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Für eine bessere Spendenkultur
10/18/2010 von Stefan Loipfinger
Archivtext

PETA Deutschland e.V.

Geldauflage wegen Volksverhetzung

Anti-Leder-Kampagne
Bild: PETA Deutschland e.V.

Die PETA-Werbekampagne „Der Holocaust auf ihrem Teller“ beschäftigte jahrelang deutsche Gerichte. Bilder von Massentierhaltungen wurden jeweils neben einer Abbildung von lebenden oder toten Häftlingen in Konzentrationslagern gezeigt. Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat dagegen erfolgreich rechtliche Schritte eingeleitet. Über die moralischen Aspekte solcher Kampagnen hinaus sollten Geldgeber hinterfragen, warum PETA für solche Rechtsstreitigkeiten Spendengelder verschwendet. Wissenswert für die Unterstützer ist auch die Tatsache, dass die Schwesterorganisation in den USA tausende Tiere tötet – vorsätzlich und ohne Not, denn Geld wäre genügend vorhanden. Schließlich bezeichnet sich PETA selbst als weltweit größte Tierrechtsorganisation mit über zwei Millionen Unterstützern.

Volksverhetzung. Die rechtliche Auseinandersetzung zwischen dem Zentralrat der Juden in Deutschland und PETA (People for the Ethical Treatment of Animals) begann 2004. Das Landgericht Stuttgart untersagte den Tierschützern, Bilder der damaligen Werbekampagne „Der Holocaust auf ihrem Teller“ zu zeigen. In der Berufung vor dem zuständigen Kammergericht ist PETA ebenfalls unterlegen. Laut Harald Ullmann, zweiter Vorsitzender von PETA Deutschland, liegt das Verfahren derzeit beim Europäischen Gerichtshof, weil „in Österreich die Holocaust-Kampagne höchstrichterlich komplett für zulässig und begründet ausgeurteilt wurde“. Neben diesen zivilrechtlichen Auseinandersetzungen beschäftigte sich auch die Staatsanwaltschaft Stuttgart mit dem Fall. Diese endeten erstinstanzlich mit einem Strafbefehl wegen Volksverhetzung für den PETA-Vorstand Harald Ullmann. Das Berufungsverfahren ist im Sommer dieses Jahres gegen Zahlung einer Geldauflage in Höhe von 10.000 Euro eingestellt worden. Stephan Kramer, Generalsekretär des Zentralrats der Juden, sieht damit den Vorwurf der Volksverhetzung bestätigt und verurteilt gleichzeitig aktuelle Äußerungen von Dr. Edmund Haferbeck, in denen er von einer „KZ-Haltung von Legehennen“ spricht. Laut Kramer hat PETA weiterhin keine Skrupel, „das Leiden der unter dem Nationalsozialismus Verfolgten für seine Zwecke zu instrumentalisieren“. Ullmann sieht das auf Anfrage ganz anders. Er bezeichnet die Geldauflage als einen „Freispruch 2. Klasse“ und betont ausdrücklich die Unschuldsvermutung: „Der Zentralrat ist mit dem Versuch, mich zu kriminalisieren, kläglichst gescheitert.“

Tiertötungen. PETA USA, die Schwesterorganisation des deutschen Vereins, hat 2008 in ihrem Hauptquartier in Norfolk, Virginia, über 2.000 nicht kastrierte Tiere aufgenommen – darunter Katzen, Hunde und andere Tiere. Fast alle – angeblich 95,8 Prozent – wurden getötet. PETA bezeichnet Euthanasie als „mitfühlende Option“. Sehr allgemein wird von „unheilbar kranken Tieren“ gesprochen. Doch waren wirklich fast alle Tiere krank? Schwer nachvollziehbar, wie auch das zweite Argument: „PETA Deutschland e. V. ist ein eigenständiger und rechtlich unabhängiger Verein und ist nicht für die Arbeit von PETA USA verantwortlich.“ Vergisst oder verdrängt dabei Harald Ullmann, dass seine Vorstandsvorsitzende in Deutschland Ingrid Newkirk heißt? Sie gründete 1980 PETA USA, ist heute als Geschäftsführerin tätig und damit mitverantwortlich für die Tiertötungen.

