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Für eine bessere Spendenkultur
2/22/2011 von Stefan Loipfinger
Archivtext

BMS Kinderhilfe e.V.

Vorstandsvorsitzender, Kassier und Kassenprüfer in einer Person

Hilfe für krebskranke Kinder
© SURABKY - Fotolia.com

Laut Verein kommt jeder gespendete Euro bei Kindern an. Gemeint sind krebskranke Kinder, für die angeblich ehrenamtliche Helfer von Haus zu Haus ziehen. Doch daran sind durchaus gewisse Zweifel angebracht. Eine vertrauenswürdige Quelle bestätigte dies sehr deutlich. Aber unabhängig davon: Der Vorstandsvorsitzende heißt Wolfgang Sch. und ist gleichzeitig Kassier und Kassenprüfer im Verein. Seine Ehefrau ist zweite Vorsitzende. Bei der Staatsanwaltschaft Memmingen läuft ein Ermittlungsverfahren.

Intransparenz. Angeblich sammelt der Verein BMS Kinderhilfe in ganz Bayern. Wie viel Geld dabei zusammen kommt, wollte das Ehepaar Sch. auf Anfrage nicht mitteilen. Ebenso ignoriert wurde die Frage nach der Spendenverwendung. Doch wenn tatsächlich 100 Prozent der Spenden den Satzungszwecken zuführt werden, welchen Grund gibt es dann, die Zahlen zu verheimlichen?

Ämterverteilung. Bei dem 2008 gegründeten Verein werden verschiedene Ämter in Personalunion ausgefüllt. Der 48-jährige Wolfgang Sch. übt nicht nur das Amt des Vorstandsvorsitzenden aus. Er ist gleichzeitig von den sieben Gründungsmitgliedern zum Kassenwart gewählt worden – und ebenfalls einstimmig zum Kassenprüfer. Seine Ehefrau Karola ist die zweite Vorsitzende – mit Zustimmung eines Tobias Sch., der ebenfalls Gründungsmitglied des Vereins ist. Eine laut Vereinsrecht vorgesehene Kontrolle ist so nur schwer vorstellbar.

Ermittlungen. Derzeit läuft ein Ermittlungsverfahren wegen Betrugsverdachts, wie die Staatsanwaltschaft Memmingen auf Anfrage von CharityWatch.de bestätigte (Aktenzeichen: 331 Js 13531/10). Bei den zu prüfenden Vorwürfen geht es um ein krebskrankes Kind, das inzwischen verstorben ist. Trotzdem sammelte der Verein auch danach noch Spenden für das Kind. Der Pressesprecher betonte allerdings, es werde derzeit geprüft, ob es sich dabei um ein Versehen oder um Vorsatz handelte.

BMS GmbHs. Am Wohnsitz der Familie Sch., der auch Anschrift des Vereins ist, waren ebenfalls eine BMS Abo GmbH und eine BMS GmbH eingetragen. Die 2007 gegründete BMS Abo verfolgte unter anderem das Ziel, Mitgliedschaften in Einkaufsgemeinschaften zu vermitteln. Im August 2010 wurde die Firma wegen Vermögenslosigkeit von Amts wegen gelöscht. Ähnlich erging es der 2005 gegründeten BMS GmbH, die unter anderem die Vermittlung von Energie- und Kommunikationsdienstleistungen durchführte. 2008 wurde über diese GmbH das Insolvenzverfahren eröffnet. Geschäftsführer beider GmbHs war Wolfgang Sch..

Telefonat. Zahlreiche Anschreiben und Anrufe mit Rückrufbitten ignorierte der Verein, bis Wolfgang Sch. bei einem letzten Versuch doch telefonisch erreicht werden konnte. Er bestätigte, dass derzeit noch zwei oder drei weitere Personen Spenden sammeln würden. Angeblich mit bescheidenem Erfolg. Im vergangenen Monat gingen beim Verein nur 76 Euro ein. Installierte Kontrollen, die das bestätigen, scheint es nicht zu geben. Es könnte somit auch wesentlich mehr Geld gesammelt worden sein. Zu den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen berichtete der Vorstandsvorsitzende, dass die Sammlung für ein bereits verstorbenes Kind durch einen Mitarbeiter ohne seine Zustimmung erfolgte. Wolfgang Sch. betonte, mit der Staatsanwaltschaft zusammenzuarbeiten, um die Einstellung des Verfahrens zu erreichen.

CW-Meinung. Auf Fragen antwortet der Verein nur ungenau. Zu Auskünften über die Verwendung der Spenden ist er ebenfalls nicht bereit. Die Werbung mit 100 Prozent Projektquote klingt wenig glaubwürdig angesichts fehlender Kontrollen für die Einnahmen der Werber. Und wenn sich der Kassier selbst prüft und zusammen mit sich selbst als Vorstandsvorsitzendem über die Spendenverwendung entscheidet, dann stellt sich das als äußerst zweifelhafte Ämterbesetzung dar. Von Spenden an diesen Verein kann nur abgeraten werden.