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Für eine bessere Spendenkultur
8/6/2010 von Stefan Loipfinger
Archivtext

RIFF Kinder-Leukämie-Hilfe e.V.

Spenden für den Insolvenzverwalter

Leukämiekranke Kinder sehen nichts von den Spenden
Bild: Auszug aus Sammlungsaufruf

Seit Anfang 2010 ist der in Solingen ansässige Verein RIFF Kinder-Leukämie-Hilfe zahlungsunfähig. Im Februar hat das Amtsgericht Wuppertal das Insolvenzverfahren eröffnet. Trotzdem wird aktuell immer noch um Kleiderspenden und sogar um Geldspenden geworben. Ein Leser von CharityWatch.de übermittelte einen entsprechenden Aufruf. Doch was passiert mit dem Geld? Insolvenzverwalter Robert Fliegner erklärt dies sehr eindeutig: „Einnahmen dienen nur noch der Befriedigung der Gläubiger. Eine satzungsgemäße Weiterleitung von Spenden an Vereine, die Leukämie-Kranke unterstützen, wird nicht mehr erfolgen.“ Deshalb war er sehr interessiert an dem angegebenen Spendenkonto. Denn es handelt sich nicht um das Anderkonto, über das eigentlich die Zahlungen seit Insolvenzeröffnung abgewickelt werden.

Sammlungsaufruf. Ein kürzlich verteilter und CharityWatch.de vorliegender Werbezettel enthält definitiv falsche Aussagen: „Unsere Aufgabe lautet: an Leukämie erkrankten Kinder zu helfen. Sie können uns dabei unterstützen. Ohne großen Aufwand, ohne Kosten. Gut erhaltene Kleidungsstücke kommen nicht in den Reisswolf, sondern werden selbstverständlich weiter gegeben. Wir danken für Ihre Hilfe - Kinder-Leukämie-Hilfe e.V. - Verein zur Unterstützung krebskranker Kinder in Deutschland. Spendenkonto: Volksbank Solingen[…]“

Durchführung. Offensichtlich zuständig für die Verteilung der Werbeprospekte und die Abholung der Kleiderspenden ist ein Abholdienst Daum aus Köln. Deren Kontaktdaten sind für weitere Informationen auf dem Aufrufzettel angegeben. Am Telefon erklärte Heidemarie Daum, dass sie von der Insolvenz nichts wüsste. Ihr Ehemann Peter Daum würde monatlich mit dem Verein telefonieren. Was mit den Kleiderspenden passiert, konnte sie nicht sagen, da dafür laut ihren Aussagen der Verein zuständig ist. Wie hoch denn die Vergütung für das Sammeln wäre, weiß laut Heidemarie Daum nur ihr Ehemann, der aber nicht erreichbar war. Eine schriftliche Anfrage per Fax wurde nicht beantwortet. Laut Insolvenzverwalter Fliegner stellt sich die Vereinbarung zwischen dem Verein und dem kommerziellen Abholdienst allerdings anders dar. Danach hat der Verein nichts direkt mit den Kleiderspenden zu tun. Mit den Kleidersammlern wurde nur eine Art Lizenzvereinbarung für die Nutzung des Vereinslogos geschlossen, um durch Vorschiebung der Leukämiehilfe bessere Sammlungsergebnisse zu erzielen. Eine kommerzielle Verwertung der Kleiderspenden obliegt laut Fliegner den Sammlern selbst.

Vorstand. Laut Insolvenzbekanntmachung wurde der Verein durch die Vorstände Nicole Langenbrunner und Gesine Gräber vertreten. Die Vorsitzende Langenbrunner war unter der Telefon-Nummer des Vereins Kinder-Leukämie-Hilfe nicht erreichbar. Sie betreibt aber offenbar auch die „Katzensuche Solingen“. Dort ist allerdings nur ein Anrufbeantworter erreichbar.

CW-Meinung. Aufrufe zu Sach- beziehungsweise Geldspenden für einen insolventen Verein sind absolut unseriös. Das Geld sowie die Kleiderspenden kommen keinesfalls leukämiekranken Kindern zu Gute. Aber schon vorher verfolgten die Kleidersammler offenbar in erster Linie kommerzielle Interessen. Der Verein wurde laut Insolvenzverwalter Fliegner mit einer pauschalen „Lizenzgebühr“ für die Nutzung des Logos abgespeist.

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