Mitbestimmung. Viel zu selten wird die Satzung eines Vereins gelesen. Bei PETA Deutschland ist darin beispielsweise die Entmachtung der 30.000 Mitglieder zu finden, die kein Stimmrecht besitzen. Nur ganze acht Mitglieder entscheiden über die Vereinsbelange und die Zusammensetzung des Vorstandes. Vermutlich auch deshalb läuft seit Jahren alles gleich ab: Harald Ullmann leitet die Versammlungen, wozu er laut Satzung bei Verhinderung der Vorsitzenden Newkirk bestimmt ist. Anthony Lawrence ist Schriftführer von PETA Deutschland und lässt sich regelmäßig entschuldigen. Er wird von Harald Ullmann vertreten. Wer dann noch da ist und jeweils seit 1994 durch Abwesenheit glänzende Personen wählt, ist unbekannt. Ullmann schreibt in das Protokoll trotz Satzungsvorgabe nicht rein, wie viele Mitglieder erschienen sind. Wie viele für oder gegen eine Person gestimmt haben, ist ebenfalls nicht in den – über Jahre fast identischen - Protokollen festgehalten, obwohl die Satzung eine Protokollierung der Abstimmungsergebnisse vorgibt.

Verwaltungskosten. 94,3 Prozent der Betriebsausgaben in Höhe von 1,82 Millionen Euro sollen im Geschäftsjahr 2008/2009 in direkte und indirekte Programme geflossen sein. Dabei verschickt PETA sehr viele Bettelbriefe, in denen für neue Spenden geworben wird. Die Kosten dafür werden teilweise gerade mal zu 15 Prozent als Fundraising-Aufwand verbucht. Bis zu 85 Prozent bucht Ullmann in die satzungsgemäßen Ausgaben, wodurch die geschönten Zahlen entstehen. Um die extrem stark kumulierten Zahlen aus einem Werbeflyer besser zu verstehen, hat CharityWatch.de nach dem „ausführlichen Bilanzbericht“ gefragt, den angeblich jeder bei PETA anfordern kann - leider Fehlanzeige.

Extremmeinungen. Tieren würde es besser gehen, wenn das „Konzept des Haustiers […] nie erfunden worden wäre“. Blindenhunde sind „Gebrauchshunde“ und nach PETA ist es falsch, tierische Produkte zu essen oder zu tragen. Diese vegane Lebensführung beinhaltet, dass Leder und Wolle ebenso verpönt sind wie Eier oder Milch. „Leder bedeutet echtes Leiden“ ist ebenso ein PETA-Motto wie „Milch macht krank“. Das ist an dieser Stelle nicht abwertend gemeint. Jeder muss selbst entscheiden, ob er diese Ansichten teilt oder sich vielleicht lieber für artgerechte Haltung einsetzt. CharityWatch.de hält es nur für wichtig, dass jeder Spender die Ziele eines Vereins kennt.

Rechtstaatlichkeit. Laut Satzung darf PETA „alle gesetzlichen Mittel“ nutzen, um die Vereinsziele zu erreichen. Trotzdem hat der PETA-Mitarbeiter und Berater Dr. Edmund Haferbeck ein Buch mit dem Titel „Ein Plädoyer für radikale Tierrechtsaktionen“ veröffentlicht. Darin werden Aktionen von autonomen Tierschützern gelobt. Das aufgrund seiner Aktionen umstrittene Deutsche Tierschutzbüro wurde schon mit Recherchen beauftragt. Im Impressum wird ein Ingo Schulz als Verantwortlicher genannt. PETA-Vorstand Ullmann will keinen Ingo Schulz kennen, obwohl auf der Homepage zahlreiche Beiträge über Enthüllungen von PETA zu finden sind – zum Teil mit filmisch dokumentiertem Eindringen ohne Erlaubnis.

CW-Meinung. Über den ersten Bericht “Verschleierte Extremansichten” hat sich PETA mehrfach beschwert, weil es solche nicht gäbe. Das ist unlogisch: Wenn es keine Verschleierung gibt, dann würde kein Mitglied/Spender wegen dem Bericht seine Unterstützung einstellen und PETA-Vorstand Ullmann müsste sich nicht beschweren. Beschweren sollten sich stattdessen die Mitglieder, weil sie keine Stimmrechte haben. Oder die Spender, weil ihnen verschwiegen wird, wie viel Geld in Werbung und Verwaltung fließt und PETA Geld für zweifelhafte Rechtsstreitigkeiten ausgibt. Oder auch die Tiere, die jährlich von PETA USA getötet werden. Aber diesen gesteht selbst PETA kein Recht auf Leben zu.

Abschließende Anmerkung. Die Kritik an PETA ist keine Lobbyarbeit für diejenigen, die Tiere quälen oder ihnen sonst Schaden zufügen. Eine Verbesserung der Rechte für Tiere ist auch in den Augen von CharityWatch.de sinnvoll und notwendig. Radikale oder vielleicht sogar autonome Tierschützer schaden allerdings diesem Ziel. Wenn PETA nun als Antwort auf kritische Fragen unterstellt, CharityWatch.de würde „von der tierausbeutenden Industrie bestens bezahlt und instrumentalisiert“, ist das ebenso entlarvender Unsinn wie die Vermutung von Kontakten zu einer „kriminellen Vereinigung, die für die Tiermafia arbeitet“.

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