Ohne Gegenkandidat. Die Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes zum Amtswechsel zugunsten des bisherigen Bundesgeschäftsführers Thomas Schröder erwähnt keinen Gegenkandidaten. Auf Nachfrage bei der Pressestelle des Deutschen Tierschutzbundes wird der Verdacht bestätigt: Von „Wahl“ kann deshalb nur im formaljuristischen Sinne die Rede sein, denn eine Alternative zu dem durch das Präsidium und den Länderrat der Mitgliederversammlung vorgeschlagenen Schröder gab es nicht.
Blick nach hinten. Die Selbstverlautbarung des Dachverbandes von über 700 Mitgliedsvereinen bundesweit wendet den Blick dann auch konsequent nach hinten. Da ist mehr von den Verdiensten des scheidenden als von den Konzepten des neuen Präsidenten die Rede. Verkauft wird die Personalie unter dem Label „Generationswechsel“. Das ist ein großes Wort für einen nur 14 Jahre jüngeren Nachfolger, der noch dazu als ehemaliger Bundesgeschäftsführer aus dem Erfahrungshorizont eines angestellten Weisungsempfängers heraus nach der Macht greift. Ob der Deutsche Tierschutzbund hier nur ein Gesicht statt des Kopfes ausgetauscht hat, bleibt abzuwarten.
Große Herausforderungen. Schröder übernimmt die Verantwortung für einen Dachverband, der in einer massiven Glaubwürdigkeitskrise steckt und dessen angeschlossenen Tierheime reihenweise von der Schließung bedroht sind. Dass auch der Gesellschaftsbereich Tierschutz von den demokratischen Grundrechten der Meinungs- und vor allem der Pressefreiheit erfasst wird, war vornehmlich eine Überraschung besonders der letzten Jahre, der sich Apel nicht mehr gewachsen zeigte. Nur wenn Schröder auch die globale Konsensforderung nach Transparenz, die über das blanke Lippenbekenntnis und die banalen Kniebeugen des Deutschen Spendenrats hinausreicht, wird bedienen können und wenn er die Tierschutzpraxis der angeschlossenen Vereine modernisiert und professionalisiert, kann er von einer ebenfalls zweistelligen Amtszeit als Präsident des Deutschen Tierschutzbundes träumen.