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Für eine bessere Spendenkultur
7/1/2011 von Karin Burger
Archivtext

Hundehilfe Hundeherzen e. V.

Hund zu Tode gerettet

Die Galga "Mora" ist tot.
Bild: spanische Tierschützer

Spanische und Schweizer Augenzeugen berichten erschütternde Szenen des Tiertransportes, den der Verein Hundehilfe Hundeherzen e. V. vergangene Woche aus Spanien nach Deutschland durchgeführt hat. Sicher und unbestritten ist: Eine Hündin hat den Transport nicht überlebt. Ein weiterer Hund soll mit Bissverletzungen vom Transport genommen worden sein. Ein Übernehmer schildert die chaotischen Zustände beim Abladen auf einer Zwischenstation in Frankreich. Das für diesen Verein zuständige Veterinäramt bestätigt: Weder die Paragraph-11- noch die Genehmigung für den geschlossenen Hänger liegen vor. Die Tierschutzszene brodelt, denn zeitgleich gab es noch einen weiteren Tierschützer-Tiertransport aus Spanien, bei dem unbestätigten Angaben zufolge rund 24 Hunden und Katzen zu Tode gekommen sein sollen.

Konsequente Intransparenz. Auf Presseanfragen zu diesem spektakulären Vorfall reagiert der Verein Hundehilfe Hundeherzen e. V., der sich auch in der Vergangenheit durch Intransparenz auszeichnete, nicht. Vier Tage nach dem Vorfall am 22. Juni 2011 legte der Verein eine Stellungnahme vor, die in verschiedenen Tierschützer-Internetforen eingestellt wurde. Auf der Website des Vereins findet man sie nicht und auch sonst keine Erklärungen oder Hinweise zu dem tödlichen Vorfall.

Enthüllende Stellungnahme. Die Tierschützer beschreiben in ihrer Stellungnahme den Zustand der Hunde, die sie aus Spanien nach Deutschland transportiert haben. Die Galgos seien in „übelstem Zustand“ gewesen. Weiter: „Abgemagert bis auf die Knochen. Impfungen wurden erst kurzfristig vor Transportbeginn durchgeführt. Eine Galga […] wurde drei Tage vor Abfahrt kastriert.“ Diese Beschreibungen sind deshalb erstaunlich, weil kranke und/oder frisch operierte Hunde, teilweise ohne bestehenden Impfschutz, überhaupt nicht transportiert werden dürfen. Schon hier beginnen die Verstöße gegen einschlägige Gesetze und Verordnungen, vom Tierschutz ganz zu schweigen.

Geschlossener Anhänger. Hundehilfe Hundeherzen e. V., die über ihre Website laufend weitere Fahrer für diese Spanientransporte gegen Entgelt suchen, bildet dort auch das Transportfahrzeug sowie einen geschlossenen Anhänger ab. In der auf anderen Foren veröffentlichten Stellungnahme geben sie an: „Zudem ist der Anhänger vom Vetamt abgenommen worden. Veterinärin hat durch einen Selbstversuch den Anhänger geprüft. Sie setzte sich hinein und hat sich ein Stück fahren lassen.“

Keine Genehmigungen. Das konnte der zuständige Amtsleiter des Veterinäramt Main-Kinzig-Kreis, Friedrich Wilhelm Jakob, nicht bestätigen. Die diesen Verein betreuende Amtstierärztin ist derzeit im Urlaub, so dass Jakob telefonisch nach Aktenlage Auskunft erteilte. Zwar sei das Zugfahrzeug, ein VW-Crafter-Transporter, genehmigt, der geschlossene Anhänger jedoch sei dem Veterinäramt nie vorgestellt worden. Schlimmer noch: Der Tierschutzverein habe auch nicht die notwendige Genehmigung nach Paragraph 11 Tierschutzgesetz. Zwar laufe ein entsprechendes Antragsverfahren, so der Amtsleiter gegenüber CW, bei der auch schon die so genannte Sachkundeprüfung abgenommen worden sei. Die Genehmigung sei jedoch noch nicht erteilt. Und nach den jetzt vorliegenden Erkenntnissen müsse die Fachbehörde erneut prüfen, ob überhaupt die notwendige Zuverlässigkeit gegeben sei. Diese Auskunft des Veterinärs ist besonders brisant im Hinblick auf die Tatsache, dass der Verein Hundehilfe Hundeherzen e. V. auf seiner Website mit exakt dieser Paragraph-11-Zertifizierung wirbt.

Gravierende Konsequenzen. Nachdem Jakob alle bisher vorliegenden Informationen zu diesem tödlichen Zwischenfall auf dem Transport des Vereins gesichtet hatte, erklärte er gegenüber CW, dass der Vorgang unter Umständen weit reichende Konsequenzen für den Verein haben werde. Dies könne auch die Prüfung strafrechtlicher Belange nach Paragraph 17 Tierschutzgesetz umfassen.

Trotz Traces. Zwar hat der Verein Hundehilfen Hundeherzen e. V. diesen Transport über TRACES gemeldet. Dass eine solche Meldung aber noch kein Beleg für seriös und verantwortungsvoll durchgeführte Tiertransporte ist, das belegt dieser Fall. Zum einen taucht der Anhänger in der TRACES-Meldung nicht auf, wie der Amtstierarzt Jakob erklärte. Damit allein ist sie schon nicht korrekt. Nahe liegend ist dann auch der Verdacht, dass die Anzahl der gemeldeten Tiere nicht mit der Anzahl der tatsächlich transportierten Tiere übereinstimmt, da der Anhänger in der Meldung nicht vorkommt. Überdies gibt es Augenzeugenberichte, wonach angeblich im französischen Mülhausen (Elsass) einige Hunde für Schweizer Empfänger abgeladen worden sein sollen. Diese Abladestation ist aus der Traces-Meldung ebenfalls nicht ersichtlich.

Schreckliche Bilder. Der Transport fuhr noch auf spanischem Boden die Zuladestation Burgos an. Die dortigen Tierschützer haben Bilder von dem Grauen gefertigt, das sie beim Öffnen des Anhängers vorfanden. Bei einer Temperatur von 40 Grad Celsius, so der Bericht, habe man einen weißen Galgo-Rüden zusammen mit einer schon leichenstarren Hündin in einer Transportbox vorgefunden. Im Hänger hätten sich 19 Hündinnen mit Welpen und Galgos zu zweit zusammengepfercht, kleine Hunde sogar zu zweit und zu dritt in einer Box befunden. Hier zeichnet sich der nächste tierseuchen- und tierschutzrechtliche Verstoß ab, weil Welpen überhaupt nicht nach Deutschland eingeführt werden dürfen; auch nicht in Begleitung des Muttertieres.

Tote Hündin. Streit zwischen den deutschen „Tierschützern“ von Hundehilfe Hundeherzen habe es dann, so der Augenzeugenbericht weiter, um den Kadaver der toten Galga gegeben. Der Verein habe verlangt, diesen dem Transport mitzugeben. Die spanischen Tierschützer jedoch verweigerten das mit dem Hinweis auf die Unzumutbarkeit für die im Hänger transportierten Tiere, bei 40 Grad über viele Stunden hinweg mit einem toten Artgenossen und dessen zwangsläufigen Ausdünstungen reisen zu müssen. Stattdessen sorgten die Spanier dafür, dass die tote Hündin obduziert wurde. Das Ergebnis laute: Die Hündin sei erstickt.

Verschwiegene Abladestelle. Ein weiterer Augenzeugenbericht liegt CharityWatch.de von einer Schweizer Tierfreundin vor. Diese sollte im Auftrag einer Tierschutzorganisation im französischen Mülhausen drei Hunde von dem Transport übernehmen. Da die destinierte Hündin tot und der weiße Galgo nicht mehr transportfähig gewesen war, blieb für sie nur noch ein Hund zur Abholung übrig. Zwei weitere Abholer übernahmen vier und zwei Hunde. Diese Abladestelle wird in der Traces-Meldung nicht genannt.

Blankes Chaos. Unaufgeregt und nüchtern berichtet die Augenzeugin von ihren Wahrnehmungen bei der Übernahme des Hundes im Elsass. Der ursprünglich für den frühen Morgen angekündigte Transport sei erst rund zehn Stunde später eingetroffen. Die Fahrer seien sichtlich erschöpft und völlig überfordert gewesen. So wussten sie überhaupt nicht, welcher Hund sich in welcher Box befindet. Zunächst hätten die Papiere, welche ihr die Fahrer aushändigten, nicht zum Hund gepasst. Nachdem sie dann protestiert habe, hätte man so lange gesucht, bis man eine Kombination gefunden habe, bei der Hund und Papiere zusammenpassen. Allerdings sei der von ihr übernommene Hund nicht derjenige gewesen, welche die Schweizer Tierschutzorganisation „bestellt“ habe.

CW-Meinung. Der Verein Hundehilfe Hundeherzen e. V. fiel CharityWatch.de schon bei der ersten Kontaktaufnahme im August 2010 durch sein intransparentes Verhalten auf. Die veterinärbehördliche Kontrolle eines Tiertransportes dieses Vereins im Januar 2011, die von CW veranlasst worden war, dokumentierte schon damals tierseuchenrechtliche Verstöße. Jetzt ist darüber hinaus ein Hund durch den Transport der Tierschützer zu Tode gekommen. Die von verschiedenen Augenzeugen berichteten Zustände bei den Transporten dieses Vereins haben mit Tierschutz nichts mehr zu tun.

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