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Für eine bessere Spendenkultur
7/30/2010 von Stefan Loipfinger
Archivtext

Weltweite Kinderhilfe e.V.

Verweigerte Offenlegung der Spendenverwendung

Ein Bettelbrief der Weltweiten Kinderhilfe von Juni 2010
Bild: Stefan Loipfinger

„Die Not armer, kranker und hungriger Kinder lindern und ihnen Liebe und Geborgenheit schenken.“ Das sind die lobenswerten Ziele des 1971 gegründeten Vereins Weltweite Kinderhilfe. Doch wie sie das umsetzen beziehungsweise wofür sie das Geld der Spender genau einsetzen, will der Vorstandsvorsitzende Günter Will nicht öffentlich machen. Er legt die Bilanzen des Vereins nur gegenüber staatlichen Behörden und Einrichtungen unter öffentlicher Aufsicht offen. Trotz dieser Verweigerung von Transparenz wirbt er massiv um Spenden. Mit Bettelbriefen wird aktuell für den Bau eines Kinderfamilienhauses in Laudenbach gesammelt. Wie hoch die Kosten für das Fundraising sind und wie viel Geld wirklich in den Bau des Heimes fließt, bleibt allerdings unbeantwortet.

Der Paritätische. Die Weltweite Kinderhilfe ist Mitglied beim Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband und der Internationalen Gesellschaft für Heimerziehung. Erst vor einem Monat hat Werner Hesse vom Gesamtverband „Der Paritätische“ sich in die aktuelle Transparenzdebatte eingemischt und sehr vernünftig Position bezogen. In einem vierseitigen Schreiben an verschiedene Politiker hat er vor einer Überregulierung gewarnt aber gleichzeitig eine praktikable gesetzliche Regelung gefordert. Er spricht sich für eine Ausweitung der bestehenden Veröffentlichungspflichten für Kapitalgesellschaft auf Vereine und Stiftungen aus – zum Wohle der korrekt und verantwortungsbewusst handelnden Organisationen. Absolut lobenswert, doch leider nicht selbst gelebt. Denn als einer der großen Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege steht „Der Paritätische“ für über 10.000 angeschlossene eigenständige Organisationen, denen er eine entsprechende freiwillige Transparenz vorschreiben könnte. Leider tut er das bisher nicht, weshalb Mitglieder wie die Weltweite Kinderhilfe weiter die Verwendung der Spendengelder verschleiern können.

CW-Meinung. Wer fremdes Geld sammelt, der sollte über die Verwendung der Mittel transparent informieren. Schließlich ist mit der Spende das Versprechen verbunden, das Geld entsprechend des Satzungszwecks zu verwenden. Für seriöse Organisationen ist dies selbstverständlich. Möglichst zeitnah wird über die Einnahmen und Ausgaben der Vorjahre berichtet. Über die Vorgaben von DZI, Spendenrat und VENRO ist die Veröffentlichung der Mittelverwendung quasi zum Branchenstandard erklärt worden. Deshalb gilt: Wer nichts zu verstecken hat, der wird dem Spender beziehungsweise Mitglied offen und ehrlich erklären, was er mit seinem Geld getan hat. Wer dazu nicht bereit ist, der grenzt sich selbst vom seriösen Teil der Branche ab.

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