erst 51 Namen, die in den nächsten Wochen um hunderte Einschätzungen erweitert werden sollen. Aussagen wie zum Verein „(I)NTACT Mädchenhilfe, Internationale Aktion gegen die Beschneidung von Mädchen und Frauen e. V.“ können zukünftig Spender in ihrem bisherigen tun bestätigen: „Das Auskunftsverhalten gegenüber dem DZI ist offen. Bei der Durchsicht der vorliegenden Materialien haben sich für das DZI bisher keine kritischen Anhaltspunkte ergeben.“

Verbraucherschutz. Den größten Fortschritt erzielte das DZI bei der Umsetzung ihres Verbraucherschutzauftrages durch die öffentliche Benennung zweifelhafter Vereine. Hierbei wird in die Abstufungen „DZI Spenderberatung warnt“, „nicht förderungswürdig“ und „Einschätzung nicht möglich“ unterteilt. Bei Organisationen in den ersten beiden Rubriken rät das DZI klar von Spenden ab. Zur Vorsicht rät sie bei denen, die aussagekräftige Informationen verweigern. Nach Ansicht der Verbraucherschützer sollten „Organisationen offen über die Verwendung der Spendengelder informieren und darüber hinaus bei der Gestaltung ihrer Werbung ethischen Prinzipien folgen“. Dazu sind allerdings längst nicht Alle bereit, was in diesen Fällen natürlich die Frage nach dem „Warum?“ aufwirft.

Beispielfälle. In der DZI-Warnliste finden sich momentan acht Namen, von den fast alle auch auf der Warnliste von CharityWatch.de zu finden sind. Hierzu zählen Children’s Network International Deutschland, Gandhi Hunger Fonds, Hilfe Weltweit, Mutter Teresa Kinderhilfswerk, St. Josefs Indianer Hilfswerk, Verein für Hoffnung der Zukunft und VFK Krebsforschung. Noch nicht auf der CW-Warnliste enthalten ist Gebende Hände Gesellschaft zur Hilfe für notleidende Menschen in aller Welt, die aber im Buch „Die Spendenmafia“ aufgeführt wird. Als nicht förderungswürdig stuft das DZI Aktion Kindertraum, Cleft-Kinder-Hilfe Professor Hermann Seiler Stiftung, Förderwerk für Kinder weltweit, International Children’s Fund, Johanneshilfswerk International und Rollstuhlfahrer in Not ein.

CW-Meinung. Der neue Internetauftritt des DZI kommt gerade noch rechtzeitig zur Spendenhochsaison 2011. Schade ist, dass viele Namen erst in den nächsten Wochen eingepflegt werden. Dies gilt vor allem für die zweifelhaften Fälle, wie sie beispielsweise auf der Warnliste von CharityWatch.de zu finden sind. In Summe ist es aber ein enormer Fortschritt für den Verbraucherschutz im Spendenbereich. Bleibt zu hoffen, dass die Klagewütigkeit von nicht unterstützenswerten Organisationen das DZI nicht zu hart trifft. CharityWatch.de hat allein in den letzten fünf Wochen über 20 Schreiben von Rechtsanwälten erhalten, die rechtliche Konsequenzen wegen Inhalten auf CharityWatch.de und dem Buch „Die Spendenmafia“ angedroht haben.