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Für eine bessere Spendenkultur
8/9/2011 von Stefan Loipfinger
Archivtext

glueckspenden.de

Nicht ausgereiftes Konzept

Ein Konzept mit vielen Schwächen
Bild: Homepage glueckspenden.de

Seit Juni gibt es mit glueckspenden.de eine neue Plattform, auf der Geld für verschiedenste Projekte gesammelt wird. Doch wer genauer hinsieht, der erkennt noch diverse Schwächen in dem Konzept, das nicht ausgereift wirkt. Beispielsweise gibt es keine ausreichenden Prüfungen, wer überhaupt um Geld bitten darf. Außerdem werden die Spenden erst auf ein Konto des Initiators Carsten Schiller überwiesen, der dieses nach Abschluss der Sammlung weiter überweist.

Geldfluss. Carsten Schiller begrüßt Besucher von glueckspenden.de mit den Worten: „Sicherheit beim Spenden ist wichtig! Nicht nur für den Spender, sondern auch für den Spendenempfänger. glueckspenden.de ist die Spenden-Plattform, die beide zusammenführt und Sicherheit bietet.“ Doch worin besteht die Sicherheit, die Schiller verspricht? Auf Nachfrage erklärte er, dass Spenden zuerst auf sein eigenes Konto fließen und dann von dort nach Abschluss der Sammelaktion weiter überwiesen werden.

Projekte. Aus Spendersicht ebenfalls nicht ausreichend sind die Sicherheiten, dass ein angepriesenes Projekt auch wirklich unterstützenswert ist. Denn selbst Privatpersonen können um Geld bitten, ohne irgendeine Bedürftigkeit nachzuweisen. Laut Schiller gab es sogar schon Fälle, bei denen nach Abschluss der Sammelaktion das Geld auf das Konto einer anderen Person überwiesen werden sollte. Und wie wird zumindest versucht, zum Beispiel ein völliges Fakeprojekt zu entlarven? Laut Schiller gibt es keine systematische Prüfung und man könne auch nicht alles prüfen.

Spendenbedingungen. Interessierten ist dringend zu empfehlen, einen Blick in die Spendenbedingungen zu werfen. Dort findet sich im zweiten Absatz von Paragraph 1 folgende Formulierung: „Die Erfüllung eines Bedarfs kann durch mehrere Einzelspenden erfolgen. Wird bei einem Bedarf die erforderliche Gesamtsumme nicht innerhalb eines Zeitraums von 6 Monaten vollständig erfüllt, so kann der Bedarf abgebrochen werden. Kommt es zu einem solchen oder anderweitig bedingten Abbruch des Bedarfs, so werden die für diesen Bedarf gesammelten Spenden nicht an den Empfänger ausgezahlt, sondern fallen der glueckspende.de-Plattform für die Erfüllung Ihrer Aufgaben zu, ggf. wird der Bedarf eines anderen Projekts damit erfüllt.“ Laut Schiller wäre das durchaus üblich und in Ordnung.

CW-Meinung. Für ein Projekt bestimmtes Geld einfach für die Plattform zu vereinnahmen, nur weil die gesamte Summe nicht erreicht werden konnte, ist nicht akzeptabel. Auch wenn das bisher nicht passiert ist, weil glückspenden.de dafür noch zu jung ist, so ist allein die Möglichkeit schon zweifelhaft. Die Abwicklung von Spenden über ein auf den Gründer lautendes Konto ist ebenfalls nicht professionell. Das gilt ebenso für die fehlende systematische Prüfung von Projekten. Theoretisch könnte jemand mit irgendeinem Kinderfoto Geld sammeln. Auch ein Millionär könnte sich die Operation seines Hundes von der Allgemeinheit finanzieren lassen. Hier sollte Carsten Schiller noch dringend konzeptionell nacharbeiten, um möglichen Missbrauch wenigstens so weit wie möglich zu unterbinden.

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