Leserhinweis. Wie so oft führte auch hier ein mit konkreten Vorwürfen gespickter Leserhinweis zu weiteren Recherchen. Die darin enthaltene Unterstellung von bis zu zehn professionellen Werbern hat sich allerdings nicht bestätigt. Laut Kunigunde Link sammelt gelegentlich noch ihre Tochter und der Schwager eines Mitglieds neben ihr und Angelo Pastore für den Verein Geld. Auf Nachfrage räumte sie eine „Provision“ von 50 Prozent des Sammlungsertrages ein. In ihren Augen absolut fair, weil bei anderen Sammlern meist noch viel weniger Geld für den guten Zweck übrig bleibt. Ob sie die Spender darüber aufklärt, verneinte sie. Auf Nachfrage räumte sie allerdings ein, dass dann vermutlich Viele nicht mehr spenden würden.
Rechtsstreit. Wie hart der Kampf um das Geld der Passanten in einigen Innenstädten tobt, verdeutlicht in Ansätzen die geforderte Unterlassungserklärung des Verein KHO Kinderhilfsorganisation e.V. aus Nürnberg. Laut Schriftverkehr der Anwaltskanzlei von KHO war Kunigunde Link früher Mitglied bei KHO und hätte angeblich nach Gründung des eigenen Vereins mit Unterlagen von KHO gesammelt. Der von Link dann beauftragte Anwalt bestritt dies, da die Anschuldigungen der KHO-Anwälte nicht wirklich logisch waren. Eine Unterlassungserklärung wurde deshalb nicht abgegeben. Das traurige Ende von dieser Geschichte: Noch mehr Geld wurde den gemeinnützigen Zwecken entzogen und für Anwaltshonorare ausgegeben.
CW-Meinung. Einfach am Abend die Hälfte des Geldes aus der Sammeldose als Provision zu vereinnahmen, ist schon sehr dreist. Kein Spender ahnt das und würde vermutlich auch nicht spenden, wenn er es wüsste. Skrupellos wird auf dem Rücken krebskranker Kinder ein nennenswertes „Zubrot“ für die Beteiligten vereinnahmt. Auch wenn Kunigunde Link recht hätte, dass die anderen noch viel schlimmer sind, ist das keine Rechtfertigung für ihr Verhalten. Denn wer kontrolliert eigentlich, dass wirklich „nur“ die Hälfte in die eigene Tasche fließt? 3.000 Euro für den guten Zweck nach einem halben Jahr Sammlungen durch bis zu vier Personen ist Beleg genug, wie wenig wirklich übrig bleibt. Eine einfache Rechnung wirft noch mehr Fragen auf: Wenn von 150 bis 200 Euro nach Abzug der „Provision“ und Kosten für Zugticket und anderes wenigstens 50 Euro übrig bleiben würden, dann hätten bereits 60 Sammlungstage (15 pro Person bei vier Sammlern) gereicht, um das angeblich stolze Ergebnis zu erreichen. Die Beteiligten waren aber sicher häufiger auf der Straße unterwegs. Und sie werden es weiterhin sein, da die Landesregierungen verschiedener Bundesländer reihenweise die Sammlungsgesetze mit der Begründung „Bürokratieabbau“ abgeschafft haben.