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Für eine bessere Spendenkultur
5/25/2010 von Stefan Loipfinger
Archivtext

Suchmaschine Ecosia.org

Spenden an WWF durch Internetsuchanfragen

Startseite von ecosia.org
Bild: www.ecosia.org

Das World Wide Web bietet sehr Vieles, man muss es nur finden. Ohne Suchmaschinen wie Google, Yahoo und Co. ist das allerdings fast unmöglich. Christian Kroll aus Wittenberg betreibt ebenfalls drei Suchmaschinen. Allerdings mit einem großen Unterschied: Die Erträge aus den Suchanfragen werden zum großen Teil für den Schutz der Regenwälder eingesetzt. Dabei hat ein Sucher nicht einmal Nachteile – im Gegenteil. Kroll arbeitet mit Bing, Google und Yahoo zusammen. Die Ergebnisse sind also identisch mit den direkt dort gestellten Anfragen. In Sachen Datenschutz ist ein Sucher allerdings durch den „Umweg“ über Kroll’s Suchmaschinen besser gestellt. Eine wirkliche Empfehlung in Verbindung mit der guten Tat.

Forestle. Nach seinem BWL-Studium ging der heute 26-jährige Christian Kroll erst einmal auf Weltreise. Während dieser begann er schon mit der Programmierung von forestle.org. Der Schutz des Regenwaldes war schon damals der Hintergedanke für die grüne Suchmaschine. Der Name entstand aus forest (englisch für Wald) und den beiden letzten Buchstaben von Google. Denn die größte Suchmaschine der Welt lieferte anfänglich die Suchergebnisse. Allerdings nicht lange, weil Google in dieser Form keine gemeinnützigen Projekte unterstützen wollte. Kroll musste deshalb seine Suchmaschine abschalten und konnte erst Monate später mit Yahoo als Partner wieder ans Netz gehen. Seit dem sind 90 Prozent der Einnahmen an „The Nature Conservancy“ gespendet worden.

Znout. Aufgrund der Reaktion von Google wurde über Nacht die “CO2-neutrale Suchmaschine“ znout.org gegründet. Das Kürzel steht für „zero negative output“ und neutralisiert im Nachhinein den CO2-Ausstoß einer jeden Suchanfrage durch den Kauf von Emissionszertifikaten. Da die Werbeeinnahmen nicht gespendet werden, ist eine Zusammenarbeit mit Google wieder möglich. Aus Nutzersicht ist dieser Weg der „guten Tat“ allerdings nicht ganz so effektiv. Denn für den Kauf der Zertifikate müssen „nur“ rund 20 Prozent der Einnahmen aufgewendet werden. Im Vergleich zu den beiden anderen Suchmaschinen ist der nicht kommerziell verwendete Anteil an den Einnahmen deutlich kleiner.

Ecosia. Da Znout “nur” Emissionszertifikate kaufen darf und Forestle durch den Namensbezug zu Google und den nicht weltweit gültigen Verträgen mit Yahoo ebenfalls keine völlig zufrieden stellende Situation aufweisen kann, hat Kroll Ende 2009 seine dritte Suchmaschine ecosia.org ins Leben gerufen. Diese vereint die Vorteile von Bing und Yahoo. Von den Einnahmen, die im Durchschnitt circa 0,13 Cent pro Suchanfrage betragen, werden mindestens 80 Prozent an den WWF gespendet. Kroll erwartet für dieses Jahr eine Spendensumme von über 100.000 Euro.

WWF. Constanze Oelighoff von WWF Deutschland hat auf Nachfrage bestätigt, dass die vereinbarten Spenden geleistet wurden und mit den Erfahrungswerten bezüglich der Einnahmen pro Suchanfrage sowie der Zusage von mindestens 80 Prozent Spendenanteil überein stimmen. Verwendet wird das Geld zum Schutz des Regenwaldes im Nationalpark Juruena-Apui im Amazonasgebiet. Da laut WWF fünf Euro reichen, um einen Hektar tropischen Regenwald zu schützen, errechnet sich pro Suchanfrage mit 0,1 Cent Spende ein Anteil von zwei Quadratmetern.

Datenschutz. Für regelmäßige Internetnutzer spielt das Thema Datenschutz eine immer größere Rolle. Wer zum Beispiel ecosia.org als Suchmaschine nutzt, der hat laut Kroll den Vorteil, dass seine IP-Adresse (eindeutige Nummerierung, die dem Computer des Nutzers zugeordnet ist) nicht an Yahoo und Bing weiter geleitet wird. Ecosia löscht die Daten nach circa 48 Stunden. Bei Znout mit dem Partner Google muss die IP-Adresse eines Suchers übermittelt werden. Allerdings gibt es wenigstens den Vorteil, dass automatisch produzierte Cookies (Datenbankeinträge zum Austausch von Informationen zwischen Computerprogrammen) wenigstens keine persönlichen Einträge enthalten.

Rechtliches. Derzeit werden alle drei Suchmaschinen von Christian Kroll als Einzelunternehmer betrieben. Das wird sich bei Znout und Forestle auch nicht ändern. Für das Hauptprojekt Ecosia denkt Kroll derzeit allerdings über die Gründung einer eigenständigen Organisation nach. Dieser Prozess ist derzeit noch nicht abgeschlossen. Kroll würde aber eine gemeinnützige Struktur einem kommerziellen Ansatz vorziehen. Aber unabhängig vom Ergebnis bleibt die Werbeaussage einer Spende von mindestens 80 Prozent der Einnahmen unangetastet.

CW-Meinung. Die Nutzung von Suchmaschinen ist zu einem völlig selbstverständlichem und häufig notwendigem Vorgang geworden. Viel zu wenig wird darüber nachgedacht, welcher Dienstleister einem eigentlich die besten Ergebnisse bringt. Vor allem in Deutschland wird fast ausschließlich Google genutzt, die in Sachen Datenschutz immer wieder in der Kritik stehen. Schon allein um diese monopolistische Struktur nicht weiter zu fördern, sollten Nutzer gelegentlich Alternativen ausprobieren. Mit der aus Deutschland stammenden Seite www.ecosia.org ist eine solche vorhanden. Die Spende an WWF ist hier ein echter Mehrwert und schützt zwei Quadratmeter Regenwald. Übrigens: Bei der Krombacher Regenwaldaktion müssen für den „Gegenwert“ von einer Suchanfrage zwei Kasten Bier geleert werden. CharityWatch.de wird dann wohl doch Ecosia vorziehen...