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Für eine bessere Spendenkultur
4/13/2011 von Dr. Susanna Berndt
Archivtext

STREETSKIDS International e. V.

Transparenz im Internet ist nicht genug

Waisenhaus in Tansania
Bild: Streetkids International

Streetkids International e. V. (SKI) verhilft in Tansania sozial benachteiligten Kindern zu einem würdigen Leben voller Liebe und Möglichkeiten. Dazu zählen der Betrieb eines Kinderhauses, einer Lehrwerkstatt und eines medizinischen Camps. Rund 85 Prozent der Spendeneinnahmen wurden 2009 direkt vor Ort zu einer Verbesserung und Förderung der Lebenssituation eingesetzt. Vorbildhaft und nachahmenswert: Die von einer Steuerkanzlei erstellte detaillierte Einnahmen-Überschussrechnung des Jahresabschlusses ist über die Homepage von SKI für jedermann zugängig. Wenig erfreulich ist, dass auf e-Mails und telefonische Anfragen keine Antwort zu erhalten war. So blieben viele Fragen unbeantwortet. Und gerade Finanzberichte sind nicht immer selbsterklärend.

Situation. Es gibt in Tansania vieles, das sehenswert ist: die Serengeti mit den Big Five, der ewige Schnee auf dem Kilimandscharo, der Viktoriasee. Weniger sehenswert sind die Lebensumstände der Bevölkerung. Häusliche Gewalt, Genitalverstümmelungen, Kinderarbeit und eine HIV-Infektionsrate von 5,7 Prozent (Quelle: www.gtz.de), dazu eine schwache staatliche Verwaltung, hohe Korruption, schlechte Primärgesundheitsdienste und keine flächendeckende Versorgung mit sauberem Trinkwasser hemmen die Entwicklung des Landes und führen zu einer ausgesprochenen Geberabhängigkeit. Das Leid der Menschen brachte den heutigen Geschäftsführer Daniel Preuß am 1. August des Jahres 2000 dazu, Streetkids International (SKI) zu gründen. Laut Satzung hat der gemeinnützig und mildtätig anerkannte Verein mit Sitz in Frankfurt primär den Zweck, das in Eigeninitiative gegründete Kinderheim am Stadtrand der Hauptstadt Daressalaam finanziell zu unterstützen, um sozial benachteiligten Kindern ein Zuhause, gute Ernährung, gesundheitliche Versorgung und eine Schulbildung zu geben sowie ähnliche Projekte in anderen Ländern der Dritten Welt mit gleichem Zweck zu gründen und zu betreiben.

Finanzzahlen. Im Jahr 2009 betrugen die Spendeneinnahmen 100.800 Euro. Das Anlagevermögen – darunter Grundstücke, grundstücksgleiche Rechte und Bauten, einschließlich der Bauten auf fremden Grundstücken sowie andere Anlagen wie ein PKW und Ausstattungen – belief sich auf 132.800 Euro. Die Ausgaben summierten sich auf 88.300 Euro. Bezug nehmend auf die Spendeneinnahmen stehen laut der Zahlen des Jahresabschlusses 84,5 Prozent in direktem Zusammenhang mit den Projekten – wobei die Posten Kfz-Kosten (2.700 Euro), sonstige Investition/technische Dokumentation (1.250 Euro), Gebühren, Beiträge, sonstige Dienstleister (1.360 Euro), Aufwendungen aus Kursdifferenzen (3.380 Euro) sowie die Abschreibungen (7.400 Euro für beispielsweise EDV-Software, PKW, Büroeinrichtung, Betriebsaustattung) also insgesamt 16 Prozent der Spendeneinnahmen, miteinbezogen wurden. Für das Hausbudget der Kinderhäuser sind 14.220 Euro veranschlagt, 9.150 Euro für Schul- und Ausbildungskosten, 15.900 Euro für den Betrieb der Lehrwerkstatt und Kooperationsprojekte, 1.090 Euro für Löhne Afrika sowie 1.520 Euro für die Medical Camps/medizinische Ausstattung. Die Reisekosten für ehrenamtlich tätige Mitarbeiter schlugen mit 4.870 Euro, für Fahrtkostenersatz mit 1.370 Euro und für Ausstattung mit 6.370 Euro zu Buche. Von den fast 8.560 Euro Verwaltungskosten – das entspricht 8,5 Prozent der Spendeneinnahmen – wurden 2.920 Euro für Porto, Telefon und Internet, 360 Euro für Nebenkosten und Büromaterial, 2.570 Euro für einen Büroservice sowie knapp 2.710 Euro für die Buchführung-Abschlusskosten verwendet. Wohl auch nicht direkt bei den Kindern kommen die insgesamt 7.000 Euro oder sieben Prozent für Werbekosten und Öffentlichkeitsarbeit an, darunter 1.500 Euro Reise-Akquisekosten Fremde/Spender.

Christlicher Verein. Es war eine Geschäftsreise im Jahre 1999, die dem Gründer Daniel Preuß die Armut Tansanias vor Augen führte. Als Pastorensohn wurde er im christlichen Glauben erzogen, gleichwohl hat er vor allem gelernt, dass viele, die sich Christen nennen - gar nicht so sind. Auf den Internetseiten von SKI, ist auf die Frage, ob es sich um einen christlich geführten Verein handelt, zu lesen: „Ja, aber was macht christliches Handeln aus? [...] Wir glauben, dass es nicht so wichtig ist, wie man sich nennt oder bezeichnet, sondern was der einzelne oder in diesem Fall der Verein tut.“ In diesem Sinne wurden in Tansania auf eigenem Grundstück ein Jungenhaus und ein Mädchenhaus erbaut. Heute leben dort insgesamt 29 Waisenkinder. Hinzu kommen Projekte wie die Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Partner YWAM (Jugend mit einer Mission) bei einer Lehr- und Produktionswerkstatt (MEC) mit ungefähr 130 Ausbildungsplätzen, Unterstützung der Kanisa la Biblia Tansania bei der Inbetriebnahme einer christlichen Schule/Internat – Call & Vision Academy im Süden Tansanias sowie die Finanzierung und – gemeinsam mit einem Bischof – Organisation eines Medical Camps in einer alten Kirche, in dem einmal pro Monat bedürftige Kinder und ihre Mütter untersucht, behandelt und medizinisch betreut werden. Insbesondere bei YWAM ist die Hilfsbereitschaft an eine christliche Mission geknüpft.

Spendenrat. SKI ist seit Jahren Mitglied im Deutschen Spendenrat und hat als solches eine Selbstverpflichtungserklärung unterzeichnet. Auf die Mitgliedschaft im Spendenrat wird werblich hingewiesen und im Jahresbericht wird erklärt, SKI würde den Transparenzpflichten nachkommen. Leider fehlt die gemäß Selbstverpflichtungserklärung aufzustellende Vier-Spartenrechnung, aus der die Zuordnung der Ausgaben auf Satzungszwecke und Hilfsbereiche wie Verwaltung und Werbung möglich wäre.

CW-Meinung. Leider schlug die anfängliche Freude über einen im Internet veröffentlichten und mit Finanzzahlen versehenen Jahresbericht im Verlauf der Recherche in Verwunderung über. Die mehrmaligen Kontaktversuche über Telefon und e-Mail blieben unerwidert. Ein Mitarbeiter am Empfang des Vereins äußerte die Vermutung, dass die Vereinsmitglieder vielleicht kein Interesse an einem Beitrag über Streetkids International (SKI) hätten. Eigenartig, verkündet doch der Gründer Daniel Preuß auf der Internetseite von SKI unter Pressedienst: „Individuelle Fragen und Informationswünsche sind bei uns herzlich willkommen! Ich stehe Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung und beantworte Ihre Fragen direkt. Senden Sie mir hier eine Mail oder nehmen Sie telefonischen Kontakt auf! Ich freue mich auf Ihr Interesse an STREETKIDS!!!“ So bleiben viele unbeantwortete Fragen, etwa nach der Zahl der Vorstandsmitglieder, nach aktuellen Projekten, nach gesetzten Zielen und letztendlich auch zu den veröffentlichten Finanzzahlen von 2009, deren Zuschreibung ohne Rücksprache immer in gewisser Weise eine Vermutung sein wird. Auch wird die als Spendenratsmitglied vorgeschriebene Transparenz in Form einer Zuordnung der Ausgaben auf einzelne Bereiche nicht umgesetzt